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Fünf traurige Fakten zum Equal Pay Day

Frauen verdienen durchschnittlich rund ein Fünftel weniger als Männer. Daraus ergeben sich 77 Tage, die Frauen unentgeltlich arbeiten müssen. Fünf traurige Fakten.

Der heutige Aktionstag namens Equal Pay Day weist die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern hin. Statistisch betrachtet mussten Frauen in diesem Jahr auf Grund des Verdienstunterschieds im Vergleich zu Männern bis zum heutigen Montag unentgeltlich arbeiten. Fünf Fakten.

1. Frauen verdienen im Durchschnitt 21 Prozent weniger als Männer

Im Jahr 2018 ist der allgemeine Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern – der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap – im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts beträgt die durchschnittliche Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland nach wie vor 21 Prozent. Der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Frauen betrug demnach im vergangenen Jahr 17,09 Euro, der von Männern 21,60 Euro.

Vergleicht man die Zahlen mit denen aus dem Jahr 2006, so fällt auf, dass der unbereinigte Gender Pay Gap in dieser Zeit nur um zwei Prozent gesunken ist. Der Entgeltmonitor 2018 von Compensation Partner kommt sogar auf eine unbereinigte Entgeltlücke von 26,5 Prozent. Hintergrund: Das Statistische Bundesamt erfasst nur Gehälter bis zur Sozialversicherungsgrenze, während die Studie von Compensation Partner den gesamten Markt berücksichtigt.

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Hintergrund: Lohnlücke zwischen Frauen und Männern beträgt weiterhin 21 Prozent

Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen miteinander. Damit wird auch der Anteil des Verdienstunterschieds erfasst, der auf schlechtere Zugangschancen von Frauen zu bestimmten Berufen oder Karrierestufen sowie benachteiligende Strukturen zurückgeführt werden kann.

Der bereinigte Gender Pay Gap hingegen misst den Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Doch auch dieser liegt je nach Berechnung zwischen fünf und sieben Prozent. Daten des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2014 zufolge verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch unter der Voraussetzung vergleichbarer Tätigkeit und gleicher Qualifikation pro Stunde sechs Prozent weniger als Männer.

2. Fast jede zweite erwerbstätige Frau ist in Teilzeit tätig

Nach Angaben der Arbeitskräfteerhebung waren im Jahr 2017 in Deutschland 10,6 Millionen Personen von 20 bis 64 Jahren in Teilzeit beschäftigt. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Erwerbstätigen lag bei 27 Prozent. Allerdings war fast jede zweite erwerbstätige Frau (47 Prozent) in Teilzeit tätig.

Unter den Männern betrug dieser Anteil nur neun Prozent. Der überwiegende Teil der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, gab als Hauptgrund die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen (31 Prozent) beziehungsweise andere familiäre oder persönliche Verpflichtungen an (18 Prozent).

Gewusst? Smartphone und Co.: So werden Frauen im Alltag noch immer benachteiligt

Um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, wechselten Frauen auch häufiger als Männer in schlechter bezahlte Jobs, die unter Umständen weniger anspruchsvoll seien, aber mehr zeitliche Flexibilität ermöglichten. Frauen tauschten so Geld gegen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Es ist daher wichtig, auch in qualifizierten und anspruchsvollen Berufen mehr zeitliche Selbstbestimmung für Beschäftigte zu schaffen“, sagt Ivonne Lott, Expertin für Arbeitszeitforschung am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

Neben dem weiteren Ausbau einer verlässlichen Kinderbetreuung müsse die Familienpolitik die partnerschaftliche Arbeitsteilung weiter fördern, etwa durch eine Verlängerung der Partnermonate bei der Elternzeit. Auch das Ehegattensplitting, das für verheiratete Frauen den Fehlanreiz schaffe, auf eine Vollzeitstelle zu verzichten, solle überdacht werden.

3. In Baden-Württemberg ist die Lohnlücke am größten

Frauen in Baden-Württemberg verdienen durchschnittlich 22,7 Prozent weniger als Männer – das entspricht der größten Entgeltlücke bundesweit. Das ergibt eine aktuelle Auswertung des Online-Portals Lohnspiegel.de der Hans-Böckler-Stiftung auf Basis der Angaben von über 300.000 Beschäftigten. „Bei den Löhnen hinken die sozialen Berufe, in denen Frauen deutlich überrepräsentiert sind, oft hinterher“, sagt Dr. Malte Lübker, WSI-Experte für Tarif- und Einkommensanalysen. „Dies gilt auch dann, wenn die Anforderungen an die Qualifikation vergleichbar sind.“

Höhere Löhne würden eher in den technischen Berufen bezahlt, wo der Männeranteil aber sehr oft über 90 Prozent liege. Dies erkläre auch, warum beim unbereinigten Gender Pay Gap wirtschaftlich starke Länder wie Baden-Württemberg (22,7 Prozent) oder Bayern (21,9 Prozent) schlecht dastünden. In beiden Ländern sei das verarbeitende Gewerbe, insbesondere die Automobilindustrie, stark verankert und biete gut bezahlte Jobs – in denen ganz überwiegend Männer arbeiteten.

4. Das Lebenserwerbseinkommen von Männern ist sogar fast doppelt so hoch wie das von Frauen

Henrike von Platen, Gründerin des Fair Pay Innovation Lab, einer gemeinnützigen GmbH, die Unternehmen bei der praktischen Umsetzung von Lohngerechtigkeit unterstützt, kritisiert den bereinigten Gender Pay Gap, der deutlich niedriger als der unbereinigte ausfällt: „Nur weil ich erklären kann, weshalb Frauen nach wie vor ein Fünftel weniger verdienen als Männer, sind die Einkommensunterschiede noch lange nicht aus der Welt. Da kann ich die Werte bereinigen, solange ich will – die Wahrheit ist am Ende noch viel dreckiger.“ Damit verweist sie auf den sogenannten unbereinigten Gender Lifetime Earnings Gap, den das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) in einer Studie aus dem Jahr 2016 im Auftrag des Bundesfamilienministeriums gemessen hat.

Das Gender-Pay-Gap-Experiment: Eine Person, zwei Gehälter

Hier wurde die Lebenseinkommenslücke zwischen den Geschlechtern gemessen. Als Lebenseinkommen wurde das akkumulierte Einkommen zwischen dem Erwerbseinstieg und dem letzten Beobachtungsjahr einer Person nach mindestens 30 Jahren individuell beobachteter Erwerbsspanne definiert. Das Ergebnis: Die Lücke zwischen Frauen und Männern beim Lebenserwerbseinkommen (Gender Lifetime Earnings Gap) beträgt demnach sogar 49,8 Prozent.

5. Wo alle wenig verdienen, ist der Gender Pay Gap kleiner

Während der unbereinigte Gender Pay Gap in den alten Bundesländern im Jahr 2018 mit 22 Prozent sogar über dem Bundesdurchschnitt lag, beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in den neuen Bundesländern lediglich sieben Prozent. Doch das ist kein Grund zum Jubeln: Denn in den ostdeutschen Bundesländern sind viele Industrie-Arbeitsplätze nach der Wende weggebrochen, und damit auch die traditionellen Berufsperspektiven für Männer. Zudem liegt das allgemeine Lohnniveau noch immer deutlich unter dem im Westen, zum Beispiel weil viele Unternehmen nicht nach Tarif bezahlen.

Die niedrigeren Werte beim Gender Pay Gap in Brandenburg (14,9 Prozent) oder Sachsen-Anhalt (15,5 Prozent) erklären sich die WSI-Experten der Hans-Böckler-Stiftung also nicht mit besonders hohen Frauen-Löhnen, sondern mit dem großen Lohnabstand der ostdeutschen Männer gegenüber den Männern im Westen.

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