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Lagarde: EZB könnte Negativzinsen bis Ende September beenden

Frankfurt/Main (dpa) - Das Ende der Negativzinsen im Euroraum naht.

«Ausgehend von den derzeitigen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals zu beenden», kündigt die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, in einem von der Notenbank veröffentlichten Beitrag an.

Die Rekordinflation im Euroraum zwingt Europas Währungshüter zum schnelleren Gegensteuern. In den vergangenen Wochen stimmte sie die Märkte auf die erste Zinsanhebung seit elf Jahren ein. Ein Ende der Netto-Wertpapierkäufe sei «sehr früh im dritten Quartal» zu erwarten, bekräftigt Lagarde nun. «Dies würde uns eine Anhebung der Zinssätze auf unserer Sitzung im Juli ermöglichen, im Einklang mit unseren Prognosen.»

Der Euro reagierte mit Kursgewinnen. Die Gemeinschaftswährung stieg am Mittag bis auf 1,0688 US-Dollar. Am Morgen hatte sie noch unter 1,06 Dollar notiert. Höhere Zinsen machen eine Währung für Anleger attraktiver.

Leitzins seit März 2016 bei null Prozent

Derzeit müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Viele Institute berechnen ihren Kunden wegen dieses negativen Einlagensatzes ab bestimmten Summen auf dem Konto ein sogenanntes Verwahrentgelt. Der Leitzins im Euroraum liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von null Prozent. Dieser Hauptrefinanzierungszins wurde in den vergangenen Jahren in der Bedeutung vom Einlagensatz verdrängt.

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Einige Banken haben bereits ein Ende ihrer Verwahrentgelte in Aussicht gestellt, sobald dieser Zins auf Bankeinlagen bei der EZB wegfällt. Bis Sparer wieder nennenswerte Zinsen auf ihr Erspartes bekommen, dürfte es allerdings eine Weile dauern.

Bald werden neue Prognosen veröffentlicht

Die Juli-Sitzung des EZB-Rates ist für den 21. Juli angesetzt. Zuvor kommt das oberste Entscheidungsgremium am 9. Juni zusammen - ausnahmsweise nicht am Sitz der Notenbank in Frankfurt, sondern in Amsterdam. Dann liegen dem EZB-Rat auch neueste Prognosen der Notenbank zur Entwicklung von Konjunktur und Inflation vor.

Im April stiegen die Verbraucherpreise im Währungsgebiet der 19 Staaten zum Vorjahresmonat um 7,4 Prozent. Damit verharrte die Teuerung auf dem höchsten Niveau seit Einführung der gemeinsamen Währung. Die EZB strebt mittelfristig stabile Preise bei einer jährlichen Teuerungsrate von 2 Prozent an.

Lagarde: «Schrittweise weitere Normalisierung»

«Wenn sich die Inflation mittelfristig bei 2 Prozent stabilisiert, wird eine schrittweise weitere Normalisierung der Zinssätze in Richtung des neutralen Zinssatzes angemessen sein», führt Lagarde aus. «Das Tempo der politischen Anpassung und ihr Endpunkt werden jedoch davon abhängen, wie sich die Schocks entwickeln und wie sich die mittelfristigen Inflationsaussichten im weiteren Verlauf gestalten.»

Der neutrale Zins stellt eine Art Gleichgewichtszins dar, bei dem weder Inflation noch Wirtschaftswachstum ein Übergewicht entwickeln. Für die USA schätzen Ökonomen den neutralen Zins derzeit auf etwa 2,5 Prozent. Für den Euroraum wird er meist deutlich niedriger angesetzt.

Commerzbank sieht weiteren Anpassungsbedarf

«EZB-Chefin Christine Lagarde beugt sich der Realität hartnäckig hoher Inflationsraten, wenn sie jetzt noch für das dritte Quartal ein Ende des negativen Leitzinses ankündigt und danach einen schrittweisen Anstieg des Leitzinses in Richtung auf das neutrale Niveau in Aussicht stellt», kommentiert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Commerzbank erwartet, dass die EZB den Einlagensatz von minus 0,5 Prozent bis April 2023 auf 1,25 Prozent anheben wird. «Das dürfte allerdings nicht ausreichen, um die Inflation wieder einzufangen. Denn nach unser Schätzung dürfte der neutrale Leitzins eher zwischen 2,5 und 3 Prozent liegen», analysierte Krämer.

Für die EZB ist der Ausstieg aus der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik ein Balanceakt: Höhere Zinsen helfen dabei, die Inflation zu dämpfen, können aber zugleich ausgerechnet in einer Zeit neuer Rückschläge für die Konjunktur zum Beispiel durch den Krieg in der Ukraine das Wirtschaftswachstum bremsen.

«Sollte sich die Wirtschaft des Eurogebiets infolge eines positiven Nachfrageschocks überhitzen, wäre es sinnvoll, die Leitzinsen schrittweise über den neutralen Zinssatz anzuheben», schreibt Lagarde. «Dies würde sicherstellen, dass die Nachfrage wieder mit dem Angebot in Einklang kommt und der Inflationsdruck nachlässt.»