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Für den deutschen Mittelstand wird der Fachkräftemangel zum Geschäftsrisiko

Viele Mittelständler beklagen finanzielle Einbußen, weil Personal fehlt. Besserung ist nicht in Sicht: Der Fachkräftemangel wird sich voraussichtlich verschärfen.

Die Arbeitskräfte im Mittelstand werden immer knapper. Das zeigt eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Demnach bewerten 61 Prozent der Mittelständler den Fachkräftemangel mittlerweile als Geschäftsrisiko – so viele wie nie seit Beginn der entsprechenden Umfrage im Jahr 2010.

Am Donnerstag hatte bereits das Baugewerbe Alarm geschlagen. Angesichts des anhaltenden Baubooms suchten immer mehr Unternehmen der Branche zusätzliche Arbeitskräfte – Ingenieure genauso wie Fach- oder Hilfsarbeiter.

In der Baubranche rechnen acht von zehn Unternehmen mit Einbußen, weil Personal fehlt, hat der DIHK ermittelt. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gab es in Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres knapp 1,2 Millionen offene Stellen.

Dabei mobilisiert die Wirtschaft Arbeitskräfte, wo immer sie sie finden kann. Das zeigt sich auch bei der Zahl der Unterbeschäftigten, also jenen Erwerbstätigen, die gerne mehr arbeiten würden und dafür auch zur Verfügung stehen. Ihre Zahl ist im vergangenen Jahr gegenüber 2016 um 195.000 oder 7,4 Prozent gesunken, wie das Statistische Bundesamt jetzt mitteilte.

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Allerdings gelten immer noch rund 2,4 Millionen oder 5,9 Prozent aller Erwerbstätigen als unterbeschäftigt. Von den Teilzeitbeschäftigten würden 11,8 Prozent gerne ihre Arbeitszeit aufstocken, von den Vollzeitbeschäftigten immerhin noch 3,5 Prozent. Hier liegt also durchaus noch Potenzial im Kampf gegen den Fachkräftemangel.

Das Gleiche gilt für die sogenannte Stille Reserve – Personen, die grundsätzlich gerne arbeiten würden, aber aus verschiedenen Gründen derzeit keinen Job suchen oder nicht innerhalb von zwei Wochen für eine Arbeit zur Verfügung stehen. Ihr gehören gut eine Million Personen an.

Einschließlich der im vergangenen Jahr registrierten 1,6 Millionen Erwerbslosen (das Statistische Bundesamt legt die Zählweise der Internationalen Arbeitsorganisation ILO zugrunde) beziffern die Statistiker das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial in Deutschland somit auf knapp 5,1 Millionen Personen. Allerdings ist das Reservoir gegenüber dem Vorjahr deutlich um fast sieben Prozent geschrumpft.

Entsprechend ist die Erwerbstätigenquote – also der Anteil der Erwerbstätigen an allen Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren – von 66,2 Prozent im Jahr 2016 leicht auf 66,9 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen.

Vor allem bei den Frauen gibt es hier noch Luft nach oben. Von ihnen gingen im vergangenen Jahr knapp 63 Prozent einer Arbeit nach, bei den Männern lag die Quote bei rund 71 Prozent. Auch bei der Unterbeschäftigtenquote sind die Frauen mit 6,4 Prozent stärker betroffen als die Männer (5,4 Prozent).

Der Fachkräftemangel droht sich allerdings weiter zu verschärfen, weil ein wachsender Teil der Beschäftigten gerne beruflich kürzer treten würde. So zählte das Statistische Bundesamt knapp 1,4 Millionen Erwerbstätige, die gerne weniger arbeiten und dafür auch Einkommenseinbußen in Kauf nehmen würden.

Das waren 234.000 oder ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Schon im Vorjahr hatten die Statistiker einen deutlichen Anstieg der Zahl der sogenannten Überbeschäftigten verzeichnet. Gewerkschaften in der Metall- und Elektroindustrie, in der Chemie oder bei der Bahn haben auf die Wünsche der Beschäftigten bereits reagiert und in den zurückliegenden Tarifrunden mit den Arbeitgebern Modelle zur Arbeitszeitverkürzung vereinbart.

Auch in der Statistik spiegelt sich der Wunsch vieler Erwerbstätiger, beruflich kürzer zu treten, bereits wider. So ist im vergangenen Jahr die Zahl der Arbeitsstunden je Erwerbstätigen um 0,3 Prozent und damit im zweiten Jahr in Folge gesunken, während das Arbeitsvolumen insgesamt um 1,1 Prozent auf 59,3 Milliarden Stunden angestiegen ist.

Trotz Engpässen in einzelnen Branchen und Regionen sieht die Bundesagentur für Arbeit (BA) aber keinen flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland. Schwierigkeiten bei der Personalsuche gebe es in einzelnen technischen Berufsfeldern, in Bauberufen sowie in einigen Gesundheits- und Pflegeberufen, heißt es in der halbjährlichen Engpassanalyse der Nürnberger Agentur.

Mehrere Berufe in der Ver- und Entsorgung, aber auch in der Softwareentwicklung und Steuerberatung wurden neu als Tätigkeiten mit Engpässen beim Arbeitskräfteangebot eingestuft. Insgesamt stehen nun 61 Berufe und Untergruppen auf der Liste bundesweiter Mangelberufe. Das sind 14 mehr als noch vor einem halben Jahr. Freie Stellen blieben im Durchschnitt 175 Tage unbesetzt.