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Ex-VW-Historiker soll über den Einsatz von Zwangsarbeitern bei Bahlsen aufklären

Wolfgang Grieger ist damit beauftragt worden, die Geschichte des Keksherstellers zu beleuchten. Das ist eine Konsequenz aus der Kritik an Erbin Verena Bahlsen.

Der Kekshersteller Bahlsen beauftragt den ehemaligen VW-Chefhistoriker Wolfgang Grieger mit der Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte in der NS-Zeit. Das teilte Bahlsen am Donnerstagnachmittag mit. Damit zieht das Familienunternehmen die Konsequenz aus hart kritisierten Äußerungen von Miteigentümerin Verena Bahlsen über Zwangsarbeiter.

Die 26-Jährige hatte Anfang der Woche für Empörung gesorgt, weil sie behauptet hatte, Bahlsen habe Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs „gut“ behandelt und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Inzwischen hat sie diese Worte bedauert und sich entschuldigt.

Allerdings finden sich ähnliche Behauptungen in offiziellen Firmendarstellungen aus den vergangenen Jahren. Darin wird unter anderem ohne historische Einbettung dargelegt, Zwangsarbeiter hätten bei Kriegsende das Unternehmen vor Plünderern geschützt und auch im Frieden freiwillig dort weiter gearbeitet.

Bahlsen hat mindestens 200 Zwangsarbeiter beschäftigt, die laut Aussagen in einem Gerichtsprozess in Zivilarbeiterlagern gefangen gehalten wurden. Solche Lager gab es zu Hunderten in Deutschland.

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Der Historiker Grieger soll nun ein Team zusammenstellen, um die Vorgänge zu beleuchten. Der Historiker arbeitete von 1998 bis 2016 für die Volkswagen AG. Das Unternehmen ist vom NS-Staat gegründet worden und hat zahlreiche Zwangsarbeiter eingesetzt.

2016 kritisierte Grieger eine Studie über die NS-Geschichte der Konzerntochter Audi und verließ das Unternehmen kurz darauf – offiziell im Einvernehmen wegen unterschiedlicher Vorstellungen. Seit 2018 ist Grieger Professor an der Universität Göttingen. Derzeit arbeitet er zur VW-Geschichte und zur Rolle von Betriebsjagden für die bürgerliche Elite.

Für Bahlsen soll Grieger mit seinem Team nun einen kompletten Überblick über die Unternehmensgeschichte erstellen. Die NS-Zeit wird eines der Kapitel und soll einen Schwerpunkt bilden. Ähnlich sind in jüngerer Zeit etwa Oetker und Beiersdorf vorgegangen. Insbesondere die Familie Oetker ist ebenfalls immer wieder für ihr verhalten während des Nationalsozialismus kritisiert worden.

Bahlsen teilte mit, die Belegschaftsgeschichte sei bereits in den 1990er-Jahren von einer politikwissenschaftlichen Arbeitsgruppe der Universität Hannover untersucht worden. Darauf könne die neue Arbeit aufbauen.