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Aufstieg der Megacaps — Europas Club der Börsenriesen wächst: Chris Bryant

(Bloomberg) -- Beschreien Sie es nicht, aber europäische Aktien werden wieder aufregend: Eine Schar wachstumsstarker, hochprofitabler und immer wertvollerer Luxus-, Pharma- und Maschinenbaukonzerne liefert die Antwort des alten Kontinents auf die Technologiegiganten auf der anderen Seite des Atlantik.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Bernard Arnault, der dank seines Anteils an LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton SE zum reichsten Mann der Welt aufgestiegen ist, erlaubte sich letzten Monat einen diskreten Hinweis an seine Aktionäre. Nachdem LVMH für 2022 einen Betriebsgewinn von 21 Milliarden Euro erwirtschaftet hatte, kletterte seine Marktkapitalisierung über die 400-Milliarden-Euro-Grenze. “Ein Wert, den kein anderes europäisches Unternehmen jemals zuvor auch nur annähernd erreicht hat”, schrieb der Patriarch mit kaum verhohlenem Stolz. Am Montag knackte LVMH die nächste symbolische Hürde von einer halben Billion Dollar Börsenwert.

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Ebenso bemerkenswert ist allerdings, dass andere Europäer gar nicht so weit dahinter folgen: Der dänische Arzneimittelherstellers Novo Nordisk A/S hat fast 350 Milliarden Euro erreicht, der niederländische Chipindustrie-Ausrüster ASML Holding NV 230 Milliarden Euro. Zehn europäische Unternehmen haben inzwischen eine Marktkapitalisierung von mehr als 200 Milliarden Dollar und können sich deshalb mit dem Titel “Megacap” brüsten. Vor einem Jahrzehnt waren es nur drei.

An die Billionen Dollar von Apple, Microsoft, Alphabet und Amazon.com reichen die Bewertungen zwar noch nicht heran. Aber es reicht, um US-Anleger dazu zu bringen, über ihren Tellerrand hinauszuschauen. Offenbar verfügt der oft als vom Ehrgeiz verlassen gesehene Kontinent doch noch über einen gewissen unternehmerischen Elan.

Die europäischen Börsen haben sich in diesem Jahr erholt. Die Energiekrise auf dem Kontinent erwies sich als weniger schwerwiegend als befürchtet und die Unternehmen haben ihre Rentabilitätslücke gegenüber den USA verringert. Im Stoxx Europe 600 haben die Strategen von Goldman Sachs schon 2020 eine Riege von europäischen Superaktien ausgemacht, die sie die “Granolas” nannten und die inzwischen ein Fünftel des Index ausmachen. Das Akronym hat sich gehalten, auch wenn sich die Rangliste seitdem ein wenig verschoben hat.

Anders als noch vor ein paar Jahrzehnten sind die wertvollsten Unternehmen Europas nicht mehr nur Öl- und Gaskonzerne, Telefon-Oligopole und Banken — zum Glück. Mittlerweile kommen die Topfirmen aus den Branchen Luxus, Gesundheit und Konsumgüter.

Auch daran könnte man wieder herummäkeln. Nach dem Motto: Während die US-Großkonzerne die Grenzen der künstlichen Intelligenz verschieben, produzieren die europäischen Börsenriesen Luxushandtaschen von Hermès und überhäufen die Verbraucher mit KitKat-Schokoriegeln, um ihnen als nächstes die Diabetes- und Fettleibigkeitsmedikamente von Novo zu verkaufen.

Doch in Wahrheit tummeln sich in den europäischen Luxusfirmen unzählige Kreative, stehen die Pharmahersteller an der Spitze der Wissenschaft und investieren massiv in die Forschung. Die Technologie von ASML ist genauso beeindruckend wie ein iPhone.

Attraktiv an den Granolas sind auch ihre bemerkenswert schnell wachsenden Umsätze, vor allem wenn man bedenkt, wie groß sie bereits sind.

Der Umsatz von LVMH stieg im ersten Quartal dank der wieder anziehenden Nachfrage in China um 17%. Der Kosmetikhersteller L’Oréal meldete vergangene Woche einen 13%-Sprung beim bereinigten Erstquartalsumsatz. Novo prognostiziert für 2023 ein Umsatzwachstum von rund 27%. ASML sieht über 25%.

Den größten Teil des Umsatzes erwirtschaften die Granolas außerhalb Europas, und viele von ihnen beherrschen attraktive Nischen: Novo kontrolliert wertmäßig fast ein Drittel des globalen Marktes für Diabetesbehandlungen, sein Medikament Wegovy ist das erste gegen Fettleibigkeit seit Jahren. ASML ist das einzige Unternehmen, das Ultraviolett-Lithographiemaschinen herstellen kann, die zum Einschreiben extrem winziger Chipmerkmale erforderlich sind.

Die Rentabilität ist dabei tendenziell mehr als robust. Da die Nachfrage oft das Angebot übersteigt, können die Unternehmen hohe Preise verlangen. Das lange Warten auf Birkin- und Kelly-Taschen verstärkt die Faszination von Hermès. Die operative Marge liegt daher ebenso oberhalb der Marke von 40% wie bei Novo.

Luxus- und Pharmakonzerne dürften zudem relativ rezessionsresistent sein: Inflation macht den Reichen weniger zu schaffen, und die Menschen werden krank, egal ob die Wirtschaft wächst oder schrumpft.

Den Anlegern sind diese Qualitäten nicht verborgen geblieben. Viele der Granolas-Aktien haben atemberaubende Kurs-Gewinn-Verhältnisse, was zum Teil auf Zuflüsse in börsengehandelte Fonds zurückzuführen ist, die hochwertige Aktien abbilden. Hermes wird mit mehr als dem 50-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt. Bei Novo Nordisk liegt das KGV bei 33 und damit bei mehr als dem Doppelten des Sektors.

Anzeichen für eine Verschlechterung der Ertragskraft oder eine Rotation hin zu zyklischeren Unternehmen könnte dazu führen, dass die Performance der europäischen Giganten nachlässt, warnt Goldman vor diesem Hintergrund.

Der Börsenkurs von ASML fiel letzte Woche, als die Angst vor Investitionskürzungen in der Halbleiterindustrie umging. Nestlé hat Schwierigkeiten, steigende Kosten weiterzugeben, und Roche ist aufgrund von Bedenken zur Produktpipeline zurückgefallen. Die Marktkapitalisierung der britischen GSK — dem G in Goldmans Granolas — ist nach der letztjährigen Abspaltung des Consumer-Healthcare-Geschäfts und wegen Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit einem Medikament gegen Sodbrennen auf nur noch 60 Milliarden Pfund (68 Milliarden Euro) geschrumpft.

Erst einmal können die europäischen Weltmarktführer dennoch ganz zufrieden sein — und Arnault hat es verdiennt, auf seinen Erfolg anzustoßen.

Überschrift des Artikels im Original:Europe’s Megacap Club Is Getting More Crowded: Chris Bryant

©2023 Bloomberg L.P.