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Experten analysieren Chinas neuen Fünfjahresplan - für deutsche Firmen könnte er mehr Übernahmen bedeuten

Der chinesische Präsident Xi Jinping und die kommunistische Partei wollen Innovationen auch aus der EU und Deutschland nach China bringen.
Der chinesische Präsident Xi Jinping und die kommunistische Partei wollen Innovationen auch aus der EU und Deutschland nach China bringen.

Entkopplung von der Weltwirtschaft, Stärkung des Binnenmarkts und Transfer von ausländischen Innovationen nach China: Das lesen Wissenschaftler des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zwischen den Zeilen des neuen Fünfjahresplans des chinesischen Regimes.

Die vergangenen Jahre haben der kommunistischen Regierung in China verdeutlicht, dass das Land aus dem eigenen Schatten hervortreten muss und nicht mehr nur auf den Welthandel setzen darf. Zum einen sind da die Spannungen des Regimes mit den US-Amerikanern, die in den vergangen Jahren zu einem Handelskrieg gewachsen sind. Andererseits gab es infolge der Corona-Pandemie schwere wirtschaftliche Schäden durch den Ausfall von Lieferketten.

"Chinas wirtschaftliche Entwicklung hat in der Vergangenheit sehr stark von der Weltwirtschaft profitiert und sich davon abhängig gemacht. Aber so kann es nicht dauerhaft weitergehen. Die Abhängigkeit kann zu Verwundbarkeiten führen", sagt Wan-Hsin Liu, Expertin für China und Globalisierung beim IfW und Mitverfasserin der Analyse.

China technologisch nicht auf dem Level anderer Länder

In dem aktuellen Fünfjahresplan für die Jahre 2021-2025 verkündet die Regierung Chinas, dass sie in Zukunft stärker auf den inländischen Markt setzen will und diesen stärker fördern wird. Mit Steuervergünstigungen für innovative Unternehmen und Investitionen in Forschungsinstitute will man den technologischen Fortschritt des Landes vorantreiben.

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Aktuell sei China in vielen Schlüsselbereichen noch weit entfernt vom technologischen Level anderer Staaten, erklärt Liu. Um das erklärte Ziel, 2035, spätestens 2049, Technologieführer zu sein, erreichen zu können, muss in Zukunft auch verstärkt auf den Zufluss von ausländischem Wissen gesetzt werden.

Ein möglicher Weg, um Talente ins Reich der Mitte zu locken, sind die in China geplanten Informationszentren und -parks - die chinesische Antwort auf das Silicon Valley. Damit versucht man nicht nur chinesische Experten im Land zu halten, sondern auch in Zukunft Talente aus dem Ausland nach China zu holen.

Wissenstransfer nach China durch Firmenübernahmen

Das ist aber nicht alles, denn eine weitere Strategie könnten gezielte Firmenübernahmen sein. "Wenn man den Fünfjahresplan liest, steht dort, dass die Produktion und technologische Innovation in China stattfinden soll. Inländische Ressourcen sollen in China bleiben, aber ausländische Ressourcen sollen nach China gezogen werden. Es steht nicht direkt im Plan, dass deutsche Unternehmen aufgekauft werden sollen und dann nach China gebracht werden sollen, aber das ist ein möglicher Weg und eine mögliche Interpretation", erklärt Liu.

Die Experten vermuten, dass chinesische Unternehmen verstärkt weiter in Europa und Deutschland auf der Suche nach möglichen Investitionen sind, um die Eigenständigkeit in Wissenschaft und Technologie weiter zu erhöhen. Ein Weg könnte sein, dass durch Investitionen im Zuge von Weiterbildungen und Kooperationen Chinesen nach Deutschland geschickt werden, um hier ihr Wissen über die Technologie zu erhöhen. Aber laut Liu könnten auch umgekehrt ganze Teams aus Deutschland nach China gebracht werden.

Transport- und Technologiebranche steht im Fokus

Der Fünfjahresplan als Richtlinie für die Wirtschaft führt dazu, dass chinesische Unternehmen besonders auch einen Blick ins Ausland werfen. Liu erklärt: "Natürlich gibt es chinesische Unternehmen, die von sich aus in Deutschland investieren, weil es für sie geschäftsfördernd ist. Aber es gibt auch chinesische Unternehmen, die in High-Tech Unternehmen in Deutschland investieren, weil sie wissen, dass die chinesische Regierung das will und sie dann möglicherweise einfacheren Zugang zu Krediten von chinesischen Banken bekommen. Chinesische Investoren, die ins Ausland investieren, werden sehr stark von der chinesischen Regierung beeinflusst"

In einer weiteren Studie des IfW wurde bereits untersucht, welche Branchen Ziel von den chinesischen Übernahmen waren. So fanden die meisten Übernahmen 2015 im Transport- und Technologiesektor statt, 2016 und 2017 gab es einen starken Anstieg der Investitionen bei High-Tech Unternehmen. Aber auch in der Energie-, Gesundheits- und Finanzbranche gab es bereits Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Investoren. Einige Staatsunternehmen wiederum hätten bis 2017 vor allem in Immobilien investiert.

Dialog mit China aufrecht erhalten

Die Wissenschaftler raten davon ab, dass die EU und Deutschland sich nun gleichermaßen abschotten und auf die eigenen Binnenmärkte konzentrieren sollten. Vielmehr sollte versucht werden, durch offene Handelsabkommen China wieder dazu zu bewegen, sich zu öffnen. Das könnte auch Vorteile für die deutsche Wirtschaft haben, meint Liu.

"In Deutschland sollte man nicht zu negativ von Chinas Entwicklungsplan denken. Wenn wir in Bildung investieren und Innovationen vorantreiben, sorgen wir dafür, dass wir weiter wettbewerbsfähig sind. Durch das Interesse der Chinesen können wir auch mehr kooperieren. Es entfalten sich neue geschäftliche Möglichkeiten, von denen auch Deutschland profitieren könnte", sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin.

Ob und wie schnell gezielte Übernahmen in Deutschland stattfinden werden, bleibt abzuwarten. Aktuell befindet sich die Europäische Union in einem Investitionsabkommen mit China, was das Land für einen fairen Wettbewerb öffnen soll.