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Was es mit den Ermittlungen auf sich hat

Im Falle des möglichen Abgasbetrugs bei Daimler ermitteln die Staatsanwälte auch gegen Bosch – wie schon bei VW. Was hat es mit den Ermittlungen gegen den Zulieferer auf sich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum wird gegen Bosch ermittelt?

Wegen möglicher Beihilfen zu Abgas-Manipulationen bei Daimler. "Wir ermitteln auch im Fall Daimler gegen Bosch-Mitarbeiter wegen des Verdachts auf Beihilfe", zitierte das "Handelsblatt" einen Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Am Dienstag hatten 230 Polizisten und 23 Staatsanwälte elf Daimler-Standorte in Deutschland durchsucht. "Im Zusammenhang mit der Manipulation der Abgasnachbehandlung an Diesel-Pkw" sollten "beweiserhebliche Unterlagen und Datenträger" sichergestellt werden. Der Verdacht: Betrug und strafbare Werbung. Auch über Daimler liegt jetzt eine düstere Diesel-Wolke – und wie im Fall VW auch über dem Zulieferer der Motorsteuerung: Bosch.

Was sagt Bosch zu den Vorwürfen?

"Wir kooperieren mit den Behörden", sagte ein Bosch-Sprecher. Weiter wollte er sich über die laufenden Ermittlungen nicht äußern. Die Tatsache, dass angesichts des Großaufgebots bei den Daimler-Razzien kein einziger Bosch-Standort durchsucht wurde, werten viele in der Branche als Zeichen, dass Bosch besser kooperiert als Daimler. Hätten die Staatsanwälte das Gefühl, dass Bosch wichtige Informationen vorenthalte, würden sie sicher auch in der Bosch-Zentrale in Gerlingen oder in einem der Entwicklungszentren Besuch ermitteln, so der Tenor.

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Warum gibt es ein zweites Ermittlungsverfahren gegen Bosch – die Stuttgarter Staatsanwälte ermitteln doch schon seit 2015?

Das aktuelle Verfahren sei getrennt von dem Fall Volkswagen zu sehen, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Hintergrund: Bei VW ist der Betrug erwiesen, bei Daimler fehlt der offizielle Nachweis – bislang sind es nur Vorwürfe von Umweltorganisationen und US-Anwälten. Zudem gibt es – rechtlich gesehen – gravierende Unterschiede in der verwendeten Software: Während VW erkannt hat, ob das Auto auf dem Prüfstand oder der Straße bewegt wird und dann direkt das Testverfahren austrickste, verwendet Daimler offenbar andere Algorithmen.

Daimler (und viele andere Autobauer) nutzt bestimmte "Temperaturfenster", um die Abgasreinigung zu regeln – außerhalb des vorgegebenen Temperaturbereichs wird die Reinigung zum "Bauteilschutz" deaktiviert. Je nachdem, wie man dieses "Temperaturfenster" einstellt (bei den Prüfstandsläufen nach NEFZ-Norm sind ganz bestimmte Temperaturen vorgegeben), hat diese Software in der Praxis einen vergleichbaren Effekt zu der VW-Lösung. Allerdings liegt sie eben in der rechtlichen Grauzone, während die VW-Schummelsoftware klar illegal war.

Neben der Software selbst müssen die Staatsanwälte auch die Beziehung zwischen Daimler und Bosch unter die Lupe nehmen. War es ein einfaches Verhältnis von Kunde und Zulieferer? Oder wurden schon in der Entwicklung Details ausgetauscht und Vorgaben gemacht? Davon hängt ab, ob sich Bosch oder die Bosch-Mitarbeiter schuldig gemacht haben oder ob ihre Software von den Daimler-Ingenieuren womöglich unzulässig verwendet wurde.

Was droht Bosch?

Das lässt sich im aktuellen Fall noch nicht absehen. Wegen des Abgasskandals, vornehmlich bei VW, hat Bosch mehr als eine Milliarde Euro Rückstellungen gebildet. In den USA hat der schwäbische Traditionskonzern in einem Zivilverfahren rund um den VW-Skandal bereits 304 Millionen Euro gezahlt. Damit sei allerdings kein Schuldeingeständnis verbunden, so Bosch damals. Man habe die Zahlung akzeptiert, um langwierigen Schadensersatzprozessen aus dem Weg zu gehen. Ausgestanden sind die US-Streitigkeiten aber noch nicht. Auch in der jüngsten Klage gegen Fiat Chrysler wird Bosch als Lieferant der Motorsteuerung genannt.

