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Die Feministin in der Familie

Donald Trump macht Witze über Frauen und Politik gegen sie. Doch seine Tochter sieht ihn als Frauenförderer und sich als Feministin – das zeigt ein Auftritt in Berlin mit Kanzlerin Merkel.

Es sind die Fragen, die jedem im Raum auf der Zunge liegen. Im Festsaal des Intercontinental Hotels in Berlin sitzen am Dienstagnachmittag Frauen auf einer Bühne, die man getrost als Powerfrauen bezeichnen darf, IWF-Chefin Christine Lagarde etwa, die kanadische Außenministern Chrystia Freeland oder Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Und Ivanka Trump. Wieso sie? Was macht sie eigentlich in Berlin?

So lauten diese Fragen – und Miriam Meckel, Herausgeberin der WirtschaftsWoche und Moderatorin dieser Runde, spricht sie auch aus: Kommen Sie als Vertreterin ihres Vaters, fragt sie die First Daughter der USA. Als Repräsentantin des amerikanischen Volkes? Oder, schließlich betreibt Ivanka Trump eine Schmuck-und Kosmetiklinie, als Chefin ihres eigenen Unternehmens, die neue Märkte erkunden will?

Also, letztes ganz sicher nicht“, antwortet Trump vorsichtig. Doch in der Tat sei ihre Rolle unklar, sie finde sich noch hinein. Weniger als 100 Tage sei ihr Vater bislang im Amt, gibt sie zu bedenken.

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Es ist eine diplomatische Eröffnung. Eine, die Trump fortzusetzen versucht, als sie die progressive Einstellung ihres Vaters zu Frauenrechten hervorhebt.

Da zischt es im Festsaal vernehmlich und Moderatorin Meckel merkt an, so manche seiner Aussagen hätten das ja nicht nahegelegt. Aber Ivanka Trump weicht wieder geschickt aus. Sie könne nur für sich selbst sprechen und für die Tausenden Frauen, die ihr Vater gefördert habe.

Es ist einer der kniffligeren Momente bei diesem W20 Summit, der Teil der deutschen G20-Präsidentschaft ist. Aber es sind Fragen, die auf die Agenda gehören – schließlich soll es, so der Wille von Gastgeberin Merkel, um die Klärung gehen, wieso Frauen in Führungspositionen oft noch unterrepräsentiert sind – so sehr, dass die Lage „frustrierend“ und „deprimierend“ sei, wie es IWF-Chefin Lagarde nennt.

„Gelinde gesagt, gibt es noch Luft nach oben“, sagt die Französin zur wirtschaftlichen Beteiligung von Frauen, sie meint das sarkastisch, natürlich. Schließlich hätte gerade in weniger entwickelten Staaten ein lächerlich geringer Anteil von Frauen Zugang zu Kapital.


"Wir Industrieländer sind ja auch Rollenmodelle"

„Wir brauchen nicht nur Akteure, wir brauchen Aktivisten“, sagt die sonst eher kühl wirkende IWF-Chefin feurig. Schließlich sorge eine stärkere wirtschaftliche Rolle von Frauen für mehr Wachstum, weniger Ungleichheit, eine diversere Volkswirtschaft. So sehr, dass große Investoren bei Konzernen mittlerweile nachfragten: Wie haltet ihr es mit der Zahl der Führungs-Frauen? Und davon ihre Anlagen abhängig machen.

Diese Zahlen sind an vielen Stellen schlicht: ernüchternd. In Deutschland etwa wird nur eines von zehn Start Ups von Frauen gegründet – und in Aufsichtsräten sind diese noch immer dramatisch unterrepräsentiert, wie Kanzlerin Merkel vorrechnet. Sie hätte lange Zweifel gehabt, ob man dagegen gesetzlich vorgehen müsse, sagt Merkel – auch in Replik zur Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller, Chefin des Werkzeugmaschinen-Riesen Trumpf, die auf dem Podium aus ihrer Ablehnung einer Frauenquote keinen Hehl macht.

Über Jahre habe die Politik Konzerne regelrecht angebettelt, damit Aufsichtsräte wenigstens zu einem Drittel weiblich besetzt seien, sagt Merkel. Vergeblich. Und deswegen habe man dies irgendwann eben festschreiben müssen. „Die Konzerne haben sich das Gesetz selbst erarbeitet, durch Nichtstun.“

Auch Quoten-Gegnerin Leibinger-Kammüller räumt ein, dass sie in ihrem Unternehmen eine „heimliche Quote“ eingeführt hat – und sicherstelle, dass bei jeder Bewerbung in der Endauswahl eine Frau dabei sei.

Auf diese Art der sanften Veränderung setzt auch die Kanzlerin. So will sie – „Wir Industrieländer sind ja auch Rollenmodelle“ – auf die G20-Agenda den besseren Finanz-Zugang für Unternehmerinnen setzen. Länder wie Deutschland, die Niederlande, Kanada oder die USA könnten Kapital sammeln, das von der Weltbank verwaltet und strategisch investiert werden könne.

Diese Idee unterstützt übrigens auch Trump, sie hat dazu am Dienstagmorgen einen Gastbeitrag in der Financial Times veröffentlicht, gemeinsam mit dem Weltbank-Chef. Darüber steht als Schlagzeile: „Investitionen in Frauen entfalten globale ökonomische Gewinne.“

Jetzt muss nur noch Vater Donald zuhören. Der wollte jedenfalls, so ist seinem Twitter-Feed zu entnehmen, zuschauen, wie sich seine Tochter in Berlin schlägt.