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Wer in Europa Gewinne machen will, muss nach günstigen Aktien suchen

Wachstumssorgen, Streit um Zölle, Italiens Schulden: Es gibt viele Gründe, sorgenvoll auf europäische Aktien zu blicken. Kein Wunder, dass Anleger Schätzungen zufolge in diesem Jahr mehr als 50 Milliarden Euro aus den Papieren abgezogen haben und internationale Investoren die Region meiden.

Auch breite Indizes wie der MSCI Europe haben gegenüber ihrem Hoch Ende Januar bereits mehr als ein Fünftel verloren, der Euro-Zonen-Leitindex Euro Stoxx50 ein knappes Fünftel. Und 2019 dürfte ebenfalls holperig werden, wie viele meinen – sind doch die Probleme allesamt nicht gelöst.

„Blickt man auf die täglichen Schlagzeilen zur europäischen Politik und betrachtet den relativ niedrigen Wachstumstrend der Wirtschaft, könnte man geneigt sein, Europa abzuschreiben“, bringt Mark Denham, Chef für europäische Aktien bei Carmignac, die Stimmung auf den Punkt. Großinvestoren gewichten Europa gegenüber anderen Regionen unter, wie die jüngste Umfrage unter internationalen Fondsmanagern der US-Bank Bank of America Merrill Lynch zeigt.

Der europäische Aktienmarkt leidet nach Ansicht von Felix Herrmann, Anlagestratege für Deutschland bei Blackrock, darunter, dass internationale Investoren die Region weitgehend meiden: „Solange vor allem das Problem in Italien nicht gelöst ist, werden sie keine gewichtigen Positionen in Europa aufbauen“, sagt er. Der Stratege glaubt, dass sich die Finanzmärkte 2019 generell noch komplexer darstellen werden als in diesem Jahr. „Aufgrund der sich abschwächenden Weltkonjunktur gibt es weniger Schutz gegen die diversen geopolitischen Risiken“, erklärt er.

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Den Handelskrieg sehen Strategen zunächst als das größte Risiko für die amerikanische Wirtschaft. Zölle auf Importe wie Autos dürften die aktuelle Stütze der US-Konjunktur schwächen - den Konsum. Überdies sei der Konflikt noch längst nicht vom Tisch. Außerdem drückt weiter das Schuldenproblem Italiens, auch wenn vorerst ein Defizitverfahren der EU abgewendet wurde.

Solche Konfliktherde können für Überraschungen und damit für Kursschwankungen sorgen. Die Volatilität an den Märkten dürfte 2019 daher deutlich zunehmen, fürchtet Fondsmanager Klaus Kaldemorgen von der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS.

Hauptszenario: Konjunkturabschwung

Trotzdem: Europa wird nach Einschätzung von Strategen nicht in einer Rezession versinken. Sie sehen eine Rezession 2019 nach wie vor als bedeutendes Randrisiko („tail risk“). Die Kapazitätsauslastung und die Kursschwankungen hätten deutlich zugenommen, sagte Kreuzkamp. Doch die Anleiherendite und auch der niedrige US-Leitzins sprächen dagegen.

Immer mehr Experten wie etwa die von der DWS rechnen inzwischen damit, dass die US-Notenbank ihren Leitzins bis Ende 2019 nur noch zwei Mal anhebt - auf 2,75 bis drei Prozent. Allerdings halten Strategen auch die US-Geldpolitik aktuell relativ wenig einschätzbar, weil sie stärker konjunkturabhängig gesteuert wird. Die teils heftigen Reaktionen der Aktien und Anleihemärkte auf Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell verdeutlichen das. Sie waren weniger zurückhaltend ausgefallen als gedacht. Auch das schaffe Unsicherheit an den Kapitalmärkten, meint Herrmann von Blackrock.

Das Hauptszenario der Strategen ist ein normaler Konjunkturabschwung. Die Wachstumsraten und Firmengewinne hätten Mitte 2018 ihre Höhepunkte erreicht, meint Stefan Kreuzkamp, Chef-Anlagestratege der DWS. Die Weltwirtschaft dürfte sich 2019 weiter abschwächen, aber mit rund 3,6 Prozent noch über ihrem Potenzial wachsen.

Für die Euro-Zone erwartet die DWS 2019 ein Wachstum von 1,6 Prozent. Ab 2020 aber, wenn die von der US-Regierung eingesetzten Stützungsmaßnahmen ausliefen, könnte die US-Wirtschaft die Welt über ihre Handelsverflechtungen in eine Rezession ziehen.