Wie wichtig ist der Diesel für Bosch?

Sehr wichtig. Innerhalb des Konzerns arbeiten rund 50.000 der weltweit über 370.000 Mitarbeiter in der Dieseltechnologie. Neben den Motorsteuerungen und Einspritzanlagen sind das auch Teile der Abgasnachbehandlung. Mit der Verbrennertechnologie verdient Bosch derzeit prächtig – und finanziert so auch teure Zukunftsentwicklungen wie etwa Elektroantriebe. Bosch hatte in den vergangenen Wochen klar gestellt, dass sich der Konzern an die Nachfrage der Kunden anpassen müsse. Sprich: Brechen die Diesel-Verkäufe ein, bestellen die Autobauer weniger bei Bosch – und Tausende Arbeitsplätze sind bedroht.

KONTEXT

Welche Schadstoffe im Abgas stecken

Stickoxide

Stickoxide (allgemein NOx) gelangen aus Verbrennungsprozessen zunächst meist in Form von Stickstoffmonoxid (NO) in die Atmosphäre. Dort reagieren sie mit dem Luftsauerstoff auch zum giftigeren Stickstoffdioxid (NO2). Die Verbindungen kommen in der Natur selbst nur in Kleinstmengen vor, sie stammen vor allem aus Autos und Kraftwerken. Die Stoffe können Schleimhäute angreifen, zu Atemproblemen oder Augenreizungen führen sowie Herz und Kreislauf beeinträchtigen. Pflanzen werden dreifach geschädigt: NOx sind giftig für Blätter und sie überdüngen und versauern die Böden. Außerdem tragen Stickoxide zur Bildung von Feinstaub und bodennahem Ozon bei.

Kohlenstoffdioxid

Kohlendioxid (CO2) ist in nicht zu großen Mengen unschädlich für den Menschen, aber zugleich das bedeutendste Klimagas und zu 76 Prozent für die menschengemachte Erderwärmung verantwortlich. Der Straßenverkehr verursacht laut Umweltbundesamt rund 17 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen in Deutschland – hier spielt CO2 die größte Rolle. Es gibt immer sparsamere Motoren, zugleich aber immer größere Autos und mehr Lkw-Transporte. Außerdem mehren sich Hinweise darauf, dass Autobauer nicht nur bei NOx-, sondern auch bei CO2-Angaben jahrelang getrickst haben könnten.

Schwefeldioxid

Bei der Treibstoff-Verbrennung in vielen Schiffsmotoren fällt auch giftiges Schwefeldioxid (SO2) an. In Autos und Lkws entsteht dieser Schadstoff aber nicht, was am Kraftstoff selbst liegt: Schiffsdiesel ist deutlich weniger raffiniert als etwa Pkw-Diesel oder Heizöl und enthält somit noch chemische Verbindungen, die bei der Verbrennung in Schadstoffe umgewandelt werden.

Feinstaub

Winzige Feinstaub-Partikel entstehen entweder direkt in Automotoren, Kraftwerken und Industrieanlagen oder indirekt durch Stickoxide und andere Gase. Die Teilchen gelangen in die Lunge und dringen in den Blutkreislauf ein. Sie können Entzündungen der Atemwege hervorrufen, außerdem Thrombosen und Herzstörungen. Der Feinstaub-Ausstoß ist in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre deutlich gesunken. Städte haben Umweltzonen eingerichtet, um ihre Feinstaubwerte zu senken.

Feinstaub entsteht aber nicht nur in den Motoren. Auch der Abrieb von Reifen und Bremsen löst sich in feinsten Partikeln. Genauso entstehen im Schienenverkehr bei jedem Anfahren und Bremsen feiner Metallabrieb an den Schienen. All das landet ebenfalls als Feinstaub in der Luft.

Katalysatoren

Katalysatoren haben die Aufgabe, gefährliche Gase zu anderen Stoffen abzubauen. In Autos wandelt der Drei-Wege-Kat giftiges Kohlenmonoxid (CO) mit Hilfe von Sauerstoff zu CO2, längere Kohlenwasserstoffe zu CO2 und Wasser sowie NO und CO zu Stickstoff und CO2 um. Der sogenannte Oxidations-Kat bei Dieselwagen ermöglicht jedoch nur die ersten beiden Reaktionen, so dass Dieselabgase noch mehr Stickoxide enthalten als Benzinerabgase. Eingespritzter Harnstoff („AdBlue“) kann das Problem entschärfen: Im Abgasstrom bildet sich so zunächst Ammoniak, der anschließend in Stickstoff und Wasser überführt wird.