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Erwartungen übertroffen: Was sich die Hannover Rück 2020 trotz Corona noch zutraut

Trotz Pandemie peilt die Hannover Rück einen Jahresgewinn von 800 Millionen Euro an. Der MDax-Konzern wagt auch eine Gewinnprognose für das Jahr 2021.

Der Rückversicherer wagt sich mit einer neuen Prognose vor. Foto: dpa
Der Rückversicherer wagt sich mit einer neuen Prognose vor. Foto: dpa

Es war ein drastischer Vergleich, den Jean-Jacques Henchoz wählte. Die Coronakrise sei nur mit zwei Ereignissen vergleichbar, die annähernd eine solche Erschütterung hervorgerufen hätten, betonte der Vorstandschef der Hannover Rück vor wenigen Tagen im Handelsblatt-Interview: Der Terroranschlag vom 11. September 2001 sowie die schwerste Hurrikansaison im Jahr 2005. Dennoch wagt sich der weltweit drittgrößte Rückversicherer nach Munich Re und Swiss Re angesichts der Zahlen für das dritte Quartal am Mittwoch mit einer neuen Prognose vor.

Die Hannover Rück erwartet nach Worten von Finanzchef Clemens Jungsthöfel insgesamt für das Geschäftsjahr 2020 nun einen Nettokonzerngewinn von mehr als 800 Millionen Euro. Für 2021 peilt der Vorstand einen Überschuss von 1,15 bis 1,25 Milliarden Euro an, wie das im MDax gelistete Unternehmen mitteilte.

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Im Vorjahr lag der Gewinn bei fast 1,3 Milliarden Euro. „Die Belastungen der Pandemie sind nach dem Ende des dritten Quartals besser abschätzbar, sodass wir uns wieder in der Lage sehen, Gewinnziele für 2020 und 2021 zu nennen“, begründete Henchoz den Schritt.

Das Unternehmen, das als Aufstiegskandidat in einen möglichen Dax-40 gilt, gibt sich damit sogar etwas optimistischer als viele Analysten. Diese glaubten bisher im Durchschnitt, dass die Hannover Rück im Gesamtjahr noch ein Ergebnis von 796 Millionen Euro schaffen könne.

Im dritten Quartal verdienten die Niedersachsen unter dem Strich rund 265,5 Millionen Euro und damit mehr als gedacht. Analysten hatten mit einem Nettoergebnis von 176 Millionen Euro gerechnet. Nach neun Monaten liegt das Nettokonzernergebnis damit bei 667,8 Millionen Euro, ein Drittel weniger als noch vor einem Jahr.

Eine Dividende von 4,00 Euro je Aktie sieht Hannover Rück auch in diesem Jahr als gesichert an. Fraglich ist, ob es zu einer Sonderdividendenzahlung kommt, die für 2019 bei 1,50 Euro gelegen hatte.

Trotz schwerer Belastungen durch die Pandemie kommt der Rückversicherer damit wohl ohne größere Blessuren durch die Coronakrise. Ursprünglich hatte die Hannover Rück einen Konzerngewinn von rund 1,2 Milliarden Euro für das Jahr 2020 angepeilt, diese Prognose wegen Corona aber im April wieder kassiert.

Im zweiten Quartal brach der Gewinn auch überraschend deutlich ein – um fast drei Viertel auf 101,5 Millionen Euro. Das Management hatte die Rückstellungen für erwartete Schäden etwa aus Betriebsunterbrechungen, Warenkrediten und Veranstaltungsausfällen kräftig aufgestockt.

Bereits auf der Investorenkonferenz des Unternehmens Ende Oktober hatte Henchoz in Aussicht gestellt, dass der Rückversicherer im dritten Quartal in der Sachversicherung deutlich weniger Corona-Schäden verbucht hatte als zuvor. In der Lebens- und Kranken-Sparte komme dagegen im zweiten Halbjahr mindestens noch einmal eine Summe wie im ersten hinzu. Diese lag bei 63 Millionen Euro.

