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Wie dieses Fintech Andreessen Horowitz noch im Stealth-Modus von einem Investment überzeugte

COO Emre Talay, CEO Orkhan Abdullayev und CTO Nicolas Thouzea (v.l.n.r.) arbeiteten vier Jahre bei Delivery Hero und gründeten dann gemeinsam Payrails.
COO Emre Talay, CEO Orkhan Abdullayev und CTO Nicolas Thouzea (v.l.n.r.) arbeiteten vier Jahre bei Delivery Hero und gründeten dann gemeinsam Payrails.

Das Berliner Startup Payrails war erst wenige Wochen alt, als Gründer Orkhan Abdullayev plötzlich eine Nachricht von einem der Top-Geldgeber aus dem Silicon Valley in seinem Postfach fand. Der frühere Vice President von Delivery Hero und zwei seiner Kollegen hatten gerade bei dem Dax-Konzern gekündigt und ein eigenes Startup gegründet. Noch war ihr Fintech Payrails im Stealth-Modus, es hätten nur wenige Leute von ihrem Vorhaben gewusst, ein Baukastenprinzip für Bezahldienstleister zu entwickeln, so Abdullayev im Gespräch mit Gründerszene. "Andreessen Horowitz haben uns auf Linkedin angeschrieben, weil sie von uns gehört haben. Woher, weiß ich aber auch nicht."

Er und seine Mitgründer Emre Talay sowie Nicolas Thouzeau verabredeten sich zu einem Gespräch mit A16z, wie der Fonds von Andreessen Horowitz auch genannt wird. Am Ende einigten sich beide Parteien auf eine Beteiligung. Der Szene-VC, der Milliarden mit Portfoliogrößen wie Airbnb, Facebook und Slack verdiente, leitete daraufhin die Seed-Runde des Berliner Fintechs an. Im August war die Payrails GmbH im Handelsregister eingetragen, drei Monate später war der Notartermin mit den Geldgebern.

Pluspunkt: Gründerteam arbeitete jahrelang zusammen

Dazu sind nun mehr Details bekannt: Insgesamt 5,8 Millionen Euro (6,4 Millionen Dollar) sammelte das Fintech ein. Neben A16z kam das Geld von HV Capital, Delivery-Hero-CFO Emmanuel Thomassin, den Flixbus-Gründern Jochen Engert, André Schwämmlein und Daniel Krauss sowie Hellofresh-CEO Dominik Richter.

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Für Andreessen Horowitz ist es das zweite Investment in ein deutsches Gründerteam. Im Sommer 2020 beteiligte sich der Fonds an dem KI-Startup Rasa, das allerdings ein Jahr zuvor von Berlin nach San Francisco übersiedelte. Payrails ist somit das erste Portfolio-Unternehmen, das seinen Sitz nach wie vor in Deutschland hat.

Andreessen Horowitz sei nicht nur von der Idee des Fintechs überzeugt gewesen, sondern vor allem von dem Gründerteam, sagt Abdullayev. Das Trio baute bei Delivery Hero über vier Jahre ein globales Bezahlsystem auf, Abdullayev leitete den Bereich zuletzt. Thouzeau war zuvor obendrein CTO bei mehreren kleinen Rocket-Internet-Ventures. Der VC habe es begrüßt, dass die Entwickler bereits lange zusammengearbeitet hätten und dann auch noch einen hochkarätigen Arbeitgeber wie den Essenslieferdienst vorweisen konnten.

Bei dem Dax-Konzern kümmerten sich die Berliner darum, dass etwa die Transaktionen zwischen Kunden und Restaurantpartnern in den über 30 Märkten reibungslos verliefen. Dabei sei ihnen ein Problem aufgefallen: Für jeden Bezahldienstleister, mit dem Delivery Hero kooperierte, sei es Mastercard oder Paypal, für jede Währung und jede lokale Bezahl-App müssen neue Schnittstellen gebaut werden. Für all diese Payment-Partner gibt es separate Tools, die Kommunikation ist langwierig. Ihre Idee: Eine Art Baukasten, über den sich sämtliche Bezahldienstleister und die technische Infrastruktur bündeln lassen. Sie nannten es Payrails.

Vermittlung zwischen Firmenkunden und Bezahldienstleistern

„Der Markt ist stark fragmentiert“, erklärt CEO Abdullayev. „Die bisherigen Lösungen sind oftmals entweder auf bestimmte Regionen zugeschnitten oder die Technologie ist recht starr und lässt Unternehmen kaum Flexibilität zu.“ Payrails ist eine cloudbasierte Software für Firmenkunden, über die sich sämtliche Bezahldienste abwickeln lassen, egal aus welchen Ländern, in welchen Währungen und welchen Zahlungsmethoden. Alles mit einer einzigen Schnittstelle. Dadurch, dass alle Transaktionen über eine Software laufen, erhalten die Unternehmen auch einen Live-Überblick über ihre Liquidität und Zahlungsflüsse.

Welche Payment-Anbieter an Payrails angeschlossen werden, das bestimmen die Kunden selbst. Mit den jeweiligen Partnern, wie etwa Adyen und Visa müssen sie selbst noch Verträge aushandeln und diese weiterhin bezahlen. Die Infrastruktur und weitere Kommunikation übernimmt dann Payrails. Das Startup ist sozusagen eine Art Vermittler. Für jede Transaktion, die über das Portal getätigt wird, behält sich das Fintech eine fixe Gebühr ein. Pro Unternehmen seien das im Normalfall mehrere Millionen Aufträge am Tag, erklärt der CEO.

Einige Tech-Firmen würden Payrails bereits in einer Pilotphase testen, sagt er. Namen möchte er aber nicht nennen. Die Business Angels lassen darauf schließen, dass es sich etwa um Hellofresh und Flixbus handeln könnte. Der Markstart sei für das zweite Quartal geplant. Bis Jahresende will das Team eine Handvoll Kunden aufgenommen haben, der Fokus liege zunächst auf Essenslieferdiensten und Quick Commerce, sagt Abdullayev – damit habe das Trio bereits Erfahrungen gesammelt. Und genau das mochte ja auch Andreessen Horowitz an dem Team.