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Fahrerlaubnis für saudische Frauen – Daimler hofft auf steigende Verkaufszahlen

Fast 700.000 Menschen haben bereits den kleinen Film geklickt, den der saudische TV-Sender Al Arabiya am Montagabend auf Twitter geteilt hat: Eine Frau im schwarzen Abaya bekommt da ihren Führerschein von zwei Polizeioffizieren in Uniform. Die erste Frau mit saudischer Fahrerlaubnis – stolz hält sie das Dokument, das auf den ersten Blick einem deutschen Personalausweis ähnelt, in die Kamera.

Nächste Woche sollen bereits 2.000 Frauen im Besitz eines Führerscheins sein, heißt es inoffiziell. Und am 24. Juni soll mit einem Autokorso in der Hafenstadt Dschidda offiziell das neue Zeitalter gefeiert werden.

Besonders Daimler kann sich freuen, denn Mercedes ist die beliebteste deutsche Marke im Königreich. Bei der jüngsten Erhebung des Meinungs- und Marktforschungsinstituts YouGov konnten die Stuttgarter am stärksten zulegen (plus 4,6 auf 26 Indexpunkte). Mercedes liegt damit nur noch einen Punkt hinter Spitzenreiter Toyota, der mit seiner Vielzahl an SUV-Modellen in den Golfstaaten extrem beliebt ist.

Auf den Plätzen der Automarkenbeliebtheit bei Frauen in Saudi-Arabien folgen BMW (plus 2,8 auf 23 Punkte) und Lexus. Audi rangiert als weitere deutsche Marke mit einem Zuwachs von 1,3 Prozentpunkten nicht einmal unter den Top Ten. Der Index spiegelt den Wert wider, den saudische Frauen Automarken in Sachen Qualität, Wert, Impressionen, Reputation, Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlung geben. YouGov gibt der Daimler-Kampagne „She’s Mercedes“ einen Anteil am Erfolg in der Beliebtheitsskala.

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Auf Automessen im bevölkerungsreichsten arabischen Golfstaat waren zuletzt mehrere Sonderausstellungen für Frauen in der Hauptstadt Riad und in der Industriemetropole Dschidda am Roten Meer veranstaltet worden. Die Besucherzahlen seien „enorm“ gewesen, heißt es aus Unternehmenskreisen in Riad. Daraus schließen Marktbeobachter, dass sich nun „sehr viele Frauen“ eigene Autos kaufen wollen.

Angeschlagener Autohandel

„Ich weiß auch schon welches, verrate es aber nicht“, sagte die Gründerin der IT-Plattform eTree, Esra Assery, dem Handelsblatt in Riad. Für den angeschlagenen Autohandel am Golf ist die Entwicklung ein glänzendes Konjunkturprogramm: Denn im Zuge des stark gefallenen Ölpreises und der damit einhergehenden Konjunkturabkühlung war der Kfz-Absatz deutlich zurückgegangen. Nun hoffen die Händler auf einen neuen Boom.

Tatsächlich wollen laut Umfragen 77 Prozent aller saudischen Frauen einen Führerschein machen. Andere haben ihre Fahrprüfung bereits in Nachbarstaaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder während eines Auslandsaufenthalts bestanden.

Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen bislang kein Auto steuern durften. Mit der Erlaubnis dazu wollen König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman ihre Reformagenda „Vision 2030“ befeuern. Damit soll der bisher größte Erdölexporteur der Welt fit gemacht werden für die Zeit nach dem Öl: Die Wirtschaft soll diversifiziert werden, immer mehr Königskinder sollen arbeiten, vor allem auch Frauen, die bisher oft gezwungen waren, zu Hause zu sitzen.

Schon jetzt sind Zehntausende saudische Frauen als Verkäuferinnen, Dozentinnen oder in Banken berufstätig. Außerdem studieren mehr junge Frauen als Männer. Erstmals wurden im vergangenen Jahr Frauen an die Spitze des Aufsichtsrats der Börse von Riad berufen. Auch Vorstandssessel mehrerer großer Finanzinstitute sind mittlerweile mit Frauen besetzt. Als zuletzt die Ausbildung für 100 Verkehrspolizistinnen erstmals angeboten wurde, bewarben sich zehnmal so viele.

Mehr Selbstbewusstsein

Fahrschulen für Frauen sind bisher vor allem an den Frauen-Universitäten angegliedert. Tahani Aldosemani, Junior-Professorin an der Prinz-Sattam-Bin-Abdulaziz-Universität in Al-Kharj, hatte schon einen Führerschein aus der Zeit ihres Studiums in den USA. Sie sagt: „Autofahren ist mehr als einfach nur selbst ein Fahrzeug lenken zu können. Es stärkt den Charakter, fördert Selbstvertrauen und hilft, eigene Entscheidungen zu treffen.“

Die Hoffnung für Daimler kommt vor dem Hintergrund eines inoffiziellen Banns für deutsche Firmen in Saudi-Arabien: Seit einigen Monaten bekommen deutsche Unternehmen keine staatlichen Großaufträge mehr – seit der damalige deutsche Außenminister Sigmar Gabriel dem Land „Abenteurertum“ vorgeworfen hatte.