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Warum sich europäische Aktien lohnen

Seit Jahrzehnten hinken die Börsen in Europa der Wall Street hinterher. Zumindest einige Strategen sehen Zeichen dafür, dass sich das im nächsten Jahr ändert.

Institutionelle Investoren entdecken die Vorteile europäischer Aktien. Anfang Dezember waren weltweit rund 24 Prozent der Fondsmanager, die die Bank of America (BofA) regelmäßig befragt, in Aktien der Euro-Zone übergewichtet.

Der Schwenk ist bemerkenswert. Anfang des Jahres waren netto elf Prozent der Vermögensverwalter in Aktien untergewichtet, hielten also weniger Euro-Aktien als es die aus verschiedenen Anlageklassen bestehenden Vergleichsindizes für ihr Haus insgesamt vorgaben. Das war ein Siebenjahrestief.

Der weltweite Handelsstreit und der Brexit schmälerten das Interesse an europäischen Aktien. Das hat sich geändert – auch wenn die Probleme allenfalls ansatzweise gelöst sind.

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Die USA und China haben sich auf den Abbau einiger Strafzölle geeinigt, Zusatz-Zölle sind zunächst vom Tisch. Dennoch wird der Streit immer wieder hochkochen, weil es US-Präsident Donald Trump und Chinas Regierungschef Xi Jinping um einen weltweiten technologischen Führungsanspruch geht.

Beim Brexit gilt inzwischen als sicher, dass die Briten die EU Ende Januar mit einem Deal verlassen. In der Übergangszeit bis Ende 2020 müssen unzählige Details des Handelsabkommens verhandelt werden - auch das wird für Unruhe sorgen, zumal Großbritanniens Premier Boris Johnson die Übergangsfrist nicht verlängern will.

2019 holte Europa auf

Die Börsen sind trotz all dieser Unwägbarkeiten im zu Ende gehenden Jahr deutlich gestiegen – auch in Europa. Der Euro Stoxx 50 für die Standardwerte im Euro-Raum hat seit Januar mehr als ein Viertel zugelegt. Das ist nicht viel weniger als die großen Indizes an der Wall Street. Außerdem legte der Euro Stoxx 50 das beste Jahr seit 1999 hin. Auch der breite europäische Aktienindex Stoxx Europe steht mit einem Plus von mehr als 20 Prozent gut da.

Langfristig hinkt Europa der Wall Street aber deutlich hinterher: Auf Sicht von zehn Jahren ist der Kurs des Euro-Stoxx 50 gerade mal um 25 Prozent gestiegen. Beim europäischen Stoxx 600 sind es 60 Prozent. Der S & P 500 hat in zehn Jahren 180 Prozent an Wert gewonnen. Blickt man auf die vergangenen 20 Jahre zurück, in die auch das Platzen der Dotcom-Blase fällt, sie die Bilanz noch schlechter aus.

Genau diese langfristige Underperformance ist jedoch ein Punkt, der für europäische Aktien spricht. „Die Führungsrolle von US-Aktien wird 2020 enden. Der Markt ist in den vergangenen Jahren viel zu teuer geworden. Die Aktien sind extrem überbewertet“, betont Lucas Paolini, Chefanlagestratege beim Schweizer Vermögensverwalter Pictet.

Auch die Strategen der Bank of America (BofA) sind überzeugt, dass die Renditen am Aktienmarkt in den USA hinter denen in Europa zurückbleiben werden. Frank Schallmayer, der die Kapitalmarktstrategie der Dekabank leitet, sieht das ähnlich: „Die USA sind deutlich überbewertet, während in Europa und Deutschland die Bewertungen der Aktien vernünftig sind.“

Europäische Aktien sind günstiger bewertet

Der Vergleich von Kennziffern zeigt: Im Bewertungsvergleich stehen europäische Aktien besser da als ihre US-Pendants. Im S & P 500 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit Blick auf das kommende Jahr laut Daten des Informationsdienstes Bloomberg bei 17,7.

Die US-Aktien werden also mit dem 17,7-fachen ihrer für 2020 erwarteten Gewinne gehandelt. Im Euro Stoxx 50 liegt das KGV mit 14,3 deutlich niedriger, ebenso wie im Stoxx Europe 600 mit 14,6.

Europäische Aktien sind indes historisch stehts etwas günstiger als US-Aktien. Bemerkenswert ist aber: Die KGVs in Europa liegen nur leicht über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. In den USA dagegen am oberen Rand.

Noch deutlicher wird der Bewertungsunterschied beim Blick auf die Kurs-Buchwert-Verhältnisse (KBV). Der Buchwert umfasst alle Vermögengegenstände eines Unternehmens, einer Branche oder eines Index.

Wenn man das ins Verhältnis zum Börsenwert setzt, ergeben sich für den Euro Stoxx 50 und den Stoxx Europe 600 Kurs-Buchwert-Verhältnisse von rund 1,7. Im S & P 500 dagegen kosten die Aktien im Schnitt das 3,2-fache der gesamten Substanz der Konzerne.

Die höheren Bewertungen in den USA kommen nicht von ungefähr. Die US-Unternehmen haben in der Vergangenheit ihre Gewinne deutlicher gesteigert als die Konzerne in Europa. Doch Analysten schätzen, dass es damit im kommenden Jahr vorbei ist.

Im Konsens gehen Banken laut Prognosen der Datenbank Ibes davon aus, dass die S & P 500 Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten ihre Gewinne um im Schnitt 9,8 Prozent steigern werden. Für die Gewinne der Euro Stoxx 50 Unternehmen sind die Analysten etwas optimistischer und erwarten ein Plus von 10,5 Prozent.

Gewinnerwartungen sind überall zu hoch

Die Prognosen insgesamt dürften allerdings deutlich zu hoch sein. Bei den Konsensschätzungen werden die Prognosen der einzelnen Analysten bei den Banken für ihre jeweiligen Unternehmen zusammengefasst. Die Analysten sind meistens optimistischer als die Investoren, die die Aktien tatsächlich kaufen.

Bemerkenswert ist die Tendenz zu besseren Gewinnschätzungen für europäische Unternehmen. Das deckt sich auch mit den Erwartungen von Volkswirten an die Wirtschaft. Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte demnach im kommenden Jahr deutlicher sinken als in der Euro-Zone. Das ist wichtig, weil für die Börsen oft vor allem die Dynamik des Wachstums entscheidend ist.

Im Schnitt rechnen Ökonomen damit, dass das Bruttoinlandsprodukt in den USA im kommenden Jahr um 1,8 Prozent und damit einen halben Prozentpunkt weniger wachsen wird als 2019. In der Euro-Zone dagegen wird das Wachstum nur um 0,1 Prozent auf ein Prozent zurückgehen.

Zum voraussichtlich deutlicher sinkenden Wirtschaftswachstum in den USA sagt Jens Wilhelm, für das Portfoliomanagement zuständiger Vorstand beim Fondshaus Union Investment: „Die Folgen des Handelsstreits machen vor niemandem halt, auch nicht vor seinen Verursachern.“

Trotz des wachsenden Zuspruchs für Europa müssen Anleger aber auch hier bescheidener werden. Schließlich sind auch die Kurse europäischer Aktien schon deutlich gestiegen und nehmen damit viele positive Entwicklungen vorweg. Zweistellige Kursgewinne werden kaum noch drin sein. Aber ein bisschen mehr Europa im Aktiendepot schadet wohl nicht.