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EVOTEC IM FOKUS: Gefragte Adresse für die Pharmaforschung

HAMBURG (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen die Bedeutung der Biotechbranche für die rasche Entwicklung neuer Medikamente deutlich vor Augen geführt. Auch der Wirkstoffforscher Evotec <DE0005664809> mischt inzwischen bei der Suche nach einer Waffe gegen die Krankheit Covid-19 mit. Doch die ist bei den Hamburgern nur eine Erkrankung unter Vielen. Zur Lage des Unternehmens, was die Aktie macht und was die Analysten sagen.

LAGE DES UNTERNEHMENS:

Inzwischen fast 30 Jahre im Geschäft gilt Evotec unter Kennern als einer der Leuchttürme der Biotechbranche. In dieser Zeit ist der MDax <DE0008467416>-Konzern zu einem gefragten Forschungspartner großer Pharmakonzerne aufgestiegen. Denn diese lagern ihre Forschung verstärkt aus. Neben der Auftragsforschung baut Evotec zudem seit einigen Jahren ein zweites Standbein aus: Die Firma sucht auf eigene Faust oder gemeinsam mit Pharmafirmen nach Wirkstoffen.

Mit Regelmäßigkeit laufen so Evotecs Erfolgsmeldungen über den Ticker. Zug um Zug zieht das Unternehmen immer mehr Kooperationen an Land. Auch das lässt die Kasse klingeln. So fließen mittlerweile recht regelmäßig Meilensteinzahlungen in Millionenhöhe, zuletzt etwa mehrfach vom US-Kooperationspartner Bristol Myers Squibb (BMS), unter anderem weil die Neurologie-Zusammenarbeit um neue Projekte erweitert wurde.

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Inzwischen forschen die Hanseaten in mehr als 100 Projekten an mehr als 3300 Krankheiten, deren Ursache bislang nicht gelöst ist. In der Neurologie-Allianz mit BMS etwa geht es unter anderem um die Krankheit Alzheimer.

Die wissenschaftlichen Ansätze, die Evotec wählt, sind oft noch jung. So hat der Konzern früh auf die Forschung mit sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) gesetzt. Bei dieser Methode werden menschliche Zellen in Stammzellen zurückprogrammiert und können dann in jede beliebige andere Zelle verwandelt werden. Evotecs iPSC-basierte Screening-Plattform kommt nun bei den Kunden zunehmend gut an.

Auch international hat sich Evotec in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt. In den USA verstärkte sich das Unternehmen zuletzt 2019 durch die Übernahme von Just Biotherapeutics. Die inzwischen als Just - Evotec Biologics firmierende US-Tochter bekam im vergangenen August vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag für die Entwicklung und Herstellung monoklonaler Antikörper gegen Covid-19. Für diese Arbeiten bekam die US-Tochter zudem im Oktober eine Finanzspritze von der Stiftung des Microsoft <US5949181045>-Gründers Bill Gates.

Vor allem dank seiner breiten Aufstellung ist Evotec, bei dem seit Oktober auch der Staatsfonds von Abu Dhabi als Großaktionär mit im Boot ist, bislang recht unbeschadet durch die Corona-Pandemie gekommen. Einzig einige leichte Verzögerungen bei Vertragsabschlüssen und Meilensteinzahlungen hatte der Konzern für die ersten neun Monate vermeldet. Die Zahlen für das Gesamtjahr will Evotec am 25. März vorlegen.

2021 will Evotec-Chef Werner Lanthaler, der das Unternehmen seit fast zwölf Jahren führt, nun noch eine Schippe drauflegen. Der Manager plant mit einer "höheren Stufe der Entwicklung", wie er dpa-AFX vor einiger Zeit sagte. Große Hoffnungen setzt der Österreicher auf neue Geschäftsfelder und die am US-Standort Seattle entstehende Produktionsanlage für biotechnologisch hergestellte Arzneistoffe, die laut Lanthaler "dramatische" Kostenvorteile ermöglicht.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Auf den anfänglichen Hype, der Evotec nach dem Börsengang Ende 1999 wie viele andere Tech- und Biotechwerte während der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende binnen kürzester Zeit massiv nach oben getrieben hatte, folgte ein ebenso schneller Absturz. Von rund 100 Euro in der Spitze im Frühjahr 2000 ging es in weniger als eineinhalb Jahren auf weniger als 10 Euro nach unten.

Ab 2002 schaffte es das Papier 15 Jahre lang nicht über den Ausgabepreis von 13 Euro - und blieb vielmehr deutlich darunter. Im Tief war die Aktie gerade einmal noch 54 Cent wert. Erst im Mai 2017 war es soweit; eine Reihe positiver Nachrichten rund um Forschungsallianzen mit Pharmakonzernen erweckte die Aktien aus ihrem Dornröschenschlaf. Seither ging es unter dem Strich beständig bergauf - einige Rückschläge auf dem Weg inklusive.

Ende Dezember endete dann zunächst die jüngste Rally bei 31 Euro. Aktuell konsolidieren die Papiere bei etwa 29 Euro. Das bedeutet immer noch ein Kursplus von fast 300 Prozent seit Ende 2016. Seit dem Rekordtief während der Weltfinanzkrise 2009 ging es sogar auf mehr als das 50-fache nach oben.

Wer die Papiere beim Börsengang Ende des letzten Jahrtausends zum Emissionspreis bekommen und den langen Atem hatte, sie bis jetzt zu halten, kann sich immerhin über ein Plus von rund 123 Prozent freuen. Allerdings: Anleger die ausgerechnet zum Höchstkurs zugegriffen hatten, blicken immer noch auf Buchverluste von mehr als 70 Prozent.

An der Börse bringt es Evotec aktuell auf einen Wert von insgesamt rund 4,7 Milliarden Euro. Das reicht für einen Platz im Mittelfeld des MDax.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Analysten schätzen Evotec insgesamt positiv ein. Von den sechs von dpa-AFX erfassten Experten rät mit Falko Friedrichs von der Deutschen Bank aktuell nur einer zum Halten, alle andere empfehlen die Aktie immer noch zum Kauf.

Das Evotec-Papier habe in den letzten Monaten stark von der Erwartung einer Wachstumsverbesserung 2021 profitiert sowie von mehr wissenschaftlichem Fortschritt in den Pharmaallianzen, erklärt er. Beides seien valide Punkte, auf dem aktuellen Kursniveau aber sei dies ausreichend eingepreist. Die Gewinnschätzungen des Marktes erscheinen dem Experten mittlerweile sogar ein Stück weit zu hoch, gerade da die Corona-Pandemie immer noch für Gegenwind sorge: Evotec investiere weiter viel Geld und zudem gebe es Druck von der Währungsseite. Daher könnte der Ende März erwartete Geschäftsausblick des Managements für 2021 den einen oder anderen enttäuschen, befürchtet Friedrichs. Er errechnet ein Kursziel von 29 Euro.

Mit einem Ziel von 33 Euro traut Christian Ehmann vom Analysehaus Warburg Research den Papieren deutlich mehr zu. Die Hamburger seien gut positioniert, um vom wachsenden Markt für Auftragsforschung zu profitieren, schrieb er unlängst in einer Studie. Angesichts rückläufiger Medikamentenverkäufe und steigender Forschungskosten seien Pharmakonzerne gezwungen zu sparen und ihre Forschung effizienter aufzustellen. Pharmapartnern wie Evotec mit hoher Schlagkraft und Geschwindigkeit sollte das zugute kommen. Vor diesem Hintergrund rechnet der Experte auf Sicht von drei Jahren mit einem Gewinnwachstum um durchschnittlich knapp 41 Prozent.

Marcus Wieprecht vom Investmenthaus Stifel verweist ebenfalls auf diese Trends. Evotec sei historisch betrachtet eher auf die frühen Phasen der Forschung und Entwicklung fokussiert - ein circa 40 Milliarden Euro schwerer Markt, von dem aktuell gerade einmal rund sechs Milliarden von den Pharmakonzernen ausgelagert seien. Angesichts des Drucks auf die Unternehmen dürfte sich der Markt bis 2030 verdreifachen.

Einen guten Schachzug bescheinigt Wieprecht den Hamburgern auch beim Eintritt in den Markt für biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe. Durch den Zukauf in den USA verfüge der Konzern nun über das Potenzial, technologische Weichen zu stellen, denn die US-Tochter biete flexible Forschungs- und Produktionskapazitäten. Wieprecht traut den Evotec-Papieren auf absehbare Zeit einen Anstieg auf 36 Euro zu und rät zum Kauf.