Im kommenden Jahr erkennen die Experten noch ein gewisses Potenzial für Erträge mit Aktien. Investoren müssten jedoch mit höheren Schwankungen zurechtkommen. Als Grundlage für die Entwicklung der Aktienkurse ziehen sie die erwarteten Firmengewinne heran. Zumal sie die Kurse laut Herrmann von Blackrock nun bereits weit korrigiert haben.

Für den breiteren Markt in Europa sind für ihn noch höhere einstellige Zuwächse dankbar. Bei der DWS ist man vorsichtiger: CO-Europa-Chefin Petra Pflaum hält die aktuellen Gewinnschätzungen erwartet. Die Gewinnmargen dürften international nicht mehr zunehmen wegen steigender Löhne, teils steigender Zinsen, Vorproduktkosten und Zölle für 2019. So rechnet sie mit einem Plus von fünf Prozent beim Gewinn je Aktie im breiten europäischen Index Stoxx 600. Das ist nur halb so viel wie der Durchschnitt der Analysten. Die DWS sieht den breiten europäischen Index Stoxx 600 bis Ende 2019 um knapp sieben Prozent klettern, den Euro-Zonen-Leitindex Euro Stoxx 50 um rund fünf Prozent. Mit einem „ruppigen Aktienmarkt“ rechnet auch Chef-Anlagestratege Christian Gattiker-Ericsson bei der Schweizer Bank Julius Bär.

Experten raten zu Investments in solide Werte

Dennoch sehen die Strategen Kurschancen. „Es gibt innerhalb der europäischen Aktien nach wie vor viele außergewöhnliche Unternehmen“, meint Denham von Carmignac. Allerdings halten die Aktienexperten es für geboten, in solide Werte umzusteigen. Sie empfehlen eher große Unternehmen mit starken Geschäftsmodellen und Preissetzungsmacht. Als Stabilisator von Kursschwankungen können Aktien mit guten Dividenden dienen.

Nach Sektoren sollten Anleger aus konjunktursensiblen, zyklischen Sparten wie Chemie, Bau, Industrie eher herausgehen, rät Herrmann von Blackrock. Für aussichtsreicher hält er etwa Pharmatitel. Gattiker-Ericsson von Julius Bär nennt die Sparten Gesundheit und Nahrungsmittel. Für besonders stabil, aber nicht teuer, hält er Schweizer Firmen aus der zweiten Reihe, etwa aus dem SMI Mid Index. Der Index enthält die 30 größten Titel des Schweizer Aktienmarktes, die nicht schon im Standardwerteindex SMI vertreten sind.

Auch Finanzfirmen könnten durch die Erholung der längeren Kapitalmarktzinsen ein Comeback erleben. Das gelte auch für europäische Banken, meint Herrmann von Blackrock. Aussichtsreich bleiben Technologieaktien wegen des „strukturellen Trends“ zur Digitalisierung - „in allen Branchen“. Bereits gut ein Fünftel der Gewinnerwartungen im MSCI World stamme von Tech-Firmen. Auch Pflaum von der DWS findet Tech-Titel, etwa Softwareanbieter, spannend. Denham von Carmignac mag Marktführer wie Assa Abloy oder Technologieunternehmen wie ASML und SAP.

Es gebe außerdem viele Beispiele für kleinere Unternehmen, die oft von globalen und europäischen Investoren übersehen würden, meint er. Ein Schwerpunkt für ihn ist der Biotech-Sektor. Dort gibt es einige innovative Unternehmen, die viele Projekte in der Pipeline haben und daher viel Potential. Unter anderem nennt er Galapagos, Argenx oder Evotec. Auch gefallen ihm innovative Gesundheitsunternehmen, weil auch sie von anderen Investoren sehr oft übersehen und unterbewertet werden.

Dylan Ball, Chef für europäische Aktien bei Franklin Templeton, meint, dass Finanz- und Rohstoffunternehmen von einem fortgesetzten Anstieg der Anleiherenditen und einer Belebung der Inflation profitieren dürften. Das sind für ihn sogar Anzeichen, dass „die europäischen Aktienmärkte auf ein besseres Jahr 2019 zuzusteuern scheinen“ als 2018.

Teil 1: Aktien Deutschland

Teil 2: Wohnimmobilien

Teil 3: Gold