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"Meine ersten Aktien bekam ich mit 13 Jahren" - wie der Etoro-Gründer sein Hobby in ein milliardenschweres Unternehmen verwandelte

Yoni Assia gründete Etoro in seiner Heimat Israel.
Yoni Assia gründete Etoro in seiner Heimat Israel.

Yoni Assia lugt seitlich in den Video-Bildschirm. Der Mann, der sein Aktienportfolio für jedermann zugänglich im Internet offen legt, schleicht sich fast in unseren Interview-Termin. Doch der erste Eindruck täuscht.

Assia wirkt schnell selbstbewusst vor der Kamera seines Laptops, hinter ihm leuchtet in grün das Etoro-Logo, seine Firma, die er im Alter von 25 Jahren mit seinem älteren Bruder Ronen gegründet hat. Jetzt, mit 40 Jahren, will Assia sein Werk an die Börse bringen - genauer gesagt, an die Tech-Börse Nasdaq in New York City. Über einen Börsenmantel, einen sogenannten Spac, mit der Fintech Acquisition Corp V. will Etoro bei einem Börsengang rund 650 Millionen Dollar einnehmen - die Bewertung der zusammengeführten Unternehmen läge dann bei 10,4 Milliarden Dollar, wie Assia selbst verkündet.

Die Gespräche mit den Investoren im Vorfeld bargen nicht nur wegen der Verhandlungen einige spannende Momente - zwischen zwei Video-Calls sei die Fruchtblase seiner Frau geplatzt, erzählt Assia im Gespräch mit Business Insider. Er habe sich dann aus dem Call entschuldigt, an seinen Bruder übergeben und habe seine Frau ins Krankenhaus gefahren.

Ein Online-Broker mit Follower-Funktion

Etoro ist ein Online-Broker, über den Kunden mit ein paar Klicks in Aktien, ETFs, Kryptowährungen und CFDs investieren können. Die Besonderheit zu anderen Brokern: Etoro bietet Social Trading an - sprich, Nutzer können sich die Investement-Strategie von anderen erfolgreichen Tradern anschauen und sie digital kopieren. 2007 in Israel gegründet, expandierte Etoro weltweit. Heute hat die Plattform eigenen Angaben zufolge 20 Millionen Nutzer aus über 100 Ländern. Auch Aktien des deutschen Dax-30 sind auf Etoro gelistet.

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Mit Etoro hat Assia vor allem die Generation Y, also die Millenials, im Blick als Zielgruppe - und glaubt an ihre Kaufkraft. "Global gesehen hat diese Generation ein gewaltiges Vermögen, aber sie will es nicht mehr über traditionelle Banken anlegen - das ist zu einschüchternd.", sagt Assia. Auch habe diese Generation begriffen, dass Sparen nichts mehr bringe, denn in Zeiten von Null- und Negativzinsen verliert Geld schnell an Wert. Das mache laut Assia auch die Faszination für Kryptowährungen aus - schließlich sind diese entkoppelt von einem monetären System, in dem Staaten einfach Geld nachdrucken.

Mit der Plattform hat Yoni Assia nicht nur ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, sondern auch seiner eigenen Leidenschaft für den Aktienhandel ein Zuhause gegeben. Diese hatte sich früh entwickelt - was auch an seinem Elternhaus lag. "Mein Vater war der CEO einer Firma, die im Nasdaq gelistet war, mein Großvater ein Schweizer Banker - Gespräche über den Aktienkurs waren bei uns Zuhause deshalb an der Tagesordnung", erinnert sich Assia im Gespräch mit Business Insider. Er selbst erhielt seine ersten Aktien mit 13 Jahren - von seinem Vater, als Geschenk zur Bar Mitzwa. Es waren Firmenanteile des väterlichen Unternehmens. Von da an fing Assia an, mit Aktien zu handeln. "Ich erinnere mich, wie ich als Teenager in Israel saß, vor meinem Computer, und den Kurs an der Nasdaq verfolgte und dann meinen Handel tätigte - das ließ mich den Zusammenhang der Dinge erkennen."

