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Facebook in der Endlos-Krise: Ist Mark Zuckerberg noch der richtige CEO?

Facebook-CEO Mark Zuckerberg bei der Anhörung vor dem US-Kongress in Washington (Foto: AP/Andrew Harnik)
Facebook-CEO Mark Zuckerberg bei der Anhörung vor dem US-Kongress in Washington (Foto: AP/Andrew Harnik)

Das Drama nimmt kein Ende: Seit einem Monat hat der Datenskandal um Cambridge Analytica das Social Network fest im Griff. Zum einen, weil Facebook scheibchenweise immer neue Verfehlungen eingestehen muss, vor allem aber, weil Konzernchef Mark Zuckerberg bei seiner bisher größten Bewährungsprobe kein gutes Bild abgibt. Ist der Zeitpunkt für einen Rücktritt gekommen?

Wer Facebook verstehen will, muss sich vor allem mit seinem Gründer beschäftigen. Immer noch gerade mal 33 Jahre ist der Vorstandschef und Gründer des achtwertvollsten Konzerns der Welt erst alt – ganze 19 Jahre waren es, als er Facebook gründete.

Wie so viele Teenager leistete sich auch der Harvardstudent so manchen Lapsus. Ärgerlich nur für Zuckerberg, dass seit seinem 20. Lebensjahr so ziemlich jede Mail oder sogar Chatverlauf wieder auftaucht und bis heute gegen ihn verwendet werden kann. Wie etwa jene dahingesagten Worte auf jener Gründungsnacht im Februar 2004.

„Mark Zuckerberg ist komplett skrupellos, ohne ein Fünkchen Moral“

„Sie vertrauen mir. Diese Vollidioten.“ Das waren einige der bemerkenswerten Worte von Mark Zuckerberg aus den Gründertagen von Facebook, die bis heute hängen geblieben sind. Seinerzeit sagte sie der 19-jährige Harvardstudent in einem Chat auf Nachfrage zum Launch von The Facebook einem Freund. Damals waren wenige Tausend Nutzer auf dem Social Network registriert, das Zuckerberg eigentlich im Auftrag anderer Kommilitonen, Tyler und Cameron Winklevoss, entwickeln sollte.

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Stattdessen meldete sich Zuckerberg monatelang nicht und launchte TheFacebook in Eigenregie. „Mark Zuckerberg ist komplett skrupellos, ohne ein Fünkchen Moral und bereit, alles zu tun, um jemanden zu bescheißen“, ereiferten sich die ausgebooteten Winklevoss-Brüder später über ihren Mitstudenten.

„Ein unsicherer Mistkerl, der Leute übers Ohr haut, um ein viel reicherer, unsichererer Mistkerl zu werden“

Der Hollywood-Blockbuster „The Social Network“ von David Fischer zeichnet die turbulente Gründungsphase nach. Mark Zuckerberg kommt in dem Kassenschlager alles andere als gut weg. „Der Film zeigt Zuckerberg als unsicheren Mistkerl, der Leute übers Ohr haut, um ein viel reicherer, unsichererer Mistkerl zu werden“, fällte das Techblog AllThingD zum Filmstart vor acht Jahren ein vernichtendes Urteil.

Es ist dieses Image, das an Zuckerberg bis heute wie Pech und Schwefel haftet:
In der Datenaffäre zum Cambridge Analytica-Skandal holte es ihn wieder ein. Die Affäre wurde eigentlich erst zur Krise, weil sie aufzeigte, wie hilflos und unreif der CEO eines in Spitzenzeiten über 500 Milliarden Dollar schweren Internetkolosses sein Unternehmen eigentlich führte.

Facebook in Krise führungslos

Medial tauchte der Internetgigant unterdessen vollkommen ab. Konzernchef Zuckerberg und Vize Sheryl Sandberg reagierten fünf Tage lang mit kollektiver Sprachlosigkeit. Marketingprofessor Scott Galloway kanzelte Facebooks Kommunikationspolitik unterdessen in drastischen Worten ab. „Das ist eine der am schlechtesten gemanagten Krisen in der modernen Wirtschaftsgeschichte“, erklärte der Bestsellerautor gegenüber dem Finanznachrichtensender CNBC. „Zuckerberg und Sandberg haben sich in die Höhlen von Kandahar zurückgezogen.“

Und als Zuckerberg sich dann doch noch entschloss zu reden, war der Schaden kaum mehr einzudämmen. Ein längerer Erklärungspost auf Facebook, ein Interview bei CNN zur besten Sendezeit, ganzseitige Anzeigen in Tageszeitungen, neue Interviews mit re/code und Vox und schließlich eine Telefonkonferenz mit Journalisten – es schien, als befinde sich Mark Zuckerberg in den vergangenen zwei Wochen auf einer nicht enden wollenden Entschuldigungstour, die dennoch ihre Wirkung zu verfehlen schien.

