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„Investiere wie eine Frau!“ – Eine Ex-Investmentbankerin sagt der Männerdomäne den Kampf an

Sallie Krawcheck kennt die Schwächen der Wall Street nur zu gut. Jahrelang hat sie in Amerikas Finanzzentrum gearbeitet, zuerst als Analystin, später als Finanzchefin der Citigroup und zur Finanzkrise als Leiterin der Vermögensverwaltung bei der Bank of America.

Sie war eine der wenigen Frauen, die es in der Männerdomäne nach oben geschafft haben. Nun sagt sie ihr den Kampf an. Krawcheck gründete 2016 das Start-up Ellevest, einen Vermögensverwalter, der sich ausschließlich an Frauen richtet und den die 54-Jährige seitdem kontinuierlich ausbaut. 23.000 Kundinnen zählt Ellevest derzeit. Nach der jüngsten Finanzspritze sollen es deutlich mehr werden.

Ellevest hat gerade 33 Millionen Dollar an Investorengeldern eingesammelt. Neben den Risikokapitalgebern Rethink Impact und GPS Growth hat Krawcheck auch eine Reihe prominenter Namen für ihre Mission gewinnen können: den Investmentfonds von Melinda Gates, Pivotal Ventures, den früheren Google-Chef Eric Schmidt und die einstige Beraterin von Ex-Präsident Barack Obama, Valerie Jaret.

Zudem haben sich auch Mastercard und Paypal an der Finanzierungsrunde beteiligt, wie Ellevest mitteilte. Vor zwei Jahren hatte das Start-up schon einmal gut 34 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt.

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Die Investmentbranche war lange Zeit „von Männern für Männer“ ausgelegt, kritisiert Krawcheck. Doch längst sei klar, dass dieser Ansatz für Frauen nicht gut funktioniere. Sie fühlten sich abgeschreckt. Krawcheck, die in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina aufwuchs, ist bekannt für ihre deutlichen Worte.

„Als ich angefangen habe, haben mir viele Leute gesagt, das sei eine dumme Idee. Geldanlegen sei geschlechtsneutral“, erinnert sie sich in einem Interview mit dem US-Börsensender CNBC.

Dabei sei längst klar: „Frauen leben länger und verdienen weniger. Sie neigen dazu, 70 Cent von jedem Dollar einfach auf dem Konto zu lassen, statt das Geld zu investieren. Auch sind sie keine großen Zocker, wollen eher anlegen, um gewisse Ziele zu erreichen, zum Beispiel ein Haus zu kaufen“, stellt Krawcheck klar. Daher das Motto ihres Unternehmens: „Investiere wie eine Frau!“

Sie trifft damit einen Nerv. Auch andere große Vermögensverwalter wie etwa die Schweizer UBS haben Frauen als Kundinnen entdeckt und bietet spezielle Angebote an. Doch Krawcheck geht weiter. Sie ist zu einer prominenten Verfechterin für gleiche Karrierechancen und gleiche Bezahlung für Männer und Frauen geworden und trommelt für ihre Mission auch vor Massenpublikum.

Bei Star-Talker Trevor Noah polterte sie Ende Januar, dass Diversity-Programme und Trainings für vorurteilsbewusstes Handeln zwar in der Unternehmenswelt angesagt seien, die Zahl von Frauen in Führungspositionen dennoch zurückgehe.

Robo-Advisor für kleine Beträge

Anders als die UBS und andere etablierte Wall-Street-Häuser hat die ehemalige Bankerin jedoch einen wichtigen Standard abgeschafft: Bei Ellevest gibt es keinen Mindestbetrag, den die Kundinnen investieren müssen. Schon ein Dollar genügt.

Krawcheck räumt ein, dass sie mit Kundinnen, die nur wenige Hundert Dollar investieren zwar Verluste macht. Doch ihr kommt es auf das langfristige Geschäft an. Wer früh einsteigt und sich willkommen fühlt, der bleibt auch, wenn das Einkommen steigt, so das Kalkül.

Ihr Unternehmen bietet längst die ganze Palette an: Wer nur kleine Beträge investieren will, der findet bei Ellevest einen sogenannten Robo-Advisor, ähnlich wie ihn auch Betterment in den USA und Scalable Capital in Deutschland anbieten.

Kundinnen, die mehr als 50.000 Dollar anlegen, bekommen zudem Zugang zu Führungskräfte-Trainern, die zum Beispiel Tipps für die nächsten Gehaltsverhandlungen geben. Wer eine Million Dollar investieren will, findet bei Ellevest ein spezielles Team für ein stark personalisierte Angebot.

Krawcheck weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, Frauen für die eigene Finanzplanung zu motivieren. Vor ihrer Scheidung vor ein paar Jahren hatte sie selbst keinen guten Überblick über das gemeinsame Vermögen, wie sie einräumt. Denn auch sie hatte das Geldmanagement ihrem Mann überlassen, bis sie schließlich gezwungen war, es selbst zu übernehmen. Das passiert ihr nicht noch einmal.