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Nach fast drei Jahren der Abschottung: China lockert strikte Null-Covid-Maßnahmen und Experten warnen vor "Gesundheitskrise"

Plötzlich Zeit für eine Pause: Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde waren die letzten Monate in China rund um die Uhr im Einsatz. - Copyright: Getty/Kevin Frayer
Plötzlich Zeit für eine Pause: Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde waren die letzten Monate in China rund um die Uhr im Einsatz. - Copyright: Getty/Kevin Frayer

Es ist ein Meilenstein zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Nach fast drei Jahren der strengen Abschottung hat China im Kampf gegen die Corona-Pandemie seine strikten Null-Covid-Maßnahmen etwas gelockert.

Der Staatsrat des 1,4-Milliarden-Einwohner-Landes verkündete am Mittwoch in Peking einen neuen Zehn-Punkte-Plan. Dazu gehören Erleichterungen für Quarantäne, PCR-Tests und Lockdowns. Für asymptomatisch Infizierte und bei leichten Krankheitsverläufen soll es "grundsätzlich" möglich sein, auch zuhause in Isolation zu gehen. Nach einer Woche Heimquarantäne sind dann zwei negative PCR-Tests nötig, um sich wieder frei bewegen zu können. Enge Kontaktpersonen sollen sich fünf Tage zuhause isolieren und dann freitesten können.

Die anhaltenden strikten Beschränkungen nach inzwischen schon fast drei Jahren Pandemie hatten in dem riesigen Land für Unmut gesorgt. Vor knapp zwei Wochen rollte die größte Protestwelle seit Jahrzehnten durch verschiedene chinesische Städte. Ein starkes Polizeiaufgebot hatte danach weitere Demonstrationen verhindert. Der Protest richtete sich gegen Ausgangsbeschränkungen für Wohnanlagen oder ganze Stadtviertel, Zwangsquarantäne, zum Teil fast tägliche Testpflicht und andere harte Null-Covid-Maßnahmen.

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Nun sollen Lockdowns sich nur noch auf Gebäude, Wohneinheiten, Stockwerke oder Haushalte beziehen - nicht "willkürlich" auf Bezirk, Straße oder gesamte Gegend ausgeweitet werden, wie der Staatsrat weiter mitteilte. Gesundheitscodes oder negative PCR-Tests sollen auch nicht mehr notwendig sein, wenn Menschen zwischen Regionen reisen. Auch Zahl und Häufigkeit der Tests sollen verringert werden.

Ein negativer PCR-Test sei künftig nicht mehr generell nötig - außer für Personal in Grund- und Mittelschulen, medizinische Einrichtungen, Pflegeheime oder auch Waisenhäuser, hieß es weiter. Wichtige Staatsorgane, große Unternehmen und andere spezielle Einrichtungen könnten trotzdem nach ihren eigenen Vorbeugungsplänen handeln.

Zahl der Infizierten sinkt – zumindest in der Statistik

Diese neue Test-Strategie schlägt sich bereits in der Statistik nieder: Die Gesundheitskommission berichtete am Mittwoch von rund 25.000 Neuinfektionen an einem Tag. Die Zahlen sind seit Tagen rückläufig, nachdem Ende November ein Höchststand von rund 40.000 erreicht worden war.

Grund dafür ist aber nicht etwa ein Rückgang von Corona, sondern der Umstand, dass wesentlich weniger getestet wird und die Laborproben offenbar langsamer ausgewertet werden.

Xi Chen, Professor an der Yale School of Public Health in den USA warnte im Gespräch mit dem US-Nachrichtensender CNN vor einer Belastung des Gesundheitssystems: "Eine Krise zeichnet sich ab – der Zeitpunkt ist wirklich schlecht … China muss nun einen Großteil seiner Maßnahmen während des Winters (der sich mit der Grippesaison überschneidet) lockern, das war also nicht so geplant." Auslöser für die rasante Öffnung waren wohl auch die landesweiten Proteste der Bevölkerung, die ein Ende der Massen-Lockdowns, Zwangsquarantäne und Test-Pflicht gefordert hatten.

Die Impfquote ist in China schlecht – von den über 80-Jährigen haben nur 40 Prozent einen Booster bekommen. Außerdem bestehen Zweifel an der Wirksamkeit des chinesischen Impfstoffes bei Infektionen mit der Variante Omikron. Der deutsche Hersteller Biontech wartet noch immer auf eine Zulassung in der Volksrepublik, die jedoch aus politischen Gründen von Peking verhindert wird.

Zudem ist die ärztliche Versorgung auf dem Land dürftig; landesweit gibt es zu wenige Intensivbetten.

"China hat die Null-Covid-Politik so lange verfolgt, dass es jetzt in einer Zwickmühle steckt", sagte William Schaffner, Professor für Infektionskrankheiten vom Vanderbilt University Medical Center in den USA, zu CNN. "Sie haben, egal, in welche Richtung sie einschlagen, keine guten Optionen mehr. Sie haben wirklich gehofft, dass diese Epidemie weltweit ihren Lauf nehmen würde und sie das (durch die Abschottung und strikten Maßnahmen) ohne Auswirkungen überstehen könnten – und das ist nicht geschehen."

Mit Material der dpa