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Was im ersten Halbjahr aus 100.000 Euro wurde

Es hat sich eine große Ernüchterung breitgemacht. Nach den überraschend deutlichen Gewinnen im Jahr 2017 waren Anleger sehr zuversichtlich in das laufende Jahr gestartet. Doch die Optimisten wurden bitter enttäuscht. Im Januar erreichten der Dax und die US-Indizes Dow Jones und S & P 500 dank weltweit guter Konjunkturdaten und der endlich durchgesetzten Steuerreform in den USA zwar noch Rekordhochs, doch danach ging es steil bergab.

Erst bremsten Inflationssorgen und die Ängste vor höheren Leitzinsen in den USA die Börsen weltweit, dann sorgten die US-Sanktionen gegen Russland sowie den Iran und vor allem die Angst vor einem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskrieg für Verluste. Von Ende April bis Mitte Juni gingen zwar zumindest die amerikanischen und europäischen Börsen auf Erholungskurs.

Doch seit sich die Töne im Handelsstreit vor allem zwischen den USA und China wieder verschärfen, häufen sich erneut die Minuszeichen auf den Kurstafeln. Entsprechend enttäuschend fällt die Halbjahresbilanz aus, wenn man sich verschiedene Anlageklassen ansieht.

Deutliche Gewinne machten Anleger demnach nur an exotischen Börsen und mit wenigen Rohstoffen. Allen voran stieg hier der Ölpreis, unter anderem wegen der Sanktionen gegen den Iran und Russland. Deutlich zulegen konnte auch Nickel, ein Rohstoff, der unter anderem für Batterien gebraucht wird und im Zuge des Themas Elektromobilität gefragt ist.

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Die Hitliste der besten Aktienbörsen weltweit führen ukrainische Aktien an, gefolgt von tunesischen. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in den Leitindex der ukrainischen Börse investierte, kann sich jetzt über 127.110 Euro auf dem Konto freuen; bei einer entsprechenden Investition in den tunesischen Leitindex sind es 125.520 Euro.

Bitcoin stürzt ab

Diese Betrachtung ist allerdings theoretisch, denn Depot- und Handelsgebühren sind wegen der großen Unterschiede nicht einberechnet. Dazu kommt: Gerade an den Börsen von kleineren Schwellenländern können viele Privatanleger gar nicht direkt und auch nicht über Zertifikate investieren.

Das hat auch seine guten Seiten, denn die exotischen Börsen fallen häufig durch außerordentlich hohe Schwankungen auf. So verloren Euro-Anleger an der Börse Venezuelas seit Januar wegen des Einbruchs der Währung fast ihr gesamtes Kapital, nachdem es im Vorjahr einen theoretischen Zuwachs von mehr als 3.000 Prozent gegeben hatte.

Doch selbst an Märkten, an denen auch Privatanleger partizipieren, geht es holprig zu. Die im Vorjahr noch gehypte Kryptowährung Bitcoin stürzte ebenso ab wie viele größere Schwellenländer. Den Emerging Markets machen die Ängste vor einem Handelskrieg bereits seit dem Frühjahr nachhaltig zu schaffen.

Für zusätzlichen Druck sorgt für hiesige Anleger zudem der Verfall der lokalen Währungen. Die Börse in Buenos Aires zum Beispiel verlor in argentinischen Pesos gerechnet in diesem Jahr bislang „nur“ rund 13 Prozent, in Euro gerechnet sind es fast 43 Prozent. Argentinien steckt erneut in einer Schuldenkrise und hält sich nur dank eines 50-Milliarden-Dollar-Kredits des Internationalen Währungsfonds über Wasser.

In der Türkei – der Börse mit den drittgrößten Verlusten in diesem Jahr – lassen Sorgen wegen der hohen Inflation und der verbalen Angriffe des wiedergewählten Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan auf die Unabhängigkeit der Zentralbank Anleger ihr Geld abziehen. Erschwerend für viele Emerging Markets hinzu kommt der Anstieg von Dollar und Zinsen in den USA. Viele Schwellenländer, darunter China und Russland, haben Dollar-Schulden.

Ein Verfall der eigenen Währungen und steigende Zinsen erhöhen die Schuldenlast. In den vergangenen Jahren haben die Länder zwar auch viele Anleihen in ihren Lokalwährungen begeben. Dafür verschulden sich aber die Unternehmen in vielen Schwellenländern in Dollar. Firmen in den Schwellenländern haben mit mehr als zwei Billionen Dollar inzwischen mehr als doppelt so viele Dollar-Anleihen ausstehen wie die Staaten. Besonders verunsichert sind Anleger angesichts der enorm gestiegenen Schulden chinesischer Unternehmen.

Dabei ist der Dollar nicht nur im Vergleich zu vielen Schwellenländer-Währungen, sondern auch im Vergleich zum Euro gestiegen. Das macht für hiesige Anleger Anlagen in den USA etwas attraktiver. So stieg der breite US-Aktienindex S & P 500 seit Januar um 1,7 Prozent. Aus 100.000 über einen börsengehandelten Indexfonds oder ein Zertifikat in den S & P 500 investierten Euro wurden aber sogar 104.460 Euro.

Mit deutschen und europäischen Standardwerten machten Anleger dagegen einen Verlust, der Dax verlor in diesem Jahr bislang 4,7 Prozent, beim Euro-Zonen-Leitindex Euro Stoxx 50 sind es 3,1 Prozent. „Europa und vor allem Deutschland haben im Handelskonflikt mit den USA am meisten zu verlieren“, warnt Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck.

Noch sind die meisten Strategen aber optimistisch: Die Märkte würden bislang zu Recht nur einen Handelskonflikt und keinen Handelskrieg einpreisen, meint Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege bei der DWS. Wenn es so bleibt, könnten die Börsen im zweiten Halbjahr in positives Terrain drehen. Doch die Unsicherheit ist da.