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Ex-Wirecard-Manager Marsalek soll V-Mann des österreichischen Geheimdienstes gewesen sein

Die Generalbundesanwaltschaft schaltet sich in den Krimi um Jan Marsalek ein. Auch ein streng geheimer Bericht zum Nervengift Nowitschok spielte offenbar eine Rolle.

Der Ex-Wirecard-Vorstand  ist seit Juni untergetaucht. Foto: dpa
Der Ex-Wirecard-Vorstand ist seit Juni untergetaucht. Foto: dpa

Der frühere Wirecard-Manager Jan Marsalek war nach Einschätzung deutscher Ermittler offenbar V-Mann des österreichischen Nachrichtendienstes. Dem Generalbundesanwalt „liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der österreichische Staatsangehörige Jan Marsalek von einem Mitarbeiter des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als Vertrauensperson geführt wurde“, heißt es in der Antwort des Bundesjustizministeriums auf eine schriftliche Frage des Bundestagsabgeordneten Fabio De Masi (Linke), berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Das Bundeskanzleramt wollte sich nicht dazu äußern. Auch das österreichische Innenministerium, dem das BVT untersteht, wollte auf Anfrage der SZ nicht Stellung nehmen.

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Bekannt war bisher unter anderem, dass Marsalek Bekannten zufolge über ein engmaschiges Netz von Bekannten, Geschäftspartnern – und eben Geheimdienstlern verfügt, vor allem in Russland. Besonders mit den Kontakten in die Welt der Geheimdienste soll er auch im Kollegenkreis geprahlt haben.

Eine dieser Begebenheiten brachte nun auch die Bundesanwaltschaft auf die Spur, dass Marsalek eine Vertrauensperson eines BVT-Mitarbeiters sein könnte. „Es besteht der Verdacht, dass dieser Mitarbeiter des BVT vier streng geheime Berichte der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) an Jan Marsalek überlassen hat“, schreibt das Justizministerium in seiner Antwort an De Masi.

Im März 2018 soll Marsalek etwa in London einen 50-seitigen streng geheimen Bericht OPCW präsentiert haben, in dem sich auch die Formel für das Nervengift Nowitschok befand. Teil des Berichts war demnach auch eine Präsentation, die Staatschefs erst Monate später zu Gesicht bekommen sollten.

Diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Deutschland droht Härtetest

Marsalek habe, so heißt es, mit seiner Präsentation Investoren beeindrucken wollen, die den Aktienkurs von Wirecard unter Druck gesetzt hatten. Nowitschok ist jenes Gift, mit dem erst kürzlich Kremlkritiker Alexej Nawalny lebensgefährlich verletzt wurde.

Sollte Marsaleks Tätigkeit für die österreichischen Nachrichtendienste zutreffen, wäre das ein Härtetest für die diplomatischen Beziehungen mit Deutschland.

Entsprechend klar fällt auch die Aufforderung von De Masi Richtung Bundesregierung aus: „Die Kanzlerin sollte schleunigst zum Telefon greifen und Sebastian Kurz fragen, was die Österreicher hier so treiben“, sagt der Linkspartei-Abgeordnete der „Süddeutschen Zeitung„. „Sollte sich der Verdacht erhärten, muss der österreichische Botschafter einbestellt werden.“ Marsalek ist seit Juni untergetaucht.

Podcast: Bei Handelsblatt Crime finden Sie alles zum Fall Wirecard – und Jan Marsalek.

Katja Hessel (FDP), die Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages, sagte am Freitag zu Marsaleks möglichen Geheimdienstaktivitäten: „Sollten die Medienberichte zutreffen, und Jan Marsalek tatsächlich für den österreichischen Geheimdienst in Deutschland spioniert haben, dann ist das nicht nur ein politischer Skandal, sondern wirft noch einmal ganz neue Fragen zu seinem Untertauchen auf.“

War Marsalek Spitzel für mehrere Geheimdienste?

Und weiter: „Ich hoffe, dass der Untersuchungsausschuss den geforderten Sonderermittler einsetzt, der Licht ins Dunkle bringen kann, vor allem: Welche brisanten Abrechnungsdaten wurden durch Marsalek weltweit eingesehen, und wurden sie weitergegeben?“

Der CDU-Sicherheitspolitiker Patrick Sensburg sieht hingegen keine Belastung für die deutsch-österreichischen Beziehungen. „Es ist derzeit nicht auszuschließen, dass Marsalek sogar Spitzel für mehrere Geheimdienste von unterschiedlichen Staaten war“, sagte Sensburg dem Handelsblatt.

„Die deutsch-österreichischen Beziehungen werden hierdurch nicht beeinträchtigt, da es üblich ist, dass jeder Staat seine Quelle nutzt“, sagte der Bundestagsabgeordnete weiter. „Bei der Aufklärung des Wirecard-Skandals sollten Österreich und Deutschland aber nun eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten.