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Immer mehr ESG-Fonds geben ‘dunkelgrünes’ Label zurück. Sparer verärgert

(Bloomberg) -- Die Fondssparten von Deutsche Bank AG und BNP Paribas SA streichen das höchste ESG-Gütesiegel der Europäischen Union und reihen sich damit in eine Reihe ähnlicher Entscheidungen als nachhaltig beworbener Investmentfonds ein. Weit über 100 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen ist inzwischen von den Herabstufungen betroffen, für die die Branche unklare Regeln der EU verantwortlich macht. Bei den Anlegern wächst der Ärger.

BNP stuft 26 so genannte Artikel-9-Fonds mit einem Volumen von 16 Milliarden Euro herab, während bei der DWS acht weitere Fonds mit einem Volumen von rund einer Viertelmilliarde Euro nicht mehr unter der Bestnote laufen. Die Deutsche-Bank-Tochter hatte letzte Woche bereits Fonds im Volumen von rund 2 Milliarden Euro heruntergesetzt.

DWS und BNP folgen einer Serie solcher Abstufungen von Artikel-9-Fonds von allen großen Namen der Branche von BlackRock über Amundi bis zur Allianz-Tochter Pimco. Alle begründeten den Schritt mit Interpretationsunklarheiten bezüglich des Regelwerks der EU für nachhaltige Investionen.

Bei Investoren löst dies zunehmend die Sorge aus, sie könnten zuvor Opfer von Greenwashing geworden sein. Der Kleinanlegerverband Better Finance sucht deshalb nun das Gespräch mit Politik und Behörden.

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“Wir brauchen viel klarere Leitlinien von den Behörden, um sicherzustellen, dass wir nicht in die Irre geführt werden und uns keine grün gewaschenen Anlageprodukte verkauft werden”, sagte Guillaume Prache von Better Finance im Bloomberg-Interview.

Die Gruppe, die rund 4 Millionen Kunden in 25 Ländern repräsentiert, habe Treffen mit der Europäischen Kommission und der Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (Esma) anberaumt. Auslöser für die Herabstufungen waren neue Leitlinien der EU-Kommission zur Auslegung der Vorschriften.

“Vermögensverwalter werden ihren Kunden erklären müssen, dass sie sich in einem unsicheren und sich schnell entwickelnden regulatorischen Umfeld bewegen”, sagt Hortense Bioy, Chefin des Bereichs Nachhaltigkeitsanalyse bei Morningstar Inc. “Die EU hat ein sehr ehrgeiziges, aber auch extrem komplexes Offenlegungsregime geschaffen.”

Morningstar schätzt, dass in den kommenden Wochen und Monaten mindestens 85 Milliarden Dollar (81 Milliarden Euro) Artikel-9-Fonds zu Artikel-8-Fonds, herabgestuft werden und damit weniger strengen Vorschriften unterliegen. Die EU fordert von Artikel-9-Fonds seit neuestem zu praktisch 100% nachhaltige Anlagen, was den Großteil der Branche vor den Kopf gestoßen hatte.

“Die Situation ist im Moment etwas chaotisch”, sagt Bioy. Die Marktanalystin schätzt, dass weniger als 5% der Artikel-9-Fonds derzeit die EU-Anforderungen an die 100%ige Nachhaltigkeit erfüllen. Hunderte weiterer Fonds könnten somit herabgestuft werden müssen.

Einige Vermögensverwalter zögern indessen mit Neueinstufungen in der Hoffnung, dass weitere Präzisierungen der EU-Behörden es ihnen ermöglichen werden, die Einstufungen beizubehalten. Die Esma hat die Kommission gebeten zu klären, was sie unter einer “nachhaltigen Anlage” versteht. Die Kommission gab an, sich der Problematik bewusst zu sein und daran zu arbeiten.

“Es ist dringend notwendig, dass die Aufsichtsbehörde nicht nur klärt, was als nachhaltiges Investment gilt und was nicht, sondern auch, welche Methoden zur Berechnung des Portfoliorisikos für nachhaltige Investitionen akzeptabel sind”, sagt Bioy. Der derzeitige Mangel an Klarheit könne den Ruf des europäischen ESG-Regelwerks, der Sustainable Finance Disclosure Regulation, beschädigen.

Auch europäische Pensionsfonds äußern Bedenken. Da es derzeit keine Richtlinien für nachhaltige Investitionen gibt, “besteht ein ernsthaftes Risiko, dass die Praxis auseinanderläuft und es an Vergleichbarkeit der Produkte mangelt”, so Anastasios Pavlos, Berater der Lobbyorganisation Pensions Europe, deren Mitglieder zusammen ein Vermögen von 7 Billionen Euro verwalten.

Überschrift des Artikels im Original:Investors Want Answers as Billions in ESG Funds Downgraded (1)

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