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Fintech Hufsy stellt den Betrieb ein

Es wollte ursprünglich Firmenkunden beim Finanzmanagement helfen. Doch knapp zwei Jahre nach dem Start in Deutschland ist Schluss für das Fintech Hufsy.

Die Smartphonebank Hufsy stellt ihr Geschäft ein. Wie Frank Schwab, Beiratsvorsitzender des Finanz-Start-ups, dem Handelsblatt am Freitag bestätigte, hat sich das Unternehmen entschlossen, „die Betaphase in den nächsten Wochen einzustellen“. Zuvor hatte bereits der Newsletter „finanz-szene.de“ über eine mögliche Einstellung des Geschäfts berichtet. „Unsere Entscheidung ist am Donnerstag, gefallen und wir haben dann auch direkt unsere Kunden informiert“, sagte Schwab. Insgesamt habe das Unternehmen etwa 1000 Kunden gewinnen können und zuletzt neun Mitarbeiter gehabt.

Hufsy war 2015 von einem dänischen Team gegründet worden und im Oktober 2017 in Deutschland mit einem Konto für Geschäftskunden gestartet. Die Zielgruppe sollte vom Freiberufler bis zum Unternehmen mit etwa 100 Mitarbeiter reichen.

„Wir haben die Situation von Hufsy gründlich untersucht und festgestellt, dass das Engagement, das erforderlich ist, um das Unternehmen voranzubringen, zu groß war“, erklärte nun Schwab, der Mitgründer des Fintech-Forums ist. Im aktuellen Wettbewerbsumfeld habe sich Hufsy „leider nicht so entwickelt wie wir das erwartet und gehofft hatten“. Das Unternehmen war trotz relativ langer Präsenz am Markt nie über die sogenannte Beta-Phase – also eine Art Testversion – hinausgekommen.

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Noch vor einem Jahr hatte Hufsy-Geschäftsführer Kristoffer Borg Petersen im Gespräch mit dem Handelsblatt in Aussicht gestellt, dass die Beta-Phase nach dem Sommer 2018 beendet werde. Dies ist jedoch nicht geschehen. Petersen war damals erst wenige Wochen im Unternehmen. Er hatte den Posten zuvor von Co-Gründer Rafal Lipinski übernommen, der aus dem Unternehmen ausgeschieden war. Für eine erneute Auskunft war Petersen für das Handelsblatt in dieser Woche allerdings schon nicht mehr zu erreichen.

Angetreten war Hufsy, um „so etwas Kompliziertes wie Finanzmanagement und Banking für Start-ups und Freelancer simpler gestalten“ – so formulierte es der Gründer Lipinski vor zwei Jahren. Dabei wollte er „zwei großartige Welten zusammenbringen: Skandinavisches Design und deutsches Technik-Know-how“. Eine eigene Banklizenz hatte Hufsy nicht, stattdessen nutzte es die der Solarisbank. Mit der müssen die bestehenden Kunden ihre Konten nun auch abwickeln. „Wir haben ihre Konten aufgelöst und unser Bankpartner Solarisbank wird die Konten innerhalb der nächsten zwei Monate auflösen“, sagte Schwab.

Wie ein Sprecher der Solarisbank auf Anfrage des Handelsblatts mitteilte, können die Kunden noch bis zum 11. September dieses Jahres auf ihre Konten zugreifen und etwaige Einlagen auf andere Konten transferieren.

Nachdem Finanz-Start-ups zunächst auf das Geschäft mit Privatkunden konzentriert hatten, wächst seit einigen Jahren das Angebot für Firmenkunden. „Das Geschäft mit Firmenkunden ist grundsätzlich anders als mit Privatkunden, weil sie es gewohnt sind, für Bankdienstleistungen Geld zu zahlen“, sagt Hakan Eroglu von der Unternehmensberatung Accenture.

Das kann ein Vorteil sein. Punkten könnten die Anbieter mit Zusatzservices wie einer integrierten Buchhaltungsfunktion, Warenfinanzierung und Hilfe beim Reisekostenmanagement. Für Selbständige und kleine Unternehmen böten die etablierten Banken in diesem Bereich noch weniger ausgereifte Lösungen und sind zugleich oft teurer, so Eroglu.

Allerdings: „Um in diesem Segment erfolgreich zu sein, muss man einen langen Atem haben.“ Wenn Unternehmen aufgeben, liege das womöglich nicht nur an der Kundenzahl, sondern auch an internen Problemen, „denn die zunächst geringen Kundenzahlen und der Wettbewerb untereinander sind für alle Anbieter eine Herausforderung“, sagt der Berater.

Besondere Zielgruppe

Zu den ersten Anbietern mit Fokus auf Geschäftskunden zählt das Fintech Holvi. Es ist 2014 in Finnland gestartet und seit 2015 in Deutschland aktiv. Vor drei Jahren wurde es von der spanischen Großbank BBVA gekauft, arbeitet nach eigenen Angaben aber weiter unabhängig. Aktuell beziffert Holvi die Zahl seiner Kunden auf 150.000, etwa 40 Prozent davon seien aus Deutschland. Holvis Zielgruppe sind Solo-Selbstständige und Firmen mit maximal neun Mitarbeitern.

Auf solche Mini-Firmen hat es seit 2017 auch das Berliner Start-up Kontist abgesehen, bei dem im vergangenen Jahr das Softwareunternehmen Haufe als Minderheitsaktionär eingestiegen war. Zur Zahl seiner Kunden äußert sich Kontist nicht. Sowohl Holvi als auch Kontist werben damit, dass sie Unternehmer bei der Buchhaltung, etwa der Steuerberechnung, unterstützen.

Das Berliner Fintech Penta zielt auf etwas größere Unternehmen, in denen zwei bis 50 Personen beschäftigt sind. Penta wurde zwischenzeitlich von der Fintech-Plattform Finleap übernommen, und es gibt Pläne, das Unternehmen mit der Finleap-Tochter Beesy aus Italien zusammenzuführen. Penta verfügt derzeit über gut 6000 Kunden und will die Zahl bis Jahresende auf 20.000 erhöhen.

Vor knapp zwei Wochen wurde bekannt, dass auch die Deutsche Bank eine digitales Bankangebot für Gründer, Selbstständige und Freiberufler aufbaut. „Fyrst“ soll ebenfalls die Buchhaltung sowie dem Auftragsmanagement helfen.

In Deutschland gab es zuletzt rund 800 Fintechs. Eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC zeigte kürzlich, dass seit 2011 schon 233 ihr Geschäft wieder eingestellt haben. Ein besonders kritischer Erfolgsfaktor ist die Finanzierung. „Mit Geld kann man vieles kompensieren und sich beispielsweise fehlende Expertise einkaufen“, sagte Sascha Demgensky, Leiter Fintech bei PwC in Deutschland, dem Handelsblatt.