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Ex-Sicherheitsberater Bolton könnte Donald Trump in Bedrängnis bringen

Eine Aussage von John Bolton wird den Freispruch Trumps nicht verhindern. Und doch könnte sie schwere Folgen für den US-Präsidenten haben.

Der Mann ist kaum sichtbar, und doch omnipräsent. Er hat kein politisches Amt, und doch gibt es wohl niemanden, der in diesen Tagen einen größeren Einfluss auf die US-Politik haben könnte – mal abgesehen vom Präsidenten persönlich: John Bolton, der unehrenhaft entlassene Sicherheitsberater Donald Trumps.

Die ganze Tragödie dieses endlos erscheinenden Impeachment-Verfahrens findet ihren Höhepunkt in nur einer einzigen Frage: Kommt Bolton noch als Zeuge zu Wort, wie die Demokraten es fordern – oder können Trump und seine republikanischen Erfüllungsgehilfen im Senat das verhindern?

Die Kollateralschäden dieses Kampfs um den „Kronzeugen“ sind schon jetzt beträchtlich, hat er doch zum Zerwürfnis zwischen dem Präsidenten und „Fox News“ geführt. Trump schimpft über seinen Haussender, der einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zum Wahlsieg des Präsidenten im Jahr 2016 geleistet hat, weil „Fox News“ seiner journalistischen Pflicht nachkommt und über das Amtsenthebungsverfahren und die Bolton-Frage berichtet.

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Das könnte langfristig entscheidender für das Schicksal des Präsidenten sein als das Impeachment selbst. Denn auch die Demokraten machen sich inzwischen keine Illusionen mehr darüber, dass die republikanische Senatsmehrheit am Ende ihren Präsidenten von aller Schuld freisprechen wird.

Trotzdem ist die Aussage des 71-jährigen Bolton von Bedeutung. Es geht nicht darum, was er sagt, es geht darum, wer es sagt. Mehr als ein Dutzend ranghoher Diplomaten und Regierungsmitarbeiter haben die Erpressungsversuche des Präsidenten gegenüber seinem ukrainischen Amtskollegen ausführlich bezeugt.

Bislang hielten Trumps Verteidiger stets dagegen: „Alles nur Hörensagen, kein direkter Beweis“. Diese Strategie funktioniert mit Boltons Aussage nicht mehr. Denn in seinem Buch-Manuskript, Titel: „The Room Where It Happened“, bestätigt Bolton, dass der Präsident ihm persönlich gesagt habe, er werde die Militärhilfe für die Ukraine nur freigeben, wenn Kiew gegen den Sohn seines demokratischen Rivalen Joe Biden ermittele.

Freilich wird auch eine Aussage Boltons am Ausgang des Verfahrens nichts ändern. Aber erstens würde sie den Prozess, den die Republikaner am liebsten an diesem Freitag mit einer finalen Abstimmung beenden würden, in die Länge ziehen. Zweitens würden den US-Bürgern die befremdlichen Machenschaften ihres Präsidenten in der Ukraine aus erster Hand präsentiert. Und der Wahltermin rückt näher.

So ist es kein Wunder, dass Trumps Verteidiger versuchen, die Veröffentlichung von Teilen des Buchs zu verhindern – mit dem Hinweis, dass darin Staatsgeheimnisse stünden. Und so ist es auch kein Wunder, dass der Präsident bereits im Vorfeld versucht, den Verräter zu diskreditieren. „Wenn ich auf ihn gehört hätte, wären wir jetzt im Sechsten Weltkrieg“, schrieb Trump auf Twitter. Daher habe er Bolton feuern müssen.

Wie immer ist das maßlos übertrieben – aber auch nicht ganz falsch. Denn dass Bolton, der Mann mit dem grauen Scheitel und dem prägnanten weißen Schnauzer, ein Interventionist ist, bezweifelt niemand. „Es gab noch keinen Krieg, den Bolton nicht führen wollte“, heißt es in Washington. Tatsächlich zieht sich die Bereitschaft, militärische Gewalt anzuwenden, wie ein roter Faden durch die Karriere des Sohns eines Feuerwehrmannes.

Der Yale-Absolvent gilt als einer der Architekten des Irak-Kriegs 2003 während der Präsidentschaft George W. Bushs – damals war Bolton Staatssekretär für Internationale Sicherheit. Zum Uno-Botschafter 2005 musste er von Bush per Dekret ernannt werden, weil viele Republikaner dem militanten Mann die Unterstützung verweigerten. Und als Trumps Sicherheitsberater schließlich forderte er einen Überraschungsschlag gegen nordkoreanische Raketenbasen.

Sein Hauptehrgeiz allerdings galt immer dem Iran. Gegen die iranische Bombe hülfen nur US-Bomben, lautete sein Motto. Das Dekret, mit dem Trump den Ausstieg aus dem Atomabkommen veranlasste, hängte Bolton sich als Trophäe seines außenpolitischen Wirkens ins Büro. Das bedeutendste Gefecht seines Lebens allerdings muss Bolton nun an der heimischen Front austragen: gegen den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten.