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Ex-Siemens-Chef Kleinfeld bleibt dem saudischen Kronprinzen treu

Persönlicher Berater des Kronprinzen – so lässt sich Klaus Kleinfeld in Saudi-Arabien nennen. Doch so eng scheint der Draht zu Mohammed bin Salman nicht zu sein.

Jedenfalls musste der frühere Siemens-Chef ohne eine besondere Plastikkarte um den Hals zur „Davos in der Wüste“ genannten Investorenkonferenz des Staatsfonds PIF nach Riad reisen. Ein Ausweis, der eine hohe Bedeutung signalisiert, blieb ihm verwehrt. „MbS“, wie Kronprinz Mohammed bin Salman genannt wird, steht der Konferenz als Chairman vor.

Zudem kam der in Bremen geborene Manager anders als wichtige VIP-Gäste nicht unkontrolliert durch die Sicherheitsschleuse. Im Gegenteil: Gleich dreimal musste Kleinfeld durch den Metalldetektorrahmen hindurchgehen. Dabei hatte er Smartphone und Uhr – eine Rolex – bereits vorsorglich durch den Scanner laufen lassen.

Eine Rolex-Uhr hatte Siemens von einem Pressefoto kurz nach Kleinfelds Amtsantritt 2005 wegretuschieren lassen. Denn das Unternehmen hatte damals gerade einen Rekordgewinn erwirtschaftet, aber der neue Vorstandschef Kleinfeld hatte gleichzeitig die Streichung von 1350 Stellen verkündet.

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Nachdem Kleinfeld in Riad dann zum zweiten Mal den Metalldetektor passiert hatte, zeigte er den Männern der königlichen Garde seine Plastikkarte und wollte endgültig durch. Doch so leicht ging es noch immer nicht. Entnervt zog der 60-Jährige seine Schuhe aus und musste auf Socken zum dritten Mal durch die Sicherheitsschleuse – und war schließlich dort, wo er sein wollte: mitten unter Investoren.

Doch Kleinfeld wurde bereits herabgestuft: Ursprünglich sollte er die 500 Milliarden US-Dollar teure Megacity Neom am Roten Meer aufbauen, später firmierte er nur noch als Berater des Kronprinzen. In Riad machte Kleinfeld business as usual: Er sagte kein Wort zu Khashoggi, nichts zum massiven Vertrauensverlust der Investoren, nicht zur Kapitalflucht.

Stattdessen gab es nur allgemeines Geplauder zur Innovationskraft neuer Technologien: „Die Veränderungen gehen heute so schnell“, sagte der Ex-Siemens-Chef: Vor allem das Thema künstliche Intelligenz werde die größte Veränderung für alle bringen – neben Quanten-Computing und Biotech.

Der Technologiepark Neom werde übrigens „viel mehr als nur eine Stadt“, sagte Kleinfeld und verschwand. Nachfragen? – „Nein“, war Kleinfelds knappe Antwort.

2007 hatte der Siemens-Aufsichtsrat dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Kleinfeld die von ihm geforderte vorzeitige Vertragsverlängerung verwehrt – wegen der Korruptionsaffäre, deren Aufarbeitung damals gerade begonnen hatte. Kleinfeld trat daraufhin zurück – nur zweieinhalb Jahre nach Amtsantritt.

Von Mai 2008 bis November 2016 war er CEO des US-Aluminiumkonzerns Alcoa. Nach dessen Aufspaltung führte Kleinfeld den neuen Arconic-Konzern. Am 17. April 2017 verließ er das Unternehmen „in gegenseitigem Einverständnis“, nachdem er ein Schreiben an den Vorsitzenden des Hedgefonds Elliott, Paul Singer, gerichtet hatte. Darin hatte Kleinfeld angedeutet, über Informationen aus Singers Privatleben zu verfügen.

Und nun also Kleinfelds Verpflichtungen in Saudi-Arabien. Auf der Investorenkonferenz hätte Kleinfeld fast seinen Nach-Nachfolger im Amt getroffen, den aktuellen Siemens-Chef Joe Kaeser. Doch der sagte seine Teilnahme an der Veranstaltung letztlich ab wie auch andere namhafte westliche Vorstandschefs.

Als einer der letzten großen westlichen Partner ist der Kreditkartenanbieter Mastercard auf dem FII-Forum noch mit einem großen Stand vertreten. An die Stelle westlicher Konzerne rückten nun Infostände des Veranstalters. Auch die sonst leer bleibenden freien Stühle im Plenarsaal des KAIIC-Zentrums und das Ritz-Hotel lassen die Saudis eilig mit sehr vielen saudischen Staatsbürgern auffüllen.

Viele der großen internationalen Beraterfirmen bleiben den Saudis aber treu: So veranstalteten PwC, McKinsey und Oliver Wyman bei der Veranstaltung Diskussionspanels. Partner der Beratungskonzerne wie Hans-Martin Stockmeier, Senior Partner bei McKinsey, moderierten die Panels. Kushal Shah, Roland Bergers Head of Digital and Technologies for Asia & Middle East, trat sogar als Sprecher auf.

Und statt westlicher TV-Präsentatoren wurde eine Moderatorin des chinesischen Staatsfernsehens eingeflogen.