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Füllstand der Gasspeicher nun 93 Prozent – doch die Netzagentur schlägt Alarm: Weil Haushalte zu viel heizen, wird das Gas nicht reichen

Die Gas-Versorgung im Winter ist in Gefahr, weil die Haushalte zu früh zu viel Gas verbrauchten, sagte der Chef der Netzagentur Klaus Müller.  - Copyright: Picture Alliance
Die Gas-Versorgung im Winter ist in Gefahr, weil die Haushalte zu früh zu viel Gas verbrauchten, sagte der Chef der Netzagentur Klaus Müller. - Copyright: Picture Alliance

Die Gasspeicher in Deutschland haben mittlerweile einen Füllstand von 93,03 Prozent erreicht. Dennoch schlagen Experten Alarm. Als Folge des kühlen Wetters verbrauchten die Haushalte aktuell nicht weniger, sondern sogar mehr Gas als in normalen Jahren. Das gefährde das Ziel, ohne Gasmangel durch den Winter zu kommen. Sogar das Ziel, die Speicher vor Beginn des Winters bis zum 1. November zu 95 Prozent zu füllen sei noch in Gefahr.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnte: "Der Gasverbrauch ist auch letzte Woche zu stark angestiegen." Trotz der stark gestiegenen Preise lag der Gasverbrauch der privaten Haushalte und kleineren Gewerbekunden sogar fast zehn Prozent über dem durchschnittlichen Verbrauchsniveau der Jahre 2018 bis 2021. Auch der Verbrauch der Industriekunden, die bisher stärker gespart hatten, lag in der vergangenen Woche nur noch gut zwei Prozent unter dem Niveau der Vorjahre.

Deutschland werde eine Gasnotlage im Winter ohne mindestens 20 Prozent Einsparungen im privaten, gewerblichen und industriellen Bereich kaum vermeiden können, betonte Müller. "Die Lage kann sehr ernst werden, wenn wir unseren Gasverbrauch nicht deutlich reduzieren."

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Die privaten Haushalte und kleineren Gewerbekunden sind in Deutschland für rund 40 Prozent des Gasverbrauchs verantwortlich. Die übrigen 60 Prozent entfallen auf die großen Industriekunden.

Die Netzagentur entscheidet im Falle eines Engpasses über die Rationierung von Gas. "Ganz offensichtlich ist bei vielen Menschen noch nicht angekommen, wie teuer ihr Gasverbrauch wirklich und welche Konsequenzen der eigene hohe Verbrauch für die Unternehmen und die Arbeitsplätze haben kann", hatte Müller bereits zuvor gesagt.

"Die steigenden Gasverbräuche aufgrund fallender Temperaturen reduzieren zunehmend die Einspeichermöglichkeiten", warnte auch der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (Ines), Sebastian Bleschke. Wegen der geringeren Gaslieferungen an Deutschland würden die Speicher früher und stärker als sonst zur Versorgung eingesetzt werden müssen. Ob sie dann über den Winter ausreichen, hänge stark davon ab, wie viel Gas private Haushalte sparen.

Experten sehen es als eine Voraussetzung, ohne Gassperren durch den Winter zu kommen, dass Unternehmen und Haushalte den Gasverbrauch um mindestens 20 Prozent zum Vorjahr senken. Während die Unternehmen aktuell sogar noch mehr Gas einsparen, lag der Verbrauch der privaten Haushalte in der zweiten September-Hälfte sogar über dem Vorjahr.

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute warnen in einem Risikoszenario, dass Deutschland im Falle von Gas-Rationierungen die tiefste und längste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg drohe.

Seit Anfang September kommt über die wichtigste Pipeline Nord Stream 1 kein russisches Gas mehr nach Deutschland. Dennoch ist der aktuelle Füllstand der Gasspeicher höher als im langjährigen Durchschnitt zu dieser Zeit des Jahres. Das zeigt diese Grafik.

Volle Speicher allein sind aber noch kein Grund zur Entwarnung, betonen Ökonomen der Deutschen Bank (DB). Selbst wenn Unternehmen und Haushalte im Vergleich zum Vorjahr 20 Prozent Gas sparten, würden auch prallvolle Gasspeicher gerade einmal bis Ende März 2023 reichen, also nicht einmal bis zum Ende der Heizperiode, schreiben Erik Heymann und Marion Mühlberger von DB Research. Sie halten es für wahrscheinlich, dass Gas rationiert werden muss, damit die Speicher nicht komplett leer laufen.

Die Gasspeicher vor dem Winter 2023/24 dann wieder zu füllen, werde ohne russisches Gas aus der Pipeline Nord Stream 1 anspruchsvoll und vor allem teuer. "Eine spürbare Erleichterung bei den Preisen ist nicht in Sicht", schrieben die Ökonomen Anfang September. Für das kommende Jahr erwartet DB Research eine tiefe Rezession mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um drei bis vier Prozent.

Das größte Einzelrisiko für die Gasversorgung in Deutschland sei ein kalter Winter, schreiben Heymann und Mühlberger. Die Haushalte verbrauchten 85 Prozent des Gases in der Heizperiode zwischen Oktober und April. Würden statt 20 Prozent nur zehn oder 15 Prozent Gas eingespart, dürften die Speicher bereits im Februar oder frühen im März leer sein.

DB Research hat ein eigenes Modell zur Prognose der Gasversorgung in Deutschland aufgesetzt und nun aktualisiert. Die Ökonomen rechnen wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht damit, dass Russland die Gaslieferung durch Nord Stream 1 in absehbarer Zeit wieder aufnimmt. Zum anderen wurde berücksichtigt, dass die Speicher den August über schneller auf den aktuellen Stand von gut 86 Prozent gefüllt werden konnten als erwartet.