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Jeder Fünfte darf ins Stadion: Wie DFL-Chef Seifert die Politik von seiner Strategie überzeugt hat

Funktionär Christian Seifert hat die Bundesliga souverän durch die Coronakrise geführt. Diese Strategie zahlt sich für die Klubs jetzt aus, kommt aber nicht überall gut an.

Der DFL-Chef mahnt die Klubs, sich in diesem Jahr nicht auf die Zuschauereinnahmen zu verlassen. Foto: dpa
Der DFL-Chef mahnt die Klubs, sich in diesem Jahr nicht auf die Zuschauereinnahmen zu verlassen. Foto: dpa

Den Anpfiff zur neuen Bundesliga-Spielzeit wird Christian Seifert an diesem Freitagabend in der Münchener Allianz-Arena miterleben. Es wird ein eher trauriger Start in die Saison für den Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Denn die Partie der Bayern gegen Schalke findet ohne Fans statt. In der Millionenmetropole sind die Infektionszahlen zuletzt stark gestiegen. Daher sprach sich die Landeshauptstadt an diesem Donnerstag gegen Zuschauer im Stadion aus.

München ist allerdings die Ausnahme: Die Ministerpräsidenten der Länder haben am Dienstag entschieden, die Rückkehr des Publikums in die Stadien zu erlauben – allerdings beschränkt auf ein Fünftel der Plätze.

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Es ist ein Beschluss, den Seifert durchaus als persönlichen Erfolg verbuchen darf. Mit seiner besonnenen Art und den eher leisen Worten ist es ihm in den vergangenen Monaten gelungen, das Vertrauen der Politik zu gewinnen. Der 51-Jährige hat bewiesen, dass der deutsche Profifußball in der Krise hält, was er verspricht: einen geregelten Spielbetrieb, ohne die öffentliche Gesundheit zu gefährden.

Seit 15 Jahren steht der Badener bereits an der Spitze der DFL. In den Verhandlungen mit den TV-Sendern hat der Betriebswirt in dieser Zeit Milliarden Euro für die Klubs herausgeholt. Den größten Dienst hat der Manager den Profifußballern aber vermutlich in diesem Frühjahr erwiesen: Schließlich brachte es Seifert fertig, dass in der Bundesliga der Ball früher wieder rollte als in jeder anderen Profiliga der westlichen Welt – und das ohne größere Zwischenfälle.

So manchen Verein hat der DFL-Boss damit vor gewaltigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten bewahrt, wenn nicht gar vor der Pleite.

Viele lehnen die Fan-Rückkehr in die Stadien ab

Seine Leistung erkennen die Verantwortlichen an: „Mit Christian Seifert haben wir einen ausgezeichneten Mann an der Spitze der DFL, der die Dinge konzeptionell perfekt vorbereitet und vor allem auch politisch abstimmt“, sagte jüngst Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, im Handelsblatt-Interview.

Dem Renommee in den Klubhäusern war nicht zuletzt der neue TV-Vertrag förderlich, den Seifert im Frühsommer aushandelte. Für die vier Spielzeiten ab dem Jahr 2021 kassieren die Vereine insgesamt 4,4 Milliarden Euro. Das sind zwar rund 200 Millionen Euro weniger als noch vor vier Jahren, angesichts der Pandemie aber immer noch viel Geld. „Ich bin der Meinung, dass es der DFL gelungen ist, in diesen schwierigen Zeiten ein erstklassiges Ergebnis zu erzielen. Dazu darf man ihr nur gratulieren“, lobte Rummenigge.

Die öffentliche Meinung dagegen ist eine andere. Gut 40 Prozent der Bundesbürger lehnen es ab, dass Fans wieder in die Stadien dürfen, ergab eine neue Umfrage von Yougov. Zudem werden Seiferts Botschaften nicht immer gern gehört in den Klubs. Denen legt der Manager nämlich dringend nahe, sich finanziell erst einmal zurückzuhalten.

So mancher Vereinsvertreter müsse umdenken, forderte Seifert am Mittwochabend bei einer Veranstaltung des Clubs Wirtschaftspresse München. „Wir haben ein Geschäftsmodell, in dem man für Umsatz kämpfen muss.“ Diese Erkenntnis habe sich erst in der Coronakrise durchgesetzt.

So sei diese Saison mit weniger Geld aus den internationalen TV-Verträgen und geringeren Einnahmen aus Spielerverkäufen zu rechnen. Damit nicht genug: „Wir haben die Klubs aufgefordert, bis Jahresende ohne Zuschauer zu planen“, sagte Seifert.

Klar ist: Die Vereine stehen unter verschärfter Beobachtung. Es ist keineswegs garantiert, dass die Fans auch in den kommenden Wochen noch in die Arenen dürfen. Das zeigt der Fall München. „Es soll eine Art Experiment werden, ein Probestart“, kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder an. Hätte sich der CSU-Politiker durchgesetzt, wäre es bei den bisherigen Geisterspielen geblieben. „Ich sage Ihnen ganz offen, ich hätte noch ein halbes Jahr ohne Zuschauer locker aushalten können“, so Söder.

Er ist nicht der einzige Politiker, der die Bundesliga genau im Blick hat und Seifert einen Dämpfer verpassen könnte. „Zentral für den Erfolg und die Akzeptanz der Regeln sind schlüssige Hygienekonzepte, die konsequent umgesetzt werden müssen. Da stehen die Vereine und Verbände jetzt in der Verantwortung“, unterstrich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Seifert wirft unterdessen einen Blick weit über die aktuellen Herausforderungen hinaus. In dieser Woche hat der frühere Medienmanager eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die dem deutschen Profifußball Wege in die Zukunft aufzeigen soll. 35 Persönlichkeiten sind dabei: Fanvertreter und Klubmanager, Journalisten, Sponsoren und Politiker.

Das sei ein spannendes Format, „sich mit sich selbst auseinanderzusetzen“, findet Seifert. Ob das auch für ihn selbst gilt? Dem Familienvater werden schon lange Ambitionen nachgesagt, auch einmal einen Konzern zu führen.

So viele Zuschauer dürfen am Wochenende in die Bundesliga-Stadien:

  • Bayern – Schalke: Keine Zuschauer

  • Stuttgart – Freiburg: 8000 Zuschauer

  • Frankfurt – Bielefeld: 6500 Zuschauer

  • Dortmund – Mönchengladbach: 10.000 Zuschauer

  • Bremen – Hertha: 8500 Zuschauer

  • Köln – Hoffenheim: 9200 Zuschauer

  • Union Berlin – Augsburg: 5000 Zuschauer

  • Leipzig – Mainz: 8500 Zuschauer

  • Wolfsburg – Leverkusen: 500 Zuschauer