Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    37.986,40
    +211,02 (+0,56%)
     
  • Gold

    2.406,70
    +8,70 (+0,36%)
     
  • EUR/USD

    1,0661
    +0,0015 (+0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.768,47
    -1.438,54 (-2,35%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.371,97
    +59,35 (+4,52%)
     
  • Öl (Brent)

    83,24
    +0,51 (+0,62%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.282,01
    -319,49 (-2,05%)
     

Führende Strategen von Goldman und LBBW glauben an ein volatiles Aktienjahr

Peter Oppenheimer von Goldman Sachs und LBBW-Manager Frank Hagenstein sind sich einig: Aktienkurse werden zwar steigen, das jedoch in Schlangenlinien.

Der Handelsstreit wird in diesem Jahr wohl nicht gelöst, die Unternehmen werden deutlich weniger verdienen, und die Märkte unterschätzen die Zinserhöhungen der US-Notenbank. Was Peter Oppenheimer und Frank Hagenstein zu den Aussichten an den Märkten zu sagen haben, klingt nicht gerade optimistisch.

Dennoch sind sie im gemeinsamen Gespräch mit dem Handelsblatt am Rande der jährlichen Strategiekonferenz von Goldman Sachs in Frankfurt überzeugt davon, dass die Aktienmärkte in diesem Jahr unter dem Strich zulegen werden.

Doch einfach wird die Sache nicht, auch darin sind die beiden, die sich schon oft getroffen haben, einer Meinung. Und das, obwohl ihre Arbeitgeber und ihre Perspektive auf die Märkte eigentlich sehr unterschiedlich sind. Oppenheimer ist Chefaktienstratege bei der US-Investmentbank Goldman Sachs und sitzt in London. Hagenstein ist als Chef der LBBW Asset Management in Stuttgart auf der Investorenseite. Zuvor war er lange Geschäftsführer bei Deka Investment.

Für ein besseres Aktienjahr spricht für Hagenstein und Oppenheimer, dass die Märkte schon so deutlich gefallen und die Bewertungen jetzt günstiger geworden sind. „Risiken, wie zum Beispiel der Handelsstreit oder Brexit, sind nicht geringer geworden, aber jetzt spiegeln die Märkte diese Risiken wider“, sagt Oppenheimer. „Das gilt nicht nur für die Aktien, sondern auch für Unternehmensanleihen“, ergänzt Hagenstein.

WERBUNG

In den USA handeln Aktienmärkte und Unternehmensanleihen inzwischen so, als stünde eine Rezession, also eine schrumpfende Wirtschaft über mindestens zwei Quartale, unmittelbar bevor, erklärt Hagen- stein. Doch dass es dazu komme, sei sehr unwahrscheinlich. Dagegen spräche der robuste US-Arbeitsmarkt mit steigenden Löhnen.

„Die realwirtschaftlichen Daten dürften in den USA besser ausfallen als vom Markt erwartet“, glaubt Hagenstein. Viele Investoren würden sich aber von den schlechteren Konjunkturindikatoren aus dem verarbeitenden Gewerbe verunsichern lassen, erklärt der Investor die Rezessionsängste.

„Die Industrie macht nur einen geringen Teil des US-Bruttoinlandsprodukts aus“, pflichtet Oppenheimer bei. Viel wichtiger seien Konsumgüterunternehmen, auf die fast drei Viertel der Wirtschaftsleistung entfielen – und beim Konsum gebe es aufgrund des starken Arbeitsmarkts eben keine Warnzeichen. Zudem seien die Privathaushalte in den USA deutlich weniger verschuldet als noch zu Zeiten der Finanzkrise, betont der Aktienstratege.

Das heißt aber nicht, dass die Aktienmärkte rasch steigen werden. Im Gegenteil. „Nach der Rally, die wir zu Jahresbeginn gesehen haben, ist jetzt wohl nicht der beste Zeitpunkt zum Einstieg bei Aktien in den USA oder Europa“, sagt Hagenstein. Er sieht eine gute Einstiegschance erst, wenn die Märkte noch einmal „um mehr als fünf Prozent fallen“.

Auch Oppenheimer warnt vor Euphorie nach dem guten Jahresstart. Der Hauptgrund ist für ihn, dass das Gewinnwachstum der Unternehmen in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen dürfte.

