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Ex-Puma-Chef heuert beim Berliner Start-up Onefootball an

Er ist ein begeisterter Surfer, hat einst in der Hockey-Bundesliga gespielt, geht mitunter joggen und im Winter zum Skifahren. Fußball spielt Franz Koch, 39, nicht. Dennoch hat der Ex-Chef des Turnschuh-Herstellers Puma vor wenigen Wochen bei Onefootball angeheuert.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Betriebswirt seit Anfang September sogenannter Chief Operating Officer des Berliner Start-ups. „Mich zieht es zurück in die Sportbranche – aber diesmal auf die Medienseite“, sagte der Manager dem Handelsblatt. Bei dem Fußball-Nachrichtenportal ist Koch für die Bereiche Unternehmensentwicklung und Marketing zuständig.

Seit seinem unfreiwilligen Abschied von Puma vor fünf Jahren war es ruhig geworden um Koch. Bis Ende vergangenen Jahres führte der Mann mit dem kahlen Haupt die Berliner Brillenmanufaktur Mykita als geschäftsführender Gesellschafter. Nebenbei beriet der gebürtige Lübecker junge Firmen, zum Teil beteiligte er sich auch mit eigenem Geld.

Nun stößt er zu einem Fußball-Start-up, das viele prominente Geldgeber hinter sich weiß. Sein ehemaliger Gegenspieler gehört dazu, der frühere Adidas-Chef Herbert Hainer. Auch Daniel Hopp, Sohn von SAP-Gründer Dietmar Hopp, ist dabei. Und auch der Google-Vorstand Philipp Schindler hat bei Onefootball investiert. Dazu kommen Risikokapitalgeber wie Union Square Ventures und Earlybird sowie die Venture-Capital-Sparte von Adidas.

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Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und sich häufig mit Firmengründer Lucas von Cranach zusammengesetzt, erzählt Koch. Schließlich aber war er bereit, wieder als angestellter Manager zu unterschreiben: „Wir haben uns über mehrere Monate hinweg immer wieder getroffen. Er hat mich mit seiner Vision von Onefootball überzeugt.“

Onefootball verbreitet Fußball-Nachrichten per App in zwölf Sprachen rund um den Globus. Das 2009 gegründete Unternehmen erreicht eigenen Angaben zufolge monatlich 25 Millionen Fans und beschäftigt in Berlin 170 Mitarbeiter.

Koch hatte schon im zarten Manageralter von 32 Jahren mehr erreicht als die meisten anderen Menschen im ganzen Berufsleben. Über 100 interne und externe Kandidaten hatte Puma unter die Lupe genommen – und sich am Ende im Frühjahr 2011 völlig überraschend für Koch als neuen Vorstandschef entschieden. „Er kennt die Firma gut und garantiert einen nahtlosen Übergang“, sagte damals Aufsichtsratschef François-Henri Pinault, der Mehrheitseigentümer.

Der sportliche Unternehmensführer hatte anschließend jedoch kaum eine Chance, bei der Marke mit dem Raubtierlogo eigene Akzente zu setzen. Zu Beginn seiner Amtszeit musste er mit den Seilschaften seines Vorgängers Jochen Zeitz kämpfen. Der war 18 Jahre lang Vorstandschef, hatte Puma vor der Pleite gerettet und einen hochprofitablen Sportartikelkonzern geschaffen.

Zuletzt aber scheute Zeitz davor zurück, die hohen Kosten zu senken und das Markenimage dem Zeitgeist anzupassen. Noch bevor Koch in den Kollektionen Akzente setzen konnte und überhaupt in der Lage war, ein eigenes Führungsteam einzusetzen, musste er Anfang 2013 schon wieder gehen.

Vorgänger Zeitz, der direkt auf den Chefposten im Aufsichtsrat gewechselt war, hatte ihn eiskalt mit wenigen Sätzen abserviert. „Wir alle können mit Pumas Entwicklung in diesem Jahr nicht zufrieden sein“, sagte er in einem Interview. Und fügte mit Blick auf seinen Nachfolger hinzu: „Wir sind uns alle einig, dass Franz Koch jetzt handeln muss, um das Ergebnis zu verbessern.“

Der Druck, der auf Koch in jenen Tagen lastete, war ihm während seiner kurzen Amtszeit anzusehen. Selbst auf gelungenen Veranstaltungen wie der Präsentation des neuen Trikots von Borussia Dortmund wirkte der groß gewachsene Mann zurückhaltend und verunsichert – als hätte er gespürt, dass seine Tage in der Puma-Zentrale in Herzogenaurach gezählt sind.

Kein Wunder, dass der ehemalige Unternehmensberater nach dem Rauswurf erst einmal mit seiner Familie monatelang an Europas Küsten entlang tourte, stets das Surfbrett auf dem Dach seines VW-Busses. Dass sich Puma inzwischen gut entwickele, beobachte er mit Freude, sagt Koch und ergänzt: „Ich verfolge die Entwicklung des Unternehmens weiterhin mit großem Interesse.“

Noch ist Koch nicht einmal 40 Jahre alt. Onefootball-Chef Cranach betont gleichwohl, dass er sich darüber freue, dass er eine „sehr erfahrene Führungspersönlichkeit“ verpflichten konnte. Koch hofft derweil, dass sie ihm bei der Fußballseite mehr Zeit einräumen als einst bei Puma: „Hier möchte ich gerne die nächsten Jahre bleiben und dabei helfen, Onefootball zu einem globalen Champion zu machen.“ Nicht ausgeschlossen, dass er sich selbst beteiligt.