Henchoz hatte im Oktober ein neues Strategiekonzept vorgelegt. Er will den Konzern digitaler aufstellen. Partnerschaften mit Fintechs, innovative Versicherungslösungen und die Erschließung neuer Märkte vor allem in Asien sollen das nachhaltige Wachstum des Konzerns sichern.

An dem bestehenden Geschäftsmodell hält der Vorstandsvorsitzende auch bei der Strategie für die kommenden drei Jahre fest. Um auch in der digitalen Welt zu bestehen, müsse der Rückversicherer jedoch seine Fähigkeiten in Bereichen wie Data Analytics und Automatisierung ausbauen.

Die Pläne der Zukunft

Für die Jahre von 2021 bis 2023 hatte sich Hannover Rück eigentlich vorgenommen, die Bruttoprämien um mindestens fünf Prozent pro Jahr zu steigern und die Schaden-Kosten-Quote auf höchstens 96 (bisher 97) Prozent zu senken. Diese Quote misst die Rentabilität des Geschäfts.

Für 2021 gab sich Henchoz allerdings noch vorsichtig. Während sich der Konzern mit der neuen Prognose für 2020 „recht wohl“ fühle, hänge der Ausblick für das kommende Jahr vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. „Die Entwicklung der Rückversicherungspreise stimmt uns gleichwohl positiv“, betonte der Topmanager. Bei den vergangenen Erneuerungsrunden hätten sich Preise und Konditionen für Erst- und Rückversicherer zunehmend und nachhaltig verbessert.

Der Markt der Rückversicherer ist hart umkämpft. Im Zuge der Coronakrise stabilisieren sich erstmals wieder die Preise. So rechnet die Hannover Rück angesichts der Pandemie und der Häufung von Wirbelstürmen und Waldbränden mit anhaltend höheren Preisen. Auch in der Erneuerungsrunde zum Jahreswechsel, für die schon die Verhandlungen begonnen haben, seien in der Schaden-Rückversicherung deutlich höhere Preise zu erwarten, teilte das Unternehmen bereits im September mit. In den Vertragserneuerungsrunden dieses Jahres seien bereits Preiserhöhungen durchgesetzt worden.

Besser als die Konkurrenz

In der aktuellen Situation schlägt sich Hannover Rück besser als einige Konkurrenten. Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re hat beispielsweise im dritten Quartal trotz neuer Schadenbelastungen durch die Pandemie und Naturkatastrophen nur den Verlust verringert. Unter dem Strich stand nach neun Monaten ein Fehlbetrag von 691 Millionen Dollar, wie der Konzern aus Zürich vergangene Woche mitteilte.

Nach dem ersten Halbjahr hatte sich der Verlust der Schweizer noch auf 1,14 Milliarden Dollar belaufen. Den Aktionären stellte der Vorstand für 2020 eine Basisdividende von vier Euro in Aussicht – genauso viel wie im Vorjahr. Ob es zudem wieder eine Sonderdividende gibt, will das Management erst später entscheiden.

Der große Konkurrent Munich Re legt am Donnerstag seine Zahlen fürs dritte Quartal vor. Für den weltgrößten Rückversicherer dürfte es in diesem Jahr trotz der Corona-Pandemie und einer heftigen Hurrikan-Saison bislang sogar zu einem Milliardengewinn reichen.

Im dritten Quartal lag der Nettogewinn der Münchener bei runde 200 Millionen Euro und damit bei weniger als einem Viertel des Vorjahresniveaus von 865 Millionen Euro, wie die Münchener bereits vorab vor wenigen Tagen mitteilten. Betriebsschließungen und andere Schadenereignisse im Zuge der Corona-Pandemie werden die deutschen Versicherer nach Schätzungen der E+S Rück jedoch insgesamt bis zu 1,75 Milliarden Euro kosten.