US-Zinserhöhungen im Blick

Oppenheimer rechnet ausgehend von der wirtschaftlichen Lage damit, dass die im S & P 500 gelisteten Unternehmen ihre Gewinne in diesem Jahr um sechs Prozent steigern werden, bei den europäischen Unternehmen im Stoxx 600 sollten es vier Prozent sein. Die Konsensschätzungen der Analysten – ausgehend von den Schätzungen der Gewinne der einzelnen Unternehmen – liegen deutlich höher.

Sie gehen davon aus, dass sich die Gewinne der S & P-500-Konzerne um sieben und die der Stoxx-600-Firmen sogar um acht Prozent erhöhen werden.

Wenn die Unternehmen aber tatsächlich weniger verdienen werden, als die Mehrheit der Unternehmensanalysten erwartet, könnte man davon ausgehen, dass die Märkte erneut einbrechen, wenn die Firmen mit ihren Zahlen enttäuschen.

Doch damit rechnen weder Oppenheimer noch Hagenstein. „Die Märkte selbst sind sozusagen ein Echtzeitindikator für Erwartungen“, meint Oppenheimer. „Sie absorbieren ständig neue Informationen.“ Von daher dürfte auch die Erwartung niedrigerer Gewinne zumindest teilweise schon in den Kursen enthalten sein.

„Die Märkte reagieren nicht immer gleich auf sinkende Gewinnschätzungen und verfehlte Ertragsziele der Unternehmen“, betont auch Hagenstein. „Im vergangenen Jahr sind viele Aktien um 25 bis 30 Prozent eingebrochen, wenn die Unternehmen die Erwartungen der Analysten nicht erfüllt oder ihre eigenen Prognosen gesenkt haben.“

In diesem Jahr könnten sich die Kursrückgänge bei ähnlichen Szenarien mit drei bis fünf Prozent in Grenzen halten, eben weil die Investoren jetzt pessimistischer geworden seien.

Mit Blick auf die US-Notenbank (Fed) sind viele Anleger dagegen zu optimistisch, auch da sind Hagenstein und Oppenheimer einer Meinung. Wenn die US-Konjunktur weiter wachse, werde die Fed um Zinserhöhungen nicht herumkommen. Oppenheimer rechnet mit bis zu zwei Zinserhöhungen, auch Hagenstein erwartet ein oder zwei Zinsschritte. „Der Markt hat aber derzeit Zinserhöhungen mehr oder weniger komplett ausgepreist“, betont Hagenstein. Von daher dürften Zinsschritte die Märkte belasten.

Die gute Nachricht ist, dass die Belastungen weniger stark ausfallen dürften als 2018. Unter dem Strich sollten die Aktienmärkte nach Ansicht beider Finanzmarktprofis steigen. Konkret prognostiziert Goldman Sachs für den S & P 500 per Jahresende einen Stand von 3 000 Punkten, das entspräche einem Anstieg von knapp 13 Prozent.

Großes Potenzial bei zyklischen Werten

Für den Stoxx 600 erwartet die US-Bank unter dem Strich ein Plus von 5,4 Prozent. Aber in Stein gemeißelt ist das nicht. Punkt-Prognosen für einen längeren Zeitraum geben letztlich lediglich vor, in welche Richtung sich die Märkte entwickeln sollten.

Zum verlangten Standardrepertoire von Banken gehören aber auch konkrete Prognosen für einzelne Indizes. Hier haben es Asset-Manager leichter, die sich lediglich zur erwarteten Richtung der Märkte äußern. Und die sieht für Hagenstein so aus: „Es sollte sich mit Aktien in diesem Jahr Geld verdienen lassen, aber eben nur unter großen Schwankungen.“ Fest steht für ihn ebenso wie für Oppenheimer nur, dass das Jahr nicht leicht und das Timing am Aktienmarkt auf kurze Sicht wichtiger wird.

Das größte Potenzial sieht Hagenstein bei zyklischen Werten, in denen seiner Meinung nach inzwischen viele Investoren untergewichtet sind. Auch Oppenheimer glaubt an eine Erholung der Technologieaktien und mag prinzipiell Wachstumswerte. Dazu sucht er aber auch nach zyklischen und defensiven Titeln, die besonders deutlich gefallen sind.

Die Top-Empfehlungen für Aktieninvestoren stellen die Aktienstrategen von Goldman Sachs auf ihren „Conviction Buy“-Listen zusammen. Darauf zählen unter den Technologieaktien und Wachstumswerten in den USA Alphabet und Netflix, in Europa ist es unter anderem der Chiphersteller ASML. Daneben finden sich auf der Liste aber auch Aktien wie Pepsico und der Vermögensverwalter Blackrock oder aus Deutschland die Deutsche Post und RWE.