Ansehen in Techbranche schwindet

Das liegt nicht zuletzt daran, dass Zuckerberg kaum überzeugend seine Reue vermitteln konnte, sondern nur das PR-Programm abspulte, das ihm sein Krisenstab zusammengezimmert hatte. „Die Wahrheit ist, dass – wenn man etwas noch nie Dagewesenes wie Facebook entwickelt – man etwas vermasselt“, erklärte der 33-Jährige etwa vor Journalisten achselzuckend.

Stattdessen fiel Zuckerberg schnell wieder in die alte Hybris zurück. „Ich finde, es wichtig, dass wir nicht alle dem Stockholm Syndrom anheimfallen“, konterte er etwa die Kritik von Apple-Chef Tim Cook an Facebooks Datenschutzrichtlinien mit einem zusammenhanglosen Gegenangriff in die Richtung, dass Apple seinen Nutzern angeblich überteuerte Produkte verkaufe und dafür noch mehr Wertschätzung erhalte (wie im Falle des sogenannten „Stockholm Syndroms“, bei dem ein Opfer mit seinem Entführer sympathisiert).

Stimmen nach Rücktritt werden lauter

Entsprechend wurde in den vergangenen Wochen der Ruf nach etwas vor Jahresfrist noch schier Undenkbarem lauter: einen möglichen Rücktritt des Facebook-Chefs. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für Mark Zuckerberg, um zurückzutreten“, wurde das Techportal TechCrunch bereits zu Beginn der Datenaffäre um Cambridge Analytica deutlich. „Ein mutiger und idealistischer CEO, der sich für seine Firma opfert (…), ein besseres Ende findet er nicht“, sieht TechCrunch-Kolumnist Devin Coldewey für Zuckerberg aktuell im Rückzug noch einen Ausweg, um erhobenen Hauptes aus dem Datenskandal auszuscheiden.

Aus Sicht von Felix Salmon, Techreporter bei Wired, böte der Rücktritt des Gründers als CEO die Chance für den Anbruch einer neuen Ära beim Social Network: „Zuckerbergs Rücktritt würde Facebook einen Neustart ermöglichen, der noch mehr Momentum besitzen würde als der Wandel vom Desktop zu Mobile nach dem Börsengang“, plädiert Salmon bei Wired für ein „Zuck-freies Facebook“. „Es wäre besser, sowohl praktisch als auch symbolisch, die Führung an jemand Neuen abzugeben.“

Erste Analysten haben bereits begonnen, dieses Szenario einzupreisen. Mark Zuckerberg oder Sheryl Sandberg werden in einem Jahr nicht mehr ihren heutigen Job bei Facebook haben“, erklärte etwa Brian Wieser von der Pivotal Research Group im Wochenverlauf gegenüber dem Finanzsender CNBC.

Befreiungsschlag bei Anhörung vor Kongress und Repräsentantenhaus

Entsprechend groß war der Druck auf Mark Zuckerberg vor den Anhörungen im US-Senat und Repräsentantenhaus in dieser Woche. „Facebook ist ein idealistisches und optimistisches Unternehmen. Für den größten Teil unseres Bestehens haben wir uns auf die positiven Aspekte konzentriert, die dabei entstehen, Menschen miteinander zu vernetzen“, versuchte der 33-Jährige gleich zu Beginn Facebook zu einer Imagepolitur zu verhelfen, räumte aber bei der Datensicherheit Versäumnisse ein, für die er die Verantwortung übernehmen wolle.

„Jetzt ist klar, dass wir nicht die nötige Vorsorge getroffen haben, damit diese Tools keinen Schaden anrichten (…) Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich leite es, und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert ist“, erklärte der Facebook-Chef in seinem Eingangsstatement.

„Mein Team wird in der Frage auf Sie zurückkommen“

Tatsächlich schlug sich Zuckerberg auf dem ungeliebten Terrain besser als im Vorfeld befürchtet – nicht zuletzt, weil die 44 US-Senatoren offenkundig nicht ausreichend Detailkenntnisse von Facebook besaßen und Zuckerberg kritischen Fragen immer wieder mit seiner Standardfloskel auswich: „Mein Team wird in der Frage auf Sie zurückkommen.“

Es scheint, als sei Mark Zuckerberg dieses Mal noch einmal davongekommen. Nach einem Rücktritt wurde der 33-Jährige von Senatoren und Abgeordneten erst gar nicht gefragt, vorbereitet war er trotzdem.

„Ich habe Fehler gemacht. Es sind große Herausforderungen, aber wir haben uns in der Vergangenheit bereits großen Herausforderungen gestellt – und werden auch diese lösen“, lautete die vorbereitete Erklärung in seinen Aufzeichnungen zur Anhörung, die einem AP-Fotografen aufgefallen waren. Viel mehr Fehler darf sich Facebook allerdings nicht erlauben, sonst würde es für Mark Zuckerberg eng werden, sein Lebenswerk fortzuführen…