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Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek will sich doch nicht stellen

Der ehemalige COO von Wirecard narrt die Behörden. Von seiner angeblichen freiwilligen Rückkehr nach Deutschland will er nun nichts mehr wissen.

An diesem Montag sollte sich langjährige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek eigentlich der Münchner Staatsanwaltschaft stellen. So hatte es der im Bilanzskandal des Dax-Konzerns seit einer Woche per Haftbefehl gesuchte Manager über seinen Anwalt jedenfalls gegenüber der Strafverfolgungsbehörde verlauten lassen.

Doch daraus wird nichts. Jan Marsalek wird nicht nach München kommen, um den Ermittlern Rede und Antwort zu seiner möglichen Verstrickung in beispiellosen Skandal zu stehen. Weder die Staatsanwaltschaft noch sein Verteidiger wollten zu dieser Entwicklung, über die zuerst der „WDR/NDR“ und die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet hatten, Stellung nehmen.

In Verteidigerkreisen gilt es nun als wahrscheinlich, dass die Staatsanwaltschaft versuchen wird, das Vermögen Marsaleks zu sichern. Daneben dürfte die Suche nach ihm nun intensiviert werden. Für Marsalek ist laut Informationen des Handelsblatts ein internationaler Haftbefehl ausgeschrieben, die Suche läuft auch über Interpol.

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Wo sich Marsalek derzeit befindet, ist nicht vollständig geklärt. Vieles spricht dafür, dass er sich auf den Philippinen aufhält. Aus der Datenbank der philippinischen Einwanderungsbehörde gehe jedenfalls hervor, dass er am vergangenen Dienstag eingereist sei, hatte Menardo Guevarra, Justizminister des Landes, verlauten lassen.

Wenig später hieß es dann, dass Marsalek angeblich nach China weitergereist sei. Entsprechende Videoaufnahmen des Flughafens zeigen ihn jedoch nicht beim Verlassen des Landes. Zuletzt hielt es Guevarra nicht für ausgeschlossen, dass die Datenbank manipuliert wurde, um den wahren Aufenthaltsort des Ex-Managers zu verschleiern.

Fabio De Masi, stellvertretender Vorsitzender der Linken im Bundestag, spricht angesichts von Marsaleks Flucht von der „ultimativen Blamage in dieser Seifenoper made in Germany“. Der Zugriff hätte schneller erfolgen können, wenn die Aufsicht nicht versagt hätte.

Bilanzsumme und Umsatzvolumen aufgebläht?

Marsalek war vor gut zehn Tagen bei Wirecard zunächst von seinem Posten des Chief Operating Officer (COO) freigestellt worden, am vergangenen Montag dann fristlos entlassen worden.

Er steht wie der zurückgetretene und zwischenzeitlich festgenommene CEO Markus Braun im Verdacht, die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben, um so das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen.

Im Zentrum der Ermittlungen stehen angebliche Bankguthaben auf Treuhandkonten bei zwei philippinischen Banken in Höhe von mehr als 1,9 Milliarden Euro. Wirecard hatte vor einer Woche erklärt, dass diese Bankguthaben „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen“.

Die Staatsanwaltschaft München I hatte daraufhin am Montagmorgen einen Haftbefehl gegen Braun erwirkt. Braun, der sich in Wien aufhielt, erfuhr von dem Haftbefehl und stellte sich am Montagabend. Er habe der Staatsanwaltschaft seine Mitarbeit angekündigt, teilte die Behörde mit.

Weitere Vorwürfe

Marsalek, so war wenig später aus seinem Umfeld zu hören, wolle Unterlagen besorgen, die zu seiner Entlastung beitragen können. An diesem Montag wolle er dann nach München zurückehren.

Doch in den vergangenen Tagen waren daran selbst aus seinem engeren Umfeld zunehmend Zweifel aufgekommen. Es soll jedenfalls ausreichend Hinweise darauf gegeben haben, dass Marsalek eher mit Freizeitaktivitäten denn intensiver Suche nach Entlastungsmomenten beschäftigt gewesen sei.

Kurz nachdem Wirecard am Donnerstag vergangener Woche dann Insolvenz anmelden musste, waren weitere Vorwürfe bekannt geworden. Es verdichteten sich Hinweise, dass neben wahrscheinlich nicht existenten Geldern in Höhe von 1,9 Milliarden Euro auch reale Gelder in hoher Millionensumme in unbekannte Kanäle abgeflossen sein könnten.

Konkret soll es dabei unter anderem um einen Zukauf zu einem überhöhten Kaufpreis in Indien gehen. Dieser Zukauf war im Oktober 2015 der größte der Firmengeschichte. Darüber hinaus verfolgen die Ermittler den Fluss unbesicherter Kredite, die gewährt worden sind und deren tatsächliche Empfänger nicht klar sind.