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Jeff Bezos geht an die Schmerzgrenze

Jeff Bezos ist es egal, ob er der reichste Mensch der Welt ist oder ob Amazon Gewinne macht. Seine Pläne sehen anders aus. Alles hängt von einer einzigen Sparte ab. Die Wall Street hat damit Probleme.

Ein paar Stunden konnte Amazon-Chef Jeff Bezos den Triumph genießen. Am Donnerstagmorgen New Yorker Zeit war er der reichste Mensch des Planeten mit einem Vermögen von rund 90 Milliarden Dollar.

Doch schon am Nachmittag übernahm Microsoft-Gründer Bill Gates mit 89,8 Milliarden Dollar Vermögen wieder das Zepter, nachdem die Amazon-Aktie an Wert verlor und Bezos 540 Millionen Dollar kostete. Als der Online-Händler nach Börsenschluss seine Zahlen für das zweite Quartal bekanntgab, gab der Kurs weiter nach.

Bezos hält 80 Millionen Aktien seines Unternehmens. Da schlug der nachbörsliche Kursverlust von bis zu 33 Dollar oder 3,14 Prozent pro Aktie auf 1012 Dollar kräftig zu Buche. Bestätigen sich die späten Kurse vom Donnerstag im Freitagshandel an der Wall Street, dann fehlen Bezos weitere 2,6 Milliarden Dollar an Buchgewinnen. Microsoft verlor zwar am Donnerstag ebenfalls an Börsenwert, aber nur 1,2 Prozent.

Vor allem mit der Meldung eines drastischen Gewinnverfalls und der Ankündigung eines möglichen Verlusts im laufenden Quartal verschreckte Amazon seine Investoren. Der Nettogewinn im zweiten Quartal 2017 sackte um 77 Prozent auf nur noch 197 Millionen Dollar ab, nachdem es im Jahr zuvor noch 857 Millionen Dollar waren.

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Der Betriebsgewinn im laufenden Quartal wird in einer Spanne von minus 400 Millionen bis plus 300 Millionen Dollar erwartet. Das sieht stark nach einem erneuten Abrutschen in die Verlustzone aus und weckt damit bei Anlegern und Analysten unschöne Erinnerungen. Der Umsatz soll zwar weiter zwischen 20 und 28 Prozent steigen, aber das beruhigte nur wenige. Alle hatten mit einem guten Nettogewinn gerechnet. Doch warum eigentlich?

Bezos stellt traditionell Umsatzsteigerungen und das Erobern neuer Marktanteile vor den finanziellen Gewinn. In den vergangenen drei Quartalen erzielte Amazon jedoch deutliche Überschüsse. Nun aber scheint Bezos wieder zu seiner gewohnten Maxime zurückgekehrt zu sein.


Cloud-Geschäft als Gelddruckmaschine

Nicht nur hat er für 13,7 Milliarden Dollar die Bio-Lebensmittelkette Whole Foods übernommen. Bezos least außerdem neue Frachtflugzeuge – das 25. ist gerade in Betrieb gegangen –, er baut Warenhäuser und riesige Datencenter rund um den Globus und produziert Filme und TV-Serien für seinen Dienst Amazon Prime. Das alles kostet Geld.

Der Marketingaufwand kletterte um 44 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Die Erfüllungskosten, etwa für Transport und Verpackung, stiegen um 33 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar. Mit allen Aktivitäten, vom Elektronik- und Buchverkauf bis zum Filmverleih und Tablet-Verkauf, verlor Amazon weltweit operativ insgesamt 288 Millionen Dollar.

Auf eine Sparte konnte sich der Amazon-Chef aber auch dieses Mal verlassen: das Cloud-Computing. Die Tochter AWS, die Cloud-Computing-Dienste für Unternehmen und Behörden anbietet, verbuchte bei einem um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Umsatz von 4,1 Milliarden Dollar ein operatives Plus von 916 Millionen Dollar. Das reichte für das kleine Nettoplus in der Gesamtabrechnung.

Allerdings: Seit drei Quartalen steigt das operative Ergebnis bei AWS trotz kräftiger Umsatzsteigerungen praktisch nicht mehr. Hier macht sich der Druck der Konkurrenten, vor allem Microsoft und Google, bemerkbar, die für das abgelaufene Quartal jeweils über 90 Prozent Wachstumsraten im Cloud-Geschäft vermeldet haben.

Hat Amazon damit nun die Erwartungen verfehlt, oder haben die Erwartungen Amazon verfehlt? Solange AWS als Gelddruckmaschine funktioniert, wird Bezos sein Geschäftsmodell nicht umstellen, um aus den bestehenden Bereichen auf einmal Gewinne zu ziehen. Er wird weiter bis an die Schmerzgrenze investieren, so wie er es seit 1994 gemacht hat. Das machte er auch im Analystengespräch klar. Anleger, die diesen Ritt auf dem Tiger nervlich nicht verkraften können, werden weiterhin eine harte Zeit haben.

KONTEXT

Die Lebensgeschichte von Amazon-Gründer Jeff Bezos

Die Biografie

Jeff Bezos ist eine der spektakulärsten Manager-Persönlichkeiten der Welt. Die Lebensgeschichte des Amazon-Gründers bietet eine unglaubliche Vielfalt und zahlreiche interessante Erzählungen. Der Top-Journalist und Bestsellerautor Richard L. Brand hat die Biografie in seinem Buch "Mr. Amazon" (Ambition Verlag) aufgeschrieben. Darin finden sich auch bemerkenswerte Geschichten über die Person Jeff Bezos.

Die Rinderfarm

Ironischerweise ist eine der wichtigsten Internet-Ikonen auf einem Bauernhof aufgewachsen - um genau zu sein auf einer Rinderfarm in Cotulla, Texas. Dort half der kleine Jeff schon als Vierjähriger tatkräftig mit, auch beim Ställe ausmisten.

Die perfekte Kindheit

Jahre später urteilte Jeff Bezos, dass seine Erfahrungen auf der Ranch zu seiner erfolgreichen Unternehmerkarriere maßgeblich beigetragen hätten. Das Reparieren von Traktoren und das Kastrieren von Rindern entsprach seiner Vorstellung von einer "idyllischen Kindheit". Seine Mutter stand ihm stets bei. Jeff habe dort gelernt, dass es keine Probleme ohne Lösungen gebe.

Dem leiblichen Vater nie begegnet

Bezos hat seinen Vater nie kennengelernt. Der Teenager verließ die junge Mutter, als Jeff anderthalb war. Er existierte im Leben des Jungen gar nicht.

Der "richtige" Vater

Der Nachname Bezos stammt laut Jeffs eigener Aussage vom "richtigem" Vater. Und den hätte es ohne Fidel Castro wohl nie gegeben. Denn als er 1959 an die Macht kam, schickten viele kubanische Eltern ihre Kinder in die Staaten. So auch Miguel Bezos (vom spanischen besos: "Küsse"). Miguel setzte sich mit großer Ausdauer durch, machte einen Uni-Abschluss und wurde Erdölingenieur.

Die Sturheit

Jeff Bezos war ein unglaublich stures Kind. Mit drei Jahren quängelte er so lange herum, bis er das Gitterbett endlich verlassen durfte - ungeachtet der Sicherheitsbedenken seiner Mutter. Trotz seiner außergewöhnlichen Konzentrationsfähigkeit wurde Jeff so auch zum Schrecken seiner Lehrer. Sie mussten ihm mal mitsamt Stuhl und Tisch im Klassenraum umsetzen.

Frühes Interesse an Technik

Seine Mutter und vor allem der Großvater erweckten und förderten Jeffs großes Interesse an Technik und Basteln. Sie schenkten ihm entsprechendes Spielzeug und Baukästen. Dennoch war sein erster Karrierewunsch (mit sechs Jahren), Archäologe zu werden.

Hochbegabt

Als die Familie nach Houston umzog, war Jeff im späten Kindergartenalter. Die Eltern schrieben ihn für Fördermaßnahmen für hochbegabte Kinder ein. Dafür musste er zwar 20 Meilen hin und zurück fahren, aber es lohnte sich.

Der Bücherwurm

Dass Amazon mit dem Verkauf von Büchern groß wurde, ist weit mehr als ein Zufall. Jeff Bezos ist seit der Kindheit ein Büchernarr. Er nahm mit Feuereifer an Literatur-Schülerwettbewerben teil und las mit seinen ebenfalls lesebegeisterten Mitschülern um die Wette.

Einsamer Nerd

Bezos war wie viele Nerds des 20. Jahrhunderts eher ein Einzelgänger, der viel las und viel Zeit vor dem Computer verbrachte. Seine Lehrer notierten damals, dass er "nicht besonders führungsbegabt" sei. Auch rein körperlich wirkte er wie ein Nerd: Jeff brachte nicht einmal das Mindestgewicht für die Football-Mannschaft auf die Waage.

Erster Job bei McDonalds

Als seine Eltern erneut umzogen - diesmal nach Florida - war Jeff 13 Jahre alt. Hier übernahm er seinen ersten Sommerjob. Und das ausgerechnet bei McDonalds. Doch der Teenager gab sich mit dem Burgerwenden nicht zufrieden und entwickelte Verbesserungsvorschläge, mit denen die Abläufe in dem Laden tatsächlich verbessert wurden.

Uschi - die erste Freundin

In seinem ersten Jahr auf der Junior-Highschool lernte Jeff seine langjährige Freundin Ursula "Uschi" Werner kennen. Sie träumten von einer gemeinsamen Firma und schufen diese tatsächlich auch in frühen Teenagerjahren. Werbeflyer begeisterten junge Schüler für einen sehr besonderen Nachhilfeunterricht. Die Beziehung endete wie so viele andere Highschool-Liebschaften in der Collegezeit.

Der Weltraum als Lebenstraum

Auf dem College setzte Bezos nebenbei seinen Kindheitstraum - übrigens inspiriert vom Großvater - in die Tat um. Seinen Abschluss machte er in Elektrotechnik und Informatik und auch die ersten Berufsschritte unternahm Bezos in anderen Bereichen - allen voran bei IBM. Aber seinen Traum, der heute in Blue Origin mündet, den hatte er, seitdem er fünf Jahre alt war.