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Ex-Manager wollen BBDO-Chefin Marianne Heiß abberufen lassen

In Düsseldorf ist eine Klage gegen die Agenturchefin anhängig: Sie soll ehemalige Weggefährten getäuscht haben – auf Geheiß der BBDO-Mutter Omnicom.

Die Welt, in der sie lebt, ist nicht für Frauen gemacht, meint Marianne Heiß. Erfolg im Top-Management setze Machtstreben, Durchsetzungswillen und Härte gegen Konkurrenten voraus. Allesamt Eigenschaften, die als unweiblich gelten, schreibt die 47-Jährige in ihrem Buch „Yes, She Can.“

Die Mechanismen der heutigen Management-Kultur würden deshalb viele Frauen abschrecken. Heiß: „Nur wenige wollen in dieser Welt zu diesen Bedingungen aufsteigen.“

Heiß allerdings will. Mit 21 Jahren war sie die jüngste Betriebsbüroleiterin der Hotelkette Dorint. Drei Jahre später übernahm sie die Leitung des Finanzwesens bei Sellbytel. Der Callcenter-Dienstleister gehörte zur BBDO-Gruppe, einer weltweiten Werbe- und Marketingagentur. 20 Jahre lang arbeitete sich Heiß nach oben.

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2018 zog sie als BBDO-Finanzchefin in die Aufsichtsräte von Volkswagen, Audi und der Porsche SE – ein Schritt, der von Compliance-Experten wegen der geschäftlichen Verbindungen zwischen der Agentur und den Autoherstellern scharf kritisiert wurde. Heiß nennt solche Zweifel unbegründet.

2019 übernahm sie die Leitung von BBDO Deutschland. Heiß hatte sich durchgesetzt. Nun klagen ehemalige Geschäftspartner vor Gericht gegen ihre Methoden.

Die Klage, anhängig am Landgericht Düsseldorf, stammt vom Minderheitsgesellschafter und ehemaligen BBDO-Kreativchef Wolfgang Schneider. Seine Vorwürfe wiegen schwer. Heiß habe die Geschäftsführung und Minderheitsgesellschafter systematisch getäuscht und auf Geheiß der Muttergesellschaft Omnicom wesentliche Informationen zurückgehalten.

Der US-Konzern verstehe sich „als vom deutschen Gesellschaftsrecht losgelöste Alleinherrscherin über die Geschicke der BBDO.“ Heiß sei die Gehilfin der Amerikaner.

Schauplatz ihres angeblichen Verrats sei der Verkauf der ehemaligen BBDO-Tochter Sellbytel gewesen, die für 45 Prozent des Umsatzes stand. Heiß sei schon Ende 2017 von der Omnicom über den beabsichtigten Verkauf informiert worden.

Streit um Ausschüttung

Doch obwohl ein solcher Schritt eine immense Bedeutung für die Agentur gehabt hätte, habe Heiß ihren damaligen Mit-Geschäftsführern nichts davon gesagt und das Vorhaben stattdessen auf eigene Faust betrieben.

Die Klage fordert deshalb, die BBDO-Chefin solle von ihrem Posten abberufen werden. Es gehöre zu den Kardinalpflichten eines GmbH-Geschäftsführers, die Gesellschafter und Mit-Geschäftsführer über Tatsachen zu informieren, die für das Geschäftsinteresse relevant sind. Heiß‘ Verhalten stelle eine gravierende Pflichtverletzung dar, die eine weitere Tätigkeit als CEO verbiete.

Die Kläger fühlen sich beim Sellbytel-Verkauf nicht nur hintergangen, sondern auch übervorteilt. 450 Millionen Euro sollte die BBDO für den Callcenter-Anbieter erhalten. Den Minderheitsgesellschaftern wurden mehr als 13 Millionen Euro davon versprochen, sie erhielten aber letztlich nur die Hälfte.

„Omnicom hat das so hingerechnet, dass bestimmte Erlöse ausgerechnet der spanischen BBDO-Gesellschaft zugerechnet wurden, an der die Minderheitsgesellschafter keine Anteile hatten“, sagt ein Insider. „Dabei wurde das entsprechende Geschäft seit Jahren aus Deutschland gemanagt und auch die Gewinne von dort hier verbucht.“

Nach Ansicht der Kläger hat Heiß einen wichtigen Teil der Vorwürfe bereits bestätigt. Sie habe eingeräumt, dass Omnicom sie dazu aufgefordert habe, keine Informationen über den geplanten Verkauf weiterzugeben.

Die damalige Finanzchefin von BBDO habe mehrfach von einer „strikten Anweisung“ und einer „Weisung der Mehrheitsgesellschafterin“ gesprochen. Interne Schriftwechsel zeigten demnach, dass sie bei Anfragen zum geplanten Deal an die Verantwortlichen in den USA verwies.

Heiß wollte sich auf Handelsblatt-Anfrage nicht zur Klage und den Vorwürfen gegen sie äußern.

Kampfeslustiger zeigt sich die BBDO-Chefin in ihrem Buch „Yes, She Can“. Die Karrierewege der Frauen an der Spitze der Wirtschaft seien alle verschieden, schreibt die Managerin. „Doch eines haben alle Frauen gemeinsam: Sie hatten den Ehrgeiz, die Energie, und das Durchsetzungsvermögen, ihre Vorstellungen konsequent und erfolgreich zu verfolgen – und das gegen jeden Widerstand.“