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Jedes fünfte Unternehmen in Deutschland kämpft mit Liquiditätsproblemen

Trotz anziehender Aufträge führen viele Firmen einen Überlebenskampf, zeigt eine DIHK-Umfrage. Der BDI und Ökonomen fordern eine erneute Ausweitung der Verlustverrechnung.

Im Maschinenbau ist der finanzielle Engpass derzeit besonders groß. Foto: dpa
Im Maschinenbau ist der finanzielle Engpass derzeit besonders groß. Foto: dpa

Die angespannte Finanzlage vieler Firmen könnte einem raschen wirtschaftlichen Wiederaufschwung im Wege stehen. So klagt rund jeder fünfte Maschinenbauer und jeder vierte Kfz-Hersteller über akute Liquiditätsengpässe. In der Gesamtwirtschaft sind 19 Prozent der Unternehmen davon betroffen. Dies geht aus einer Sonderauswertung der Herbst-Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.

27 Prozent der Maschinenbauer verzeichnen in der Krise einen Rückgang des Eigenkapitals, im Kfz-Bau sind es 37 Prozent, in der Gesamtwirtschaft 28 Prozent. „Es ist erkennbar, dass das Liquiditäts- und Eigenkapitalproblem drängender wird“, sagte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann dem Handelsblatt.

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Und das gerade jetzt, wenn es in Trippelschritten wieder nach oben gehe und Aufträge vorfinanziert oder Zukunftsinvestitionen gestemmt werden müssten. Tatsächlich plant knapp die Hälfte der Kfz- und Maschinenbauer, 2021 weniger zu investieren.

Das sei auch für die eng verbundene Zuliefererindustrie problematisch, warnt der DIHK. So sieht sich in der Metallerzeugung jedes vierte Unternehmen mit Liquiditätsengpässen konfrontiert, in der Gummi- und Kunststoffindustrie jedes fünfte. Sollten Unternehmen in der aktuellen Situation keine Vorfinanzierung mehr erhalten, drohe die Gefahr, dass sie trotz vorhandener Nachfrage nach ihren Produkten ums Überleben kämpfen müssen.

IG Metall schläft Transformationsfonds vor

Um den Eigenkapitalbedarf im Mittelstand decken und refinanzieren zu können, biete sich mittelfristig eine Fondslösung in Form einer Public Private Partnership an. So hat die IG Metall beispielsweise einen mit Steuergeld abgesicherten Transformationsfonds vorgeschlagen, damit auch kleine und mittelgroße Autozulieferer die notwendigen Investitionen in klimaschonende Geschäftsmodelle stemmen können.

Kurzfristig würde es vielen Unternehmen aber helfen, wenn sie die derzeit entstehenden Verluste noch konsequenter als bisher mit Gewinnen aus den Vorjahren verrechnen könnten, heißt es beim DIHK. Dies sieht der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) genauso. „Gerade in Krisenzeiten erweist sich eine verbesserte steuerliche Verlustrechnung als zielgenaues Instrument, um die Liquidität und den Fortbestand der Unternehmen zu sichern“, schreibt BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang in einem Brief an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD).

In dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt, macht sich Lang für eine zusätzliche Anhebung der Höchstgrenze des Verlustrücktrags und eine Ausweitung des Rücktragszeitraums auf mindestens zwei Jahre stark. Dies sei für die betroffenen Unternehmen „wertvoller als andere neue Hilfsmaßnahmen“ und werde „nicht zuletzt deshalb auch von führenden Ökonomen empfohlen“.

Die Große Koalition hat im Rahmen ihres Konjunkturpakets die Möglichkeiten des Verlustrücktrags ausgeweitet. Bisher gilt für Verlustrückträge eine Grenze von einer Million Euro. Diese soll nun für 2020 und 2021 auf fünf Millionen Euro (bei Zusammenveranlagung zehn Millionen Euro) angehoben werden.

Ökonomen halten aber noch großzügigere Verrechnungen für geboten. Unterstützung für den Vorschlag einer noch weiteren Ausdehnung kommt beispielsweise von Ifo-Präsident Clemens Fuest: „Der Verlustrücktrag wirkt wie eine Steuerstundung“, sagt er.

Endgültig würde die Steuer nur dann ausfallen, wenn ein Unternehmen später insolvent würde. Eine Ausweitung des Verlustrücktrags koste den Staat daher nur wenig. Auch der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, hat sich mehrfach dafür ausgesprochen.

Nach Auffassung von Fuest wirkt diese Unterstützung zielgenau: Denn es würden nur die Unternehmen entlastet, die vor der Krise ein funktionierendes Geschäftsmodell gehabt und ihre Steuern in Deutschland gezahlt hätten. Unternehmen könnten die nun entstehenden Verluste mit den Gewinnen aus den vergangenen Jahren verrechnen und so ihre Zahlungen an das Finanzamt senken oder etwas erstattet bekommen. Allerdings können die Firmen die Verluste später nicht mehr vollständig geltend machen, sodass es sich für den Fiskus um eine Verschiebung handelt. Die bisher geringe Ausweitung des Verlustrücktrags verringert die Steuereinnahmen in diesem Jahr nach Ifo-Schätzungen um 4,2 Milliarden Euro, von denen aber 90 Prozent in den Folgejahren wieder in die Kassen zurückfließen würden.