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EU bremst Großfusion in der Agrochemie

Kartellverfahren - EU bremst Großfusion in der Agrochemie

Auf dem Reißbrett sah das Verfahren einfach aus: Wenn der chinesische Staatkonzern Chemchina den weltgrößten Hersteller von Pflanzenschutzmitteln, Syngenta, kauft, dürfte es kaum kartellrechtliche Bedenken geben. Schließlich ist der chinesische Konzern kaum im Agrarchemiegeschäft vertreten.

Das erwarteten viele Beobachter und wohl insgeheim auch die beiden Unternehmen, als sie Anfang Februar 2016 die Übernahme im Wert von 43 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro) ankündigten. Bis Ende des Jahres wollten sie die Zustimmung der Kartellbehörden einholen und den Deal unter Dach und Fach bringen. Daraus wird nun nichts mehr.

Syngenta teilte am Dienstag mit, dass der Verkauf an Chemchina nun frühestens Ende März 2017 vollzogen werden könnte. Grund: Die EU bremst überraschend den Deal und verlangt von den Chinesen weitere Zugeständnisse. Bisher hatte Chemchina nur den Verkauf eines sehr kleinen Teils seiner Agrarchemiegesellschaft Adama in Aussicht gestellt. Mit dieser israelischen Tochter ist Chemchina auch auf den internationalen Agrarmärkten tätig.

Adama ist der führende Hersteller von Nachahmer-Pflanzenschutzmitteln ohne Patentschutz und kam 2014 auf einen Umsatz von 3,2 Milliarden Dollar. Syngenta ist der weltgrößte Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und kam inklusive Saatgutverkäufen im vergangenen Jahr auf 13 Milliarden Dollar Umsatz. Experten gehen davon aus, dass Chemchina vor allem bei seiner Tochter weitere Verkäufe in Aussicht stellen muss, um die EU-Behörden zu überzeugen.

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Grund für die Bedenken der EU ist die rasant wachsende Konzentration in der Agrarchemiebranche. Drei große Projekte sind derzeit in Planung: Neben Chemchina-Syngenta fusionieren die US-Chemiekonzerne Dupont und Dow Chemical ihre Geschäfte mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut. Im September haben sich zudem Bayer und Monsanto auf eine Übernahme geeinigt. Die Deutschen zahlen 66 Milliarden Dollar für den Weltmarktführer im Saatgut aus den USA und wollen dadurch zu dem mit Abstand größten Agrarchemieanbieter aufsteigen.

Die gesamte Branche wird also durchgemischt – am Ende könnten nur noch vier Anbieter mehr als 70 Prozent des Marktes kontrollieren. Weil die drei Projekte praktisch parallel laufen, ist die kartellrechtliche Prüfung für die EU und das US-Justizministerium schwierig. Sie sind alarmiert. Seit Bekanntwerden des Bayer-Monsanto-Deals hätten sowohl die USA als auch die EU viel mehr Fragen an Syngenta und Chemchina und forderten viel mehr Einzelheiten, sagte Syngenta-CEO Eric Fyrwald der Nachrichtenagentur Reuters.

Fyrwald geht davon aus, dass die EU die Übernahme durch die Chinesen einer genaueren Prüfung unterziehen wird. Diesen Schritt müssen die Kartellwächter bis Freitag ankündigen. Immerhin: Einen Erfolg hat Chemchina schon vorzuweisen: Im September erteilte das US-Komitee CFIUS dem Kauf von Syngenta die Freigabe. Das CFIUS prüft alle Übernahmen, die die USA betreffen, hinsichtlich Auswirkungen auf die nationale Sicherheit.


Bayer muss sich auf Schwierigkeiten beim Monsanto-Deal einstellen

Auch Bayer braucht die Zustimmung des CFIUS für die Monsanto-Übernahme. Es ist aber davon auszugehen, dass die Leverkusener dort kaum auf Probleme stoßen werden. Wenn die Amerikaner schon den Chinesen freien Lauf lassen, dürften sie die Deutschen aus Gründen der nationalen Sicherheit kaum bremsen.

Schwieriger wird es für Bayer, die Kartellbehörden in den USA und Europa zu überzeugen. Der Konzern gibt sich zuversichtlich, im kommenden Jahr die Freigaben zu erhalten und die Übernahme bis Ende 2017 abzuschließen. Beide Unternehmen argumentieren, dass es zwischen ihnen kaum Überschneidungen bei den Produkten und den regionalen Geschäften gebe.

Doch die tiefere Prüfung, die die EU nun wohl Fall Syngenta einleiten wird, ist auch ein Signal an Bayer. Die Deutschen werden sich auf ein kompliziertes und vor allem langwieriges Verfahren bei den Kartellwächtern in Brüssel und Washington einstellen müssen. Scheitert der Deal, muss Bayer dem US-Konzern zwei Milliarden Dollar Ausgleich zahlen. Die kartellrechtliche Unsicherheit ist der Hauptgrund dafür, dass die Monsanto-Aktie derzeit nur bei 102 Dollar notiert und damit weit unter dem Bayer-Angebot von 128 Dollar pro Anteilsschein. Viele Investoren sind skeptisch.

Auch die Syngenta-Aktie notierte noch immer deutlich unter dem Angebot von Chemchina. Der Staatskonzern bietet den Aktionären des Schweizer Unternehmens 465 Dollar je Aktie in bar plus fünf Franken Sonderdividende an. Das entspricht in Summe umgerechnet rund 451 Franken je Titel. Am Dienstag stieg der Syngenta-Kurs leicht auf 405 Franken.

Syngenta-Chef Fyrwald geht aber davon aus, die EU doch noch vom Verkauf an die Chinesen überzeugen zu können. Die Analysten von Bernstein Research sehen eine Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent, dass der Deal letztlich durchgewunken wird.

KONTEXT

Das sind die größten Agrochemie-Hersteller

Syngenta

Umsatz 2014: 15,1 Mrd. US-Dollar (2013: 14,7 Mrd. US-Dollar)

(Quelle: Geschäftsberichte)

Bayer

Umsatz 2014: 12,6 Mrd. US-Dollar (2013: 11,7 Mrd. US-Dollar)

BASF

Umsatz 2014: 7,2 Mrd. US-Dollar (2013: 6,9 Mrd. US-Dollar)

Monsanto

Umsatz 2014: 15,6 Mrd. US-Dollar (2013: 14,8 Mrd. US-Dollar)

Dupont

Umsatz 2014: 11,3 Mrd. US-Dollar (2013: 11,7 Mrd. US-Dollar)

Dow Chemical

Umsatz 2014: 7,3 Mrd. US-Dollar (2013: 7,1 Mrd. US-Dollar)