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Ergo einigt sich auf erstes Joint Venture mit chinesischem Autohersteller

Die Munich-Re-Tochter vereinbart eine umfassende Zusammenarbeit mit dem chinesischen BMW-Partner Great Wall. Es ist der erste deutsche Deal dieser Art.

Die Tochter des Rückversicherungsriesens Munich Re gelingt ein wichtiger Schritt bei seiner Auslandsexpansion in Asien. Foto: dpa
Die Tochter des Rückversicherungsriesens Munich Re gelingt ein wichtiger Schritt bei seiner Auslandsexpansion in Asien. Foto: dpa

Der Düsseldorfer Versicherer Ergo steht vor dem Sprung auf den großen chinesischen Automobilmarkt. Die Tochter des Rückversicherungsriesens Munich Re hat sich grundsätzlich auf die Bildung eines Joint Ventures mit dem chinesischen Autohersteller Great Wall geeinigt. Beide Unternehmen unterschrieben am Montag in China eine entsprechende Absichtserklärung.

Gemeinsam wollen die Partner künftig Versicherungen über die Autohäuser von Great Wall verkaufen und neue Mobilitätslösungen im chinesischen Markt entwickeln. Der chinesische Automarkt ist mit rund 22 Millionen verkauften Autos pro Jahr der größte der Welt. Zum Vergleich: In Deutschen wurden 2018 rund 3,4 Millionen Fahrzeuge verkauft.

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Ergo gelingt damit ein wichtiger Schritt bei seiner Auslandsexpansion in Asien. Der Versicherer wolle „einen führenden Anbieter für technologie- und datengetriebene Produkt- und Servicelösungen im Ökosystem Mobilität aufbauen“ und damit seine Präsenz im strategisch wichtigen Wachstumsmarkt China weiter stärken, sagte Ergo-Vorstandschef Markus Riess anlässlich die Unterzeichnung der Verträge in China.

Die Munich Re Tochter bietet im Reich der Mitte bereits Lebensversicherungen an. Anfang 2017 hatte der Versicherer die neue Einheit Ergo Mobility Solutions aufgebaut, die für strategische Kooperationen mit der internationalen Auto- und Mobilitätsindustrie verantwortlich ist.

Ergo Mobility Solutions plane, eine starke Position in den drei automobilen Ankermärkten aufzubauen: China, USA und Deutschland. „So eine Kooperation wie mit Great Wall hat in dieser Form noch kein anderer Versicherer aus Deutschland abgeschlossen“, betonte Karsten Crede, Chef der Ergo Mobility Solutions.

Great Wall arbeitet in China mit dem deutschen Hersteller BMW zusammen und will im laufenden Jahr rund 1,2 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Die Chinesen haben dafür ihr Produktionsnetzