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(Bloomberg) -- JPMorgan Chase & Co. finanziert den womöglich größten Umbruch des europäischen Fußballs seit den 1950er Jahren. Die Wette der Investmentbank in Höhe von 4 Milliarden Euro: Die Champions League ablösen. Fans, nationale Ligen und Politiker sind empört.Die US-Investmentbank erklärte sich bereit, eine erste Investition in Höhe von 3,5 Milliarden Euro zu ermöglichen, um einer Gruppe der reichsten Fußballvereine Europas beim Aufbau einer Superliga zu helfen. Insgesamt könnte die Finanzierung auf 4 Milliarden Euro anschwellen, so eine mit der Sache vertraute Person. Womöglich können Geldgeber später in die Liga investieren.Sechs Teams aus England und jeweils drei aus Italien und Spanien haben sich bislang angemeldet. Sie würden in der neuen Liga unter der Woche gegeneinander spielen - eine direkte Konkurrenzveranstaltung zur prestigeträchtige Uefa Champions League. Die Liga soll aus 15 permanenten Mitgliedern bestehen plus fünf weiteren Mannschaften, die sich jedes Jahr für die Teilnahme qualifizieren müssten.Die 12 Vereine haben sich bereits vertraglich verpflichtet, eine gewisse Anzahl von Jahren Teil der Superliga zu bleiben, so Personen mit Kenntnis der Vereinbarung. Das sei ein wesentlicher Faktor für JPMorgans Zusage gewesen. Die Finanzierung durch JPMorgan wurde zu einem Zinssatz zwischen 2% und 3% festgezurrt und läuft 23 Jahre, so eine der Personen.Ein Sprecher von JPMorgan lehnte einen Kommentar ab. Die Europäische Super League reagierte nicht zeitnah auf eine Bitte um Stellungnahme.Die Aussicht auf die größte Umwälzung des europäischen Profifußballs seit der Gründung der Champions League im Jahr 1955 trieb heute Aktien von Top-Teams wie Juventus Football Club SpA und Manchester United Plc.Die neue Liga würde den Top-Vereinen Matches gegen sportlich unbedeutende Mannschaften ersparen. Die dauerhafte Mitgliedschaft würde gegen das Prinzip im internationalen Fußballs verstoßen, dass sich jeder für die prestigeträchtigsten Turniere qualifizieren kann und muss. Sie erinnert eher an die US-amerikanischen Basketball-, Baseball- oder Football-Bewerbe.Schnelles SpielDie beteiligten Clubs sagen, sie würden einen Teil ihrer Einahmen aus dem neuen Wettbewerb mit weniger betuchteten Vereinen teilen. Die Betreiber der nationalen Ligen in England, Spanien und Italien sowie die Fußballverbände Uefa und Fifa sind dennoch erzürnt, verurteilen das Projekt und drohen mit rechtlichen Schritten bis hin zum Ausschluss der teilnehmenden Vereine aus den heimischen Ligen. Die Uefa drohte auch damit, Spieler, die in der Super League antreten, nicht als Nationalspieler zuzulassen.In Deutschland lehnten Borussia Dortmund und der FC Bayern München die Pläne ab. Die Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund schrieben in einer Mitteilung, sie nähmen die Gründung “mit großer Erschütterung zur Kenntnis”. Sie stünden solidarisch zur Uefa und würden die angekündigten Gegenmaßnahmen von Fifa und Uefa unterstützen.“Es geht um die Zukunft des Volkssports Fußball – und um eine Weichenstellung, wie wir sie noch nicht erlebt haben”, so die Verbände in der Mitteilung. “Wir dürfen nicht zulassen, dass die finanziellen Interessen einiger weniger Top-Clubs aus England, Italien und Spanien die Abschaffung bewährter Strukturen bewirken.”JPMorgans Verbindungen zum wichtigen Sport der Welt reichen mindestens 20 Jahre zurück. 2003 beriet die Bank die amerikanische Familie Glazer beim Kauf von Manchester United FC. Fast ein Jahrzehnt später half die Bank ManU zum Börsengang. Manchester United hat sich als Gründungsmitglied der Superliga angemeldet. Der stellvertretende Vorsitzende des Clubs, Ed Woodward, ist ein ehemaliger JPMorgan-Banker.In den letzten Jahren hat die Bank Rocco Commisso, den italienisch-amerikanischen Eigentümer von Mediacom LLC, beim Kauf der italienischen Erstligateams ACF Fiorentina und den US-Milliardär Dan Friedkin bei der Übernahme von AS Rom beraten. Die Bank half darüber hinaus italienischen Vereinen, Anleihen zu verkaufen, die durch zukünftige Medieneinnahmen abgesichert sind. In Spanien half sie Real Madrid, das legendäre Santiago Bernabeu-Stadion zu renovieren.Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie haben viele Teams und Ligen finanziell geschwächt und die derzeitigen Finanzierungsmodelle in Frage gestellt, sagte Nikhil Bahel von der Sportinvestitionsfirma Elysian Park Ventures.Die Rolle von JPMorgan ist entscheidend, da die Bank der neuen Liga die finanzielle Durchschlagskraft gibt, um Milliarden an Übertragungsrechten zu realisieren, damit die Clubs versuchen können, in der neuen Liga höhere Einnahmen zu erzielen.Mächtige BedrohungIn den vergangenen Jahren ist die Schere zwischen reichen und armen Vereinen immer stärker aufgegangen. Auch sportlich können die kleinen Vereine die Großen heute weniger Schwierigkeiten machen, was deren Argumentation unterstützt, auf solche Paarungen gleich zu verzichten.Selbst wenn die Superliga nicht kommt, ist sie eine starke Drohkulisse gegenüber der Uefa, mehr Zugeständnisse an die erfolgreichen Vereine zu machen.Wenn sie jedoch kommt, würde sie auch den sinkenden Einfluss der traditionellen Medienunternehmen wie Comcast Corp.s Sky und BT Group Plc illustrieren, mit denen die Gründungsvereine im Vorfeld der Pläne nicht mal Gespräche geführt haben.Die abtrünnigen Clubs wurden möglicherweise durch neu technische Möglichkeit ermutigt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: mithilfe von Streaming könnten sie womöglich die etablierten Sender zumindest teilweise umgehen und Spiele direkt einer jüngeren Fangemeinde, auch in Asien, anbieten.Überschrift des Artikels im Original:JPMorgan Backs Europe’s Super Soccer League With $4.8 Billion(Wiederholung von Montag.)For more articles like this, please visit us at bloomberg.comSubscribe now to stay ahead with the most trusted business news source.©2021 Bloomberg L.P.