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EZB trotzt dem globalem Druck der Fed-geführten Zinsrunde

(Bloomberg) -- Der zögerliche Kurs der Europäischen Zentralbank wirkt immer gewagter angesichts der energischen Straffung der Geldpolitik durch die meisten globalen Währungshüter.

Am Ende einer Woche, in der weltweit zur Eindämmung der Inflation die Zinsen erhöht wurden - um einen halben Prozentpunkt von der Federal Reserve und zum vierten Mal in Folge durch die Bank of England - sind die Frankfurter noch weit davon entfernt, diesen Beispielen zu folgen.

Abgesehen von der Bank of Japan und der Schweizerischen Nationalbank - die beide mit weitaus schwächerer Inflation konfrontiert sind - ist die Eurozone nun die einzige Region mit einer der zehn meistgehandelten Weltwährungen, die ihre Zinsen nicht erhöht hat.

Der Alleingang wurde in den letzten Tagen noch deutlicher. Australien nahm eine erste Zinserhöhung vor, die höher ausfiel als erwartet, und die schwedische Riksbank vollzog eine Kehrtwende und hob plötzlich die Zinsen an, nachdem sie zuvor bis 2024 warten wollte.

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Während die EZB-Vertreter aufgrund früherer Ankündigungen in Bezug auf den Zeitplan abwarten müssen, gibt ihnen auch eine Wirtschaftslage zu denken, die angesichts des Krieges in der Nachbarschaft und drohender Gasabschaltungen anfällig für Rückschläge ist.

“Die EZB redet viel, aber es ist nicht gesagt, dass sie so weit geht”, sagt Agnes Belaisch, Chefstrategin für Europa bei Baring Investment Services Limited. “Der Einmarsch Russlands in der Ukraine bremst die Wirtschaft, einige Unternehmen fahren ihre Produktion wegen der höheren Energiepreise zurück. Und so wird eine Straffung durch die EZB bereits in einer Konjunkturverlangsamung wirksam werden.”

Auch die Finanzmärkte gehen nach wie vor davon aus, dass ein Zinsschritt noch Monate entfernt ist. Ein Alleingang gegen die weltweite geldpolitische Meinung wird die Zentralbank wahrscheinlich stärker in die Kritik bringen als zuvor, nicht zuletzt, wenn man die fehlgeschlagenen Anhebungen in den Jahren 2008 und 2011 berücksichtigt.

Der österreichische Falke im EZB-Rat, Robert Holzmann, schlug am Donnerstag vor, dass auf der Juni-Sitzung eine Erhöhung erörtert wird. Andere Räte waren vorsichtiger. Der Finne Olli Rehn hat sich für einen Schritt im Juli ausgesprochen. Direktoriumsmitglied Fabio Panetta, der zu den Tauben zählt, warnte gar, dass die EZB vor “komplizierteren” Entscheidungen steht, weil das Wachstum abebbt.

“Eine geldpolitische Straffung mit dem Ziel, die Inflation einzudämmen, würde das bereits schwächelnde Wachstum behindern”, sagte er der italienischen Zeitung La Stampa.

Die Ratsmitglieder begründen ihre Vorsicht damit, dass sich die Wirtschaft der Eurozone von der der anderen Länder unterscheidet. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat die Unterschiede zu den USA zuletzt mehrfach betont. So wird, anders als in den USA, die Inflation vor allem durch angebotsseitige Schocks angetrieben. Anders als in Großbritannien gibt es steuerliche Maßnahmen, um den Kostendruck auf die Verbraucher auszugleichen. Der Arbeitsmarkt ist weniger angespannt, das potenzielle Wachstum geringer und der Krieg in der Ukraine stellt ein größeres Risiko für die Aussichten dar als anderswo.

Aber die Auswirkungen der hartnäckig hohen Inflation - 7,5% im letzten Monat, Tendenz steigend - beginnen sich dennoch bemerkbar zu machen. Die Erwartung von Verbrauchern, Unternehmen und Finanzmärkten sind über das 2%-Ziel der EZB gestiegen. Die Forderung der IG Metall nach einer Lohnerhöhung von 8,2% für die Stahlarbeiter zeigt, dass die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale real ist.

Andererseits droht der Wirtschaft eine Rezession, die eintreten könnte, wenn die Gaslieferungen aus Russland unerwartet unterbrochen werden, was zu Rationierungen führen würde.

Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die EZB ihren Einlagensatz - der derzeit auf einem Rekordtief von -0,5% liegt - in zwei Schritten auf Null anheben wird und dann eine Pause einlegt, um zu sehen, wie der Ausstieg aus dem Minusbereich nach mehr als acht Jahren verdaut wird.

Unterstützung kommt derzeit von den Märkten, die von sich aus begonnen haben, die Finanzierungsbedingungen zu straffen. Anleiherenditen sind in der gesamten Region gestiegen, Banken haben ihre Kreditrichtlinien verschärft, und das Kreditwachstum hat sich verlangsamt.

“Dieser Effekt wird sich im Finanzsystem zeigen, unabhängig davon, ob die EZB die Geldpolitik strafft oder nicht”, sagte James Rossiter, Leiter der globalen Makrostrategie bei der Toronto Dominion Bank. “Ein Teil dieser Arbeit geschieht bereits, und das ist vielleicht der Grund, warum die EZB es nicht überstürzt.”

Überschrift des Artikels im Original:

ECB Defies Global Peer Pressure After Fed-Led Tightening Round

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©2022 Bloomberg L.P.