Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.492,49
    +15,40 (+0,08%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.083,42
    +1,68 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    39.807,37
    +47,29 (+0,12%)
     
  • Gold

    2.254,80
    +16,40 (+0,73%)
     
  • EUR/USD

    1,0778
    -0,0015 (-0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    65.687,98
    +1.189,88 (+1,84%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    83,11
    -0,06 (-0,07%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.454,38
    -2,98 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.294,62
    -115,51 (-0,80%)
     
  • Nikkei 225

    40.378,57
    +210,50 (+0,52%)
     
  • FTSE 100

    7.952,62
    +20,64 (+0,26%)
     
  • CAC 40

    8.205,81
    +1,00 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.379,46
    -20,06 (-0,12%)
     

Erst die ETA und jetzt die Islamisten

Spanien hat eine lange Terror-Vergangenheit: Zuerst drangsalierte die baskische Terrororganisation ETA das Land. Im Jahr 2004 folgte der bislang schlimmste islamistische Anschlag in Madrid. Und jetzt Barcelona.

Der jüngste Terroranschlag in Barcelona war bei weitem nicht der erste in Spanien. Das Land blickt auf eine lange und traurige Geschichte zahlreicher Terrorattentate zurück. Der erste islamistische war der vom März 2004, als Terroristen Bomben in vier Nahverkehrszügen rund um die Hauptstadt Madrid zündeten. 191 Menschen kamen dabei ums Leben, 1500 wurden verletzt – es war der größte von Dschihadisten verübte Anschlag in Europa.

Weit mehr Menschenleben haben allerdings die Attentate gefordert, die Spanien von der Terrororganisation aus dem eigenen Land zugefügt wurden, der ETA. Die Organisation, die für die Unabhängigkeit des Baskenlandes in Spanien und Frankreich kämpfte, tötete von Ende der 60er Jahre bis Ende 2006 insgesamt 873 Menschen. Sie ermordete vor allem bestimmte Personengruppen wie Politiker, Polizisten, Unternehmer oder Journalisten. 1987 aber starben bei einem Angriff auf das Einkaufszentrum Hipercor in Barcelona 21 Menschen. Die ETA erklärte später, sie habe vor den dort deponierten Bomben gewarnt, aber die Polizei habe das Gebäude nicht schnell genug geräumt.

Terrorismusexperten erklären, dass die Anschläge von Terror-Organisationen wie der ETA oder der IRA in der Tat besser kalkulierbar gewesen seien. Sie hätten ein klar umrissenes Ziel mit entsprechenden Risikogruppen und Gefahrenzonen gehabt, während die islamistischen Terroristen wahllos vorgingen und es daher für den Einzelnen unmöglich sei, der Gefahr aus dem Weg zu gehen. Das Gefühl der Bedrohung sei deshalb momentan deutlich höher.

Die ETA verübt seit 2006 keine Attentate mehr, hat 2011 einen Waffenstillstand verkündet und im Frühjahr dieses Jahres ihre Waffen- und Sprengstofflager offengelegt und abgegeben. Doch die Bedrohung durch Islamisten in Spanien ist in den vergangenen Jahren in Spanien wieder gestiegen.

WERBUNG

Nach den Attentaten von Madrid 2004 hatte die spanische Regierung ihre Investitionen in die Terrorabwehr deutlich verstärkt. Die Zahl der Antiterroragenten stieg von 150 auf 3000, das Strafrecht wurde erweitert und Spanien galt bald als Vorbild in der Terrorabwehr. 220 Antiterror-Operationen führte das Land seit 2004 aus und verhaftete 723 Verdächtige. Tatsächlich hat es Spanien 13 Jahre lang geschafft, einen erneuten islamistischen Anschlag zu vermeiden.

Mitte vergangenen Jahres jedoch nahmen die Sorgen der Terrorschützer zu. Spanien wurde immer häufiger in Drohungen genannt. Terrororganisationen wie der Islamische Staat riefen dazu auf, Spanien für den Islam zurück zu erobern und erinnerten an die maurisch-islamische Herrschaft in Teilen des Landes im Mittelalter.

Die Bedrohung ist aber nicht überall gleich hoch, es gibt innerhalb Spaniens klare Brennpunkte. Besonders viele potentielle Terroristen finden sich in den beiden spanischen Exklaven Ceuta und Melilla, zwei Städte, die sich an der nordafrikanischen Küste befinden und beide von Marokko beansprucht werden. In Ceuta, wo rund die Hälfte der Einwohner Muslime sind, und in Melilla verhaften spanische Sicherheitsbehörden immer wieder Terroristen-Anwerber.

