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Erpressungsskandal um Jeff Bezos: Wie gefährlich wird die National Enquirer-Schlammschlacht für Amazon?

In ungewohnt defensiver Rolle: Amazon-CEO Jeff Bezos (Foto: AP/Cliff Owen)
In ungewohnt defensiver Rolle: Amazon-CEO Jeff Bezos (Foto: AP/Cliff Owen)

Dramatische Entwicklung um Amazon-CEO Jeff Bezos. Der Chef des im Januar noch wertvollsten Konzerns der Welt wurde vom Skandalblatt National Enquirer mit schlüpfrigen Bildern zu seiner Liebschaft erpresst. Bezos jedoch dreht den Spieß um und machte den Erpressungsversuch in einem langem Blogpost öffentlich. So positiv das Echo für Bezos durch seinen offensiven Schachzug ist, so sehr fragen sich auch Amazon-Aktionäre, was die öffentliche Schlammschlacht ihres CEOs für sie bedeutet?

Der reichste Mann der Welt befindet sich 2019 in einer ungewohnten Rolle. Der 55-Jährige sieht sich seit Jahresbeginn von ungewöhnlicher Seite unter Druck gesetzt: Das Klatschblatt National Enquirer berichtete zunächst über eine Affäre des reichsten Mannes der Welt und veröffentlichte dann intime Bilder und Textnachrichten seiner neuen Liebe, der Fox-Moderatorin Lauren Sanchez.

Bezos leitete daraufhin Ermittlungen ein, wie die Indiskretionen an das für Skandalnachrichten bekannte US-Blatt, das bevorzugt in Supermärkten zu kaufen ist, gekommen seien. Dem CEO von American Media Inc. (AMI), dem Mutterkonzern des National Enquirers, gefiel das offenbar gar nicht. Also schickte AMI-Manager Howard Dylan an Bezos’ Anwalt eine Email, die nicht anders als Erpressungsversuch aufgefasst werden konnte.

Jeff Bezos macht Erpressungsversuch öffentlich – und geht mit Medium-Post in die Offensive

Von neun Fotos, die die Affäre zwischen Bezos und Sanchez dokumentierten, war die Rede – verbunden mit der Aufforderung, dass der Amazon-Chef im Gegenzug zu einer Nicht-Veröffentlichung seine Ermittlungen einstellen und den Vorwurf zurücknehmen solle, die Berichterstattung sei politisch motiviert.

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Doch warum sollte sich der reichste Mann auf so einen offenkundigen Erpressungsversuch einlassen, zumal für ihn der Schaden längst angerichtet ist? Entsprechend konterte Bezos strategisch klug, thematisierte den Fall in einem ausführlichen Post auf der Blogging-Plattform Medium und machte die Emails von Howard Dylan an seinen Anwalt öffentlich.

Machtkampf zwischen Trump und Bezos

Eine politische Tragweite hatte der Showdown zwischen dem reichsten Mann der Welt und dem Revolverblatt bekommen, weil der National Enquirer als Trump-freundlich und AMI-CEO David Pecker als Freund des Präsidenten gilt, der wiederum ein scharfer Kritiker des Amazon-Gründers ist, den er schon mal in Tweets als “Bozo” (deutsch: “Idiot”) beschimpft. Die Abneigung kommt nicht von ungefähr, gibt Amazon als E-Commerce-Monopolist und Bezos als Eigentümer der linksliberalen Washington Post doch die perfekte Zielscheibe ab.

Entsprechend sieht die für Bezos höchst unangenehme Entwicklung wie ein Machtkampf zwischen dem US-Präsidenten und dem reichsten Mann der Welt aus. Die Frage, die sich nun Aktionäre von Amazon stellen, lautet, wie weit die Schlammschlacht CEO Jeff Bezos beschädigt. Dass der 55-Jährige mit seiner Entscheidung, das Erpressungsmaterial öffentlich zu machen, unter PR-Aspekten einen Punktsieg errungen hat, steht außer Frage.

