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Jeder Fünfte findet: Holocaust-Gedenken nimmt zu viel Raum ein

2020 jährt sich die Auschwitz-Befreiung zum 75. Mal. Eine Umfrage zeigt: Besonders viele AfD-Wähler halten die Erinnerung an den Holocaust für zu präsent.

Der Zentralrat der Juden warnt vor einer Schlussstrich-Mentalität in Deutschland. Foto: dpa
Der Zentralrat der Juden warnt vor einer Schlussstrich-Mentalität in Deutschland. Foto: dpa

Mehr als jeder Fünfte in Deutschland findet, der Holocaust spielt in der deutschen Erinnerungskultur eine zu große Rolle. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Deutsche Presse-Agentur stimmten 22 Prozent der Aussage zu, das Holocaust-Gedenken nehme im Vergleich zu anderen Themen zu viel Raum ein.

Auf der anderen Seite sind allerdings auch 24 Prozent der Meinung, das Gedenken sollte noch ausgebaut werden. 45 Prozent vertreten die Ansicht, so, wie es gehandhabt wird, ist es genau richtig.

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Bei den AfD-Wählern ist der Anteil derjenigen, die ein Zuviel an Gedenken und Erinnerung sehen, besonders groß. Mehr als jeder Zweite (56 Prozent) ist dieser Meinung. Die meisten Anhänger der anderen im Bundestag vertretenen Parteien stimmen der Aussage zu, dass Gedenken beziehungsweise das Erinnern an den Holocaust sei in Deutschland genau richtig.

Der damalige AfD-Chef Alexander Gauland hatte im Juni 2018 mit einer Äußerung zur Nazi-Zeit für Empörung gesorgt: „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“, sagte er. Später bezeichnete Gauland seine Äußerung als „missdeutbar und damit politisch unklug“.

Immer weniger Zeitzeugen

Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, hatte vor wenigen Tagen gewarnt, immer mehr Menschen wollten einen Schlussstrich ziehen, um in ihrer Komfortzone zu bleiben. Um die Erinnerung wach zu halten, seien Bildung und Erziehung unverzichtbar. Nur so könne die „monströse Aufgabe“ gelingen, jungen Menschen das Geschehene – den nationalsozialistischen Völkermord an Millionen Menschen – zu vermitteln.

75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee gibt es immer weniger direkt Betroffene, die über die Geschehnisse berichten können. 67 Prozent der Deutschen glauben der YouGov-Umfrage zufolge, dass die Erinnerung an den Holocaust und die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges stärker in Vergessenheit geraten werden, wenn die Generation der Zeitzeugen nicht mehr leben wird. 24 Prozent sind nicht dieser Ansicht.

Ihr Wissen über den Holocaust haben die meisten Menschen aus Filmen, Büchern und anderen Medien (43 Prozent). 37 Prozent nennen die Schule als Hauptwissensquelle, 9 Prozent die Familie und den Bekanntenkreis. Mehr als jeder zweite Befragte (55 Prozent) hat nach eigenen Angaben schon mit älteren Familienmitgliedern über deren Erinnerungen an die Zeit während des Zweiten Weltkrieges gesprochen.

Am Montag, dem 27. Januar, jährt sich zum 75. Mal die Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im von Hitler-Deutschland besetzten Polen durch die Rote Armee. Allein dort brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um. Der Holocaust kostete insgesamt rund sechs Millionen Juden das Leben. Sie wurden von den Deutschen erschossen und in Gaskammern ermordet oder starben an den Folgen von Hunger, Krankheit und Erschöpfung.