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Kurse von Familienunternehmen entwickeln sich um fünf Prozent besser als andere Firmen

Risikobewusste familiengeführte Konzerne stehen sich an der Börse überdurchschnittlich gut da. In Europa gibt es zahlreiche Vorzeigeunternehmen.

Im Mittelstand kehrt das Vertrauen in die Zukunft zurück. Das hat das KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer ergeben. Gerade bei kleineren und mittleren Firmen steigt der Optimismus. Doch der bisher solide Aufschwung weist Risiken wie den Zollstreit mit den USA auf. Dabei ist es wichtig, dass gerade Familienunternehmen als stabiler Motor für Umsatz und Beschäftigung rund laufen.

Obwohl die rund 4700 größten Familienunternehmen in Deutschland nur 0,1 Prozent aller Firmen ausmachen, stehen sie für einen Gesamtumsatz von fast einem Viertel aller Umsätze der Firmen, wie das Institut für Mittelstandsforschung errechnet hat. Sie sind das Rückgrat der Wirtschaft. Entsprechend gut schlagen sie sich auch auf dem Parkett.

Börsennotierte Unternehmen in Familienbesitz in Europa schneiden im Vergleich zu ihren Konkurrenten, die ohne diesen Anker auskommen müssen, in der Kursentwicklung im Schnitt um 4,74 Prozent besser ab. Das hat die Credit Suisse in ihrer Studie „CS Family 1000“ errechnet. Die USA können bei der Entwicklung seit dem Jahr 2006 nicht mithalten und kommen auf ein Plus von gut drei Prozent, heißt es in der Studie, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt.

Stärkere Bilanzen, höherer Cashflow

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Die Japaner liegen allerdings mit knapp 7,5 Prozent deutlich höher. Gerade in schwierigen Zeiten wie heute spielen die familienorientierten Unternehmen ihre Stärke aus. Michael O'Sullivan, Chief Investment Officer für das Wealth Management bei Credit Suisse, bezeichnet sie krisenresistenter. „Angesichts ihres höheren Ertragswachstums über den Konjunkturzyklus passen sie ihr Risikoprofil schneller an.“

Außerdem überzeugten sie mit einer stärkeren Bilanz und einem höheren Rückfluss von Barmitteln, dem Cashflow. Das vereinfache die Finanzierung der Firmen, so O'Sullivan.

Am besten laufen nach seiner Erfahrung Unternehmen, die sich in der ersten oder zweiten Generation in der Hand von Familien befinden. Sie sind stärker wachstumsorientiert. Ohnehin überzeugen familiengeführte Unternehmen durch ihre längerfristige Orientierung in die Zukunft und langfristige Investitionsentscheidungen.

Das ist für den Strategen ein klarer Vorteil im Vergleich zur Quartalsorientierung der Konkurrenten. Auch die Vorstandschefs prägen die Konzerne langfristiger. „Während Top-Manager normalerweise im Durchschnitt fünf Jahre an der Spitze stehen, kann es gut das Zwei- oder gar Dreifache im Fall von Familienunternehmen sein“, urteilt der Banker.

Damit besitzen europäische Großunternehmen für Emmanuel Chapuis, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Oddo BHF Asset Management, große Attraktivität, wenn sie von Familien geprägt werden. Als Beispiele nennt er den deutschen Softwarehersteller SAP oder den spanischen Bekleidungskonzern Industria De Diseño Textil (Inditex). Zu Inditex gehören Marken wie Zara und Pull & Bear.

Familien wie die Quandts, Hopps, Agnellis und Rothschilds besitzen große Aktienpakete und kontrollieren nicht selten die Filetstücke der europäischen Wirtschaft. Dem krisengebeutelten größten deutschen Autobauer traut Chapuis ein Comeback zu. „Bei Volkswagen sehen wir die Lage beispielsweise nicht ganz so kritisch wie der Markt. Die Familien Porsche und Piëch werden die Folgen der Abgasaffäre managen, davon bin ich überzeugt“, urteilt er.

Die Vorteile von familiengeführten Unternehmen schlagen sich auch in der Bewertung nieder. Historisch gesehen können sie auf eine Prämie zu vergleichbaren Unternehmen bauen. Bei den von der Credit Suisse untersuchten Firmen betrug der Aufschlag seit 2006 im Schnitt elf Prozent, wenn der Kurs mit dem in einem Jahr prognostizierten Gewinn verglichen wurde.

Internationalisierung bringt nicht nur Vorteile

Allerdings schrumpfte der Aufschlag in den vergangenen Jahren, wie die Banker feststellen. Zu den besten Unternehmen in Europa mit einem Ankeraktionär zählt die Credit Suisse mit Nemetschek ein deutsches Unternehmen aus dem IT-Bereich, das Gesundheitsunternehmen Sartorius, den Finanzdienstleister Grenke und den Autovermieter Sixt.

Diese Firmen treiben wie die meisten europäischen Familienunternehmen ihre Internationalisierung voran, um zu wachsen. Das bringt jedoch nicht nur Vorteile mit sich. „Die Kursschwankungen des Euro gegenüber ausländischen Währungen ist für international operierende Familienunternehmen ein Problem. Das haben wir auch bei unserer Performance im bisherigen Jahresverlauf gespürt“, betont Oddo-Manager Chapuis.

Einen genauen Blick auf die Märkte wirft auch Ivan Bouillot, Manager des Fonds BL European Family Businesses. Für ihn haben die europäischen Aktienmärkte zuletzt etwas an Boden verloren. Er begründet das damit, dass die Börsen auf die politischen und makroökonomischen Risiken fokussiert waren.

„Da zählten die im zweiten Quartal guten, von den Unternehmen erzielten Ergebnisse wenig“, urteilt Bouillot von der Banque de Luxembourg Investments (BLI). Sein Fonds hat seit der Auflage im Dezember 2016 eine Kursentwicklung von 26,89 Prozent erreicht. Zuletzt profitierte der Fonds von familiengeprägten Aktien wie der italienischen Datalogic, dem Schweizer Antriebsspezialist Belimo und der deutschen Nemetschek.

Zu den größten Positionen im BL European Family Businesses gehören der Schreibgeräte-Hersteller Fila und auch Krones, deutscher Produzent von Abfüllanlagen für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Bei der 100 Jahre alten Fila begeistert sich Bouillot an der attraktiven Bewertung. Die internationale Wachstumsstrategie wird aus seiner Sicht „sehr gut umgesetzt“.

Krones überzeugt ihn nicht nur durch einen Marktanteil von 25 Prozent bei der Entwicklung und Produktion von Abfüllanlagen. Das Unternehmen profitiert auch von einem „attraktiveren Margenprofil als seine zwei Hauptwettbewerber“. Mit solider Bilanz könne der Konzern den Markt aktiv konsolidieren und seine Stellung als Marktführer festigen, urteilen die BLI-Experten.

Bei ihrem Investment sollten Anleger allerdings genau hinschauen, auch wenn die Familienunternehmen insgesamt durch eine bessere Kursentwicklung überzeugen. „Mit Blick auf die Performance bei Familienunternehmen scheint sich ein Anteil von 30 bis 40 Prozent am Konzern am besten auszuzahlen“, stellt O'Sullivan von der Credit Suisse fest.