Kara Swisher: “Bezos lässt sich in seinem Leben nicht herumschubsen”

Die renommierte Tech-Reporterin Kara Swisher erklärte etwa gegenüber der “Today Show” auf NBC: “Ich finde, was Jeff am Ende seines Posts gesagt hat, war fantastisch, die Stelle, als er sagt, er wolle den Spieß umdrehen und sehen, was dabei zum Vorschein kommt. Er lässt sich in seinem alltäglichen Leben nicht leicht herumschubsen, und hier auch nicht”, so die Gründerin des Techportals re/code.

Doch am bislang unbefleckten Image des Superstar-CEOs, der als legitimer Nachfolger von Steve Jobs gilt, droht etwas hängen zu bleiben. Eine außereheliche Affäre, die am Ende für das Aus seiner 25-jährigen Ehe mit seiner Frau MacKenzie verantwortlich sein dürfte, schien noch vor Jahresbeginn ebenso undenkbar wie die veröffentlichten Textnachrichten und angedeuteten Halbnacktbilder in Unterwäsche, unter der sich ein halberigierter Penis abzeichnen soll.

“Alles, was seine Aufmerksamkeit vom Tagesgeschäft wegzieht, wird von Anlegern als Sorge betrachtet”

Die Wall Street ist unterdessen schnell zu einem Urteil gekommen – Anleger sind besorgt. Amazon-Aktien verloren am Freitag an einem ausgeglichenen Handelstag 2 Prozent an Wert. “Anleger behandeln die Nachrichten als wichtiges Ereignis für Amazon, das von Bezos geführt wird. Seine zupackenden Managementfähigkeiten werden als kritisch für den Unternehmenserfolg betrachtet”, folgert dagegen das Wirtschaftsmagazin Barron’s. “Alles, was seine Aufmerksamkeit vom Tagesgeschäft wegzieht, wird zumindest von Anlegern als Sorge betrachtet”, erklärt das zum Dow Jones Verlag gehörende US-Magazin.

Yale-Professor Jeffrey Sonnenfeld geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert einen Nachfolgeplan für Bezos. “Dies ist ein Warnschuss. Man möchte wissen, wer ist der Tim Cook für diesen brillanten Steve Jobs”, spielt Sonnenfeld beim Finanzsender CNBC auf die Stabübergabe bei Apple zwischen dem Gründer und seinem Nachfolger an. “Wir müssen wissen, wen es neben Jeff Bezos noch gibt”, erklärte der 64-jährige Wirtschaftswissenschaftler, der Bezos in der Opfer-Rolle sieht. “Wir schätzen Jeff wegen seiner Indiskretion wahrscheinlich ein bisschen weniger als vorher, sind aber von seiner Unverwüstlichkeit beeindruckt”, folgert Sonnenfeld.

“Bezos ist der Gewinner“

Da sieht auch Scott Galloway so, der Jeff Bezos unterdessen gestärkt aus der Affäre hervorgehen sieht. “Bezos ist der Gewinner. Er wurde gemobbt und hat den Peiniger zwischen die Beine getreten. Sein Status / Glaubwürdigkeit / Ansehen wird steigen. Die Medien werden ihm wie die Kavallerie beistehen, sie meinen es meistens gut mit ihm. Er bewacht mit der Washington Post schließlich ein nationales Heiligtum”, resümiert Swishers regelmäßiger Podcast-Partner.

Der klare Verlierer des Skandals ist nach Einschätzung des Marketing-Gurus dagegen die Muttergesellschaft des National Enquirers, die American Media Inc.: “Sie sind pleite, wissen es nur noch nicht”, wagt Scott Galloway in gewohnter Schärfe ein Urteil. “Das erinnert an die Auseinandersetzungen zwischen Gawker und Peter Thiel und wird ein ähnliches Ergebnis haben”, ist sich Galloway sicher. “Der am meisten fokussierte, disziplinierteste Mann der Welt hat jetzt ein neues Ziel. Disruption? Nein, Zerstörung!”