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EZB beendet Negativzins-Ära mit Pfad anhaltender Straffung

(Bloomberg) -- Die Europäische Zentralbank hat den Vorhang für die jahrelange ultralockere Politik fallen lassen, indem sie sich zu einer Anhebung der Zinssätze um einen Viertelpunkt im nächsten Monat verpflichtete und die Tür für eine größere Anhebung im Herbst öffnete.

Mit der Ankündigung des ersten Zinsschritts seit mehr als einem Jahrzehnt hat die EZB am Donnerstag einen etwas aggressiveren Plan vorgestellt, als von Ökonomen erwartet worden war. Da die neuen Prognosen einen schnelleren Anstieg der Preise in der Eurozone zeigen als bisher angenommen, wird die EZB ihre umfangreichen Wertpapierkäufe im Rahmen des 2015 begonnenen Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) am 1. Juli einstellen.

“Sollten die mittelfristigen Inflationsaussichten unverändert bleiben oder sich verschlechtern, ist bei der September-Sitzung ein größerer Zinsschritt angemessen”, hieß es in der Mitteilung der Notenbank. “Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung geht der EZB-Rat davon aus, dass es nach September angemessen sein wird, die Leitzinsen schrittweise, aber nachhaltig weiter anzuheben.”

Damit würde der Einlagensatz von derzeit minus 0,5% bis Ende des dritten Quartals mindestens bei null liegen, nach acht Jahren im negativen Bereich. Das entspricht im wesentlichen dem Ziel, das Präsidentin Christine Lagarde im Mai ausgegeben hatte.

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“Es ist eine gute Praxis und wird von den meisten Zentralbanken auf der ganzen Welt praktiziert, mit einer schrittweisen Erhöhung zu beginnen, die beträchtlich, aber nicht übertrieben ist und die einen Weg aufzeigt”, sagte Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Ratssitzung.

“Die Entscheidungen, die wir heute getroffen haben, betreffen nicht nur einen einzigen Monat im Juli - es geht um eine ganze Reise”, sagte sie in Amsterdam, wo die EZB nach der Pandemie wieder eine Sitzung pro Jahr außerhalb ihres Sitzes in Frankfurt abhält.

Sie beschrieb die Risiken für die Inflation als “hauptsächlich aufwärts gerichtet”. Die EZB geht nun davon aus, dass das Preiswachstum im Jahr 2024 durchschnittlich 2,1% betragen wird - und damit über dem mittelfristigen Ziel von 2% liegt. Die Inflation erreichte im Mai 8,1% und könnte in diesem Jahr insgesamt 7% übersteigen.

Der Euro gab gegenüber dem Dollar um 0,2% auf 1,0693 nach, nachdem er zuvor auf den höchsten Stand seit Mai gestiegen war. Die Händler wetten nun verstärkt auf Zinserhöhungen und rechneten mit einem Anstieg um 150 Basispunkte bis Dezember.

Die Entscheidungen vom Donnerstag verdeutlichen den Ausstieg der EZB aus der jahrelangen Stimulierungspolitik und deuten auf einen schnelleren Kurs hin, als die von Bloomberg befragten Wirtschaftsexperten vorhergesagt hatten. Allerdings hinkt die EZB dem Trend eher hinterher: Mehr als 60 andere Zentralbanken in der Welt haben die Leitzinsen in diesem Jahr bereits erhöht.

“Es zeichnet sich im Allgemeinen ab, dass die EZB endlich erkannt hat, dass sie mit Zinserhöhungen aufholen muss, zumindest in der Anfangsphase”, hieß es der Analyse eines Ökonomenteams von TD Securities um James Rossiter. “Sobald die Zinsen den positiven Bereich erreicht haben, kann sich das Tempo der Straffung verlangsamen.”

Die unerbittlich steigende Inflation hatte unter den EZB-Ratsmitgliedern eine Debatte darüber ausgelöst, wie aggressiv die EZB reagieren sollte, wobei ein Teil darauf drängte, eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt zu erwägen, die dem jüngsten Schritt der Federal Reserve entsprechen würde.

In dieser Woche haben die Prognosen der Weltbank und der OECD die Befürchtungen einer Stagflation verstärkt. Der Krieg in der Ukraine treibt die Energiekosten in die Höhe und schwächt die Zuversicht. Auch Lieferkettenprobleme belasten die Wirtschaft. Obgleich der Höhepunkt der globalen Inflation überschritten sein könnte, sagt Barclays für den Euroraum eine leichte Rezession voraus.

Lagarde kündigte an, die EZB werde gegen eine Fragmentierung der Finanzierungsbedingungen im Euroraum wenn nötig bestehende oder auch neue Instrumente einsetzen. Dabei verwies sie auf die Reinvestitionskapazität im Rahmen des PEPP, “ein komplettes Reinvestitionspaket, das sich auf 1,7 Billionen Euro beläuft.” Dieses werde wenn nötig mit “kompletter Flexibilität” reinvestiert.

Ihre Äußerungen konnten allerdings nicht verhindern, dass die Renditen italienischer Anleihen um etwa 20 Basispunkte anstiegen und der Abstand zu deutschen Anleihen auf den höchsten Stand seit Beginn der Pandemie anstieg.

Die EZB sei “der ordnungsgemäßen Übertragung unserer Geldpolitik verpflichtet, und infolgedessen wird eine Fragmentierung in der Tat vermieden werden”, so Lagarde.

Überschrift des Artikels im Original:

ECB Cements July Liftoff With Bond-Buying to End in Three Weeks

(Weitere Lagarde-Zitate gegen Ende des Artikels)

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