Die ersten Gewinne im Schulalter - und die ersten Verluste

Assia lernte schon in jungen Jahren, Bilanzen zu lesen und den Kapital- und Aktienmarkt zu verstehen. Sein Bruder machte sich über sein "Buchhaltungshobby" lustig, da Assia die Tage vor mehreren Bildschirmen verbrachte, mit den rosafarbenen Blättern der Finanzzeitungen, mit Excell-Tabellen und Börsen-News. Dabei machte Assia schon seinen ersten Gewinn - rund 300 Dollar Profit erlangte er mit seinen ersten Aktiengeschäften. Doch dann platzte die Dotcom-Blase und Assia, der viel in junge Tech-Firmen investiert hatte, verlor rund 80 Prozent seines bis dahin erwirtschafteten Vermögens.

Immerhin war das nicht seine einzige Einnahmequelle: schon als Zehnjähriger entwickelte Assia einen Geschäftssinn, als er die Bilder seines Bruders in der Schule verkaufte. Dieser hatte ein Talent für Kunst. Später baute Assia mit eben diesem Bruder zusammen Webseiten auf Kundenwunsch - damals noch als Teenager an der High School.

Seine wichtigsten Lektionen aus den ersten Rückschlägen aus dem Aktienhandel: "Immer langfristige Entscheidungen treffen beim Investieren und nur Aktien kaufen, bei denen man sich wohl fühlt, wenn man sie lange Zeit in seinem Portfolio behält", so Assia. Er erinnere sich, dass er beispielsweise Apple-Aktien gehabt habe - und diese zu schnell wieder verkaufte. Einen anderen Zug bemerkte er ebenfalls: je mehr er mit Aktienhandel verdiente, umso öfter steckte er größere Beträge in riskante Anleihen.

Das erste große Unternehmen: Kameras für Achterbahnen

Das änderte sich, als er sein Hobby zum Beruf machte. Mit 19 Jahren erhielt Assia seine Lizenz als Portfolio-Manager, während er seinen Militärdienst absolvierte. In dieser Zeit arbeitete er als Programmierer in der Armee. Danach begann er ein Management- und IT-Studium. Nach dem Studium gründete er seine erste Firma: Ein Startup, das Video-Kameras an Achterbahnen installierte. Kunden konnten im Anschluss an die Fahrt eine DVD mit ihren Fahrten darauf erwerben. "Wir reisten durchs ganze Land und installierten diese Kameras in den Vergnügungsparks", erinnert sich Assia. Das sei eine wilde, aber auch sehr lehrreiche Zeit gewesen. "Ich habe gelernt, wie man ein Geschäft aufbaut, wie man einen Business Plan schreibt und Abrechnungen macht.", sagt Assia. Das Startup verkaufte er letztendlich an Kodak.

Dann gründete er im Alter von 25 Jahren Etoro - zusammen mit seinem Bruder. Dieser war als Designer für die einfache und gute User Experience zuständig, Assia fürs Geschäftliche. Sein Produkt nutzt Assia auch selbst: er folgt 95 erfolgreichen Tradern, sein Portfolio kann jeder einsehen. Ihm selbst kann man allerdings nicht folgen - eine Regel für alle Angestellten von Etoro. Hauptsächlich investiert Assia aktuell in Bitcoin und Ethereum, aber auch Facebook, Google, Apple, Amazon und die israelische Software-Firma Wixx stehen in seinem Portfolio ganz oben.

Investieren in die Firmen der Vorbilder

Die Auswahl deckt sich mit Assias Vorbildern. "Ich investiere in Firmen, bei denen ich die langfristige Vision teile - und der ihrer Gründer", sagt Assia. Als Beispiel nennt er eine Generation von "Mega-Founders", wie Steve Jobs, Bill Gates, Larry Ellison oder der israelische Gründer und Multimilliardär Shai Agassi. Auch Mark Zuckerberg, Elon Musk und Jeff Bezos zählt Assia dazu - allerdings zu einer anderen Generation an Gründern.

Das Investieren beherrscht also Assias Alltag - und auch schon seine eigene Familie. Seine Frau investiert - anders als Assia - in private Firmen und jüngere Startups, die noch nicht an den Börsen der Welt gelistet sind. Gespräche über Investments sind also im Hause Assia an der Tagesordnung. Ob auch Assias fünf Kinder mal Investoren werden, stellt der Vater ihnen frei - vielleicht würden sie ja auch Künstler, wie sein Bruder.