Aber auch Katalonien und vor allem Barcelona gehören zu den Hotspots der Terror-Rekrutierer. Dort haben sich in der großen Einwanderungswelle, die Spanien bis zur Krise im Jahr 2008 erlebt hat, mehr Islamisten niedergelassen als in jeder anderen Region des Landes. Diese Konzentration hat Terror-Organisationen auf den Plan gerufen, die dort auf die Suche nach Kämpfern gegangen sind. Die Sicherheitsbehörden sind in den vergangenen Jahren auf mehrere Imame aufmerksam geworden, die radikale Thesen predigten.

Dieses Jahr nahm die Polizei in Katalonien bislang elf Terrorverdächtige fest – mehr als in jeder anderen Region Spaniens. Womöglich hat sie damit Schlimmeres oder früher geplante Attentate verhindert. Einen wirklichen Schutz konnte sie Anwohnern und Touristen in Barcelona und auch dem Opfer und den Verletzten im zweiten versuchten Anschlag im Küstenort Cambrils damit jedoch nicht bieten.

KONTEXT

Terrorattacken in Europa

17. August 2017

In Barcelona rast ein Lieferwagen in eine Menschenmenge. Es gibt mehrere Tote und Verletzte.

09. August 2017

In einem Vorort von Paris attackiert ein Algerier Soldaten mit einem Pkw. Es gibt sechs Verletzte.

28. Juli 2017

In Hamburg attackiert ein Mann mehrere Menschen in einem Supermarkt. Dabei wird ein Mann getötet, fünf weitere Menschen werden verletzt.

20. Juni 2017

Bei einem versuchten Anschlag auf den Zentralbahnhof in Brüssel wird der Angreifer getötet.

19. Juni 2017

Als Racheakt für Terroranschläge in Großbritannien fährt Darren Osborne mit einem Minivan in London in eine Gruppe Muslime. Es gibt einen Toten und zehn Verletzte.

19. Juni 2017

Bei einem versuchten Anschlag auf dem Champs-Elysées wird ein Attentäter getötet. Er hatte sein Auto mit Sprengstoff beladen.

06. Juni 2017

Bei einer Hammer-Attacke vor dem Notre-Dame wird ein Polizist verletzt. Der Anschlag war islamistisch motiviert.

03. Juni 2017

Bei einem Anschlag in London mit einem Kleinlaster sterben elf Menschen, weitere 48 werden verletzt.

22. Mai 2017

Ein Selbstmordattentäter zündet bei einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande in der Manchester Arena im Norden Großbritanniens einen Sprengsatz. Er reißt 22 Menschen mit in den Tod.

07. April 2017

Ein Mann fährt mit einem gestohlenen Lkw durch die Fußgängerzone der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Vier Menschen kommen ums Leben.

22. März 2017

Ein Angreifer fährt mit einem gemieteten Geländewagen Fußgänger auf der Westminster Bridge in London nieder, vier von ihnen sterben. Anschließend ersticht der Mann einen Polizisten.

19. Dezember 2016

Mit einem gestohlenen Lkw fährt der mutmaßliche Attentäter Anis Amri über einen Weihnachtsmarkt in Berlin. Dabei kommen zwölf Menschen ums Leben.

14. Juli 2016

In Nizza lenkt ein Mann während der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag einen Lkw in die Menschenmenge auf der Promenade der Stadt. 86 Menschen sterben.

22. März 2016

Bei Selbstmordanschlägen am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahn-Station im Zentrum der Stadt kommen 32 Menschen ums Leben. Ermittlungen ergeben, dass die Attentäter enge Verbindungen zu einer Gruppe hatten, die zuvor Anschläge in Paris verübt hatte.

13. November 2015

Extremisten, die mit der Terrormiliz Islamischer Staat in Verbindung stehen, töten bei einem Attentat im Pariser Konzertsaal Bataclan und weiteren Orten in der französischen Hauptstadt 130 Menschen. Ein Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit dem Anschlag, der 26 Jahre alte Salah Abdeslam, wird am 18. März 2016 in Brüssel festgenommen.

14. Februar 2015

Ein Bewaffneter tötet den dänischen Filmemacher Finn NÁ¸rgaard und verletzt drei Polizisten in Kopenhagen. Einen Tag später greift er eine Synagoge in der dänischen Hauptstadt an. Er tötet einen jüdischen Wachmann und verletzt zwei Polizisten, bevor er erschossen wird.

07. bis 09. Januar 2015

Attentäter greifen das Büro der französischen Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen koscheren Supermarkt in Paris an. Bei den beiden Attacken kommen 17 Menschen ums Leben. Das Terrornetzwerk Al-Kaida reklamiert die Tat für sich und erklärt, "Charlie Hebdo" habe den Propheten Mohammed beleidigt. Bereits 2011 war ein Anschlag mit Brandbomben auf das Büro der Zeitschrift verübt worden, bei dem niemand verletzt wurde.

Quelle: AP