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Sechs Technologie-Trends, die dieses Jahr bestimmen werden

Privatsphäre verschwindet, Roboter werden empathisch und Technologiekonzerne noch mächtiger: Futuristin Amy Webb spricht über die wichtigsten Trends.

Amy Webbs Blick in die Zukunft gehört jedes Jahr zu den beliebtesten Vorträgen bei der Digitalkonferenz SXSW im texanischen Austin. Über drei Stockwerke stehen hunderte Besucher an, um in den Saal zu gelangen, in dem die Futuristin von der New York University eine Stunde lang die Ergebnisse ihres neuesten „Tech Trends Report“ vorstellt.

Für dieses Jahr erwartet Webb große Durchbrüche in zahlreichen Technologiefeldern, unter anderem bei Künstlicher Intelligenz, Robotik und im Mobilitätssektor. „2019 wird viel passieren“, sagt sie. Hier sind ihre wichtigsten Prognosen:

1. Das Ende der Privatsphäre

Das Ende der Privatsphäre sei gekommen, sagt Webb. „Keiner sollte noch die Illusion haben, irgendwo wirklich unbeobachtet sein zu können.“ Aber das müsse nicht unbedingt schlecht sein. Schließlich sei die Überwachung der Nutzer die Basis für viele neue Dienste: Sprachassistenten von Google und Amazon lauschen bei jeder Unterhaltung in der heimischen Küche, um jederzeit die richtige Antwort geben zu können. Fitnesstracker zeichnen rund um die Uhr Bewegungsdaten auf, um ihren Besitzern Informationen über ihr Fitness-Level zu liefern. Und bei Under Armour gibt es vernetzte Sportschuhe, die Läufern Hinweise geben, wie sie ihre Technik verbessern können.

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2. Maschinen werden empathisch

Bewusst oder unbewusst generieren Menschen mit all diesen vernetzten Produkten rund um die Uhr Daten, die von Unternehmen gespeichert, analysiert und in der Regel auch monetarisiert werden. Mit Hilfe besserer Künstlicher Intelligenz können Technologieunternehmen ihre Nutzer aber nicht nur erkennen und coachen. Die Maschinen werden künftig auch immer besser verstehen, wie es den Menschen gerade geht – und was sie als nächstes tun werden.

Amazon hat beispielsweise ein Patent für eine Technik eingereicht, die der Künstlichen Intelligenz des Sprachassistenten Alexa beibringen soll, die emotionale oder körperliche Verfassung von Menschen zu erkennen – um ihnen möglicherweise Medikamente zu organisieren, wenn sie krank sind.

MIT-Forscher wiederum bringen Algorithmen gerade bei, menschliches Verhalten vorherzusagen, ob sie sich als nächstes die Hand geben oder umarmen werden. „Diese Forschung wird Robotern künftig helfen, sich besser unter Menschen zurechtzufinden“, schreibt Webb in ihrem Report.

3. Sprachsteuerung wird zum neuen Standard

Auch die Kommunikation mit Maschinen werde sich verändern, prognostiziert Webb. Über Sprachassistenten wie Alexa können Nutzer schon heute unterschiedlichste Geräte im Haushalt steuern: Lichtschalter, Gartenbewässerungsanlagen, Blutdruckmessgeräte – sogar sprechende Mikrowellen sind schon zu haben. Ende 2020, schätzt die Forscherin, werde jede zweite Interaktion von Nutzern mit Computern über Sprache laufen.

„Bei Interaktionen mit Maschinen werden Menschen bald öfter sprechen als tippen“, prognostiziert sie. Dadurch werde ein großes neues Ökosystem mit Diensten entstehen, die auf Sprachsteuerung optimiert sind. In diesem Feld sieht Webb riesiges Potenzial für neue Angebote.

4. Technologiekonzerne werden noch mächtiger

Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz liege laut Webb weitgehend in den Händen von nur neun Unternehmen: Google, Amazon, Microsoft, Apple, IBM, Facebook, Baidu, Alibaba und Tencent gestalten nahezu im Alleingang die Technologie. Sie investieren und forschen in dem Feld wie sonst niemand, und sie schaffen in vielen Fällen abgeschlossene Systeme: „Unternehmen im Westen müssen sich schon bald zwischen unterschiedlichen KI- und Cloud-Anbietern entscheiden - eine Entscheidung, die später extrem schwer zu revidieren ist.“

5. Eine Akte für Persönliche Daten

Webb erwartet darüber hinaus die Entstehung sogenannter „Personal Data Records“, in denen sämtliche Daten, die Nutzer im Netz produzieren, wie in einer elektronischen Akte zusammengefasst werden, von der Einkaufshistorie, über den Lebenslauf, bis hin zu Biodaten, die Geräte über ihre Nutzer sammeln: Daten über Trainingseinheiten, Schlafgewohnheiten und die Zahl der Schritte.

All diese Informationen liegen derzeit verstreut bei verschiedenen Anbietern, und sie sind schwer von einem Anbieter zum nächsten übertragbar. Künftig werde es Dienste geben, in denen diese Daten zusammenlaufen. Im besten Fall wird daraus eine elektronische Akte entstehen, die Nutzer einfach mitnehmen können, und die sogar vererbbar ist. Denn auch diese Frage ist ungeklärt: Was passiert mit den Daten eines Menschen, der gestorben ist?

6. Es kommt zu Regulierung

Bei diesen großen technologischen Entwicklungen kommen aber auch große Fragen auf: Sind die Technologiekonzerne zu mächtig? Wie lässt sich ihr Umgang mit Daten besser regeln? Wer besitzt überhaupt die Daten der Nutzer? Und: Sollen die großen Plattformen aufgespalten werden, wie es die US-Senatorin und potenzielle Präsidentschaftskandidatin Elisabeth Warren vor wenigen Tagen anregte? Auf diese Fragen müssen Regulierer dringend Antworten finden.

Viel deutet darauf hin, dass die aktuellen Diskussionen in einigen Teilen der Welt zu strengeren Gesetzen führen. Vor wenigen Wochen untersagte beispielsweise die indische Regierung dem Onlinehändler Amazon, eigene Produkte auf der Plattform zu verkaufen. Eine stärkere Regulierung werde dieses Jahr in vielen Ländern vorangetrieben, sagt Webb. „Wir sehen auch erste Ansätze, das neue europäische Datenschutzrecht zu kopieren“.

Aber Europa sei nicht nur ein Vorbild im Datenschutz, sagt Webb dem Handelsblatt nach ihrem Vortrag. „Europa ist stark bei selbstfahrenden Fahrzeugen, Robotik und Logistik.“ Auch gebe es starke und innovative Industriebetriebe. Doch die Digitalisierung laufe da in einigen Feldern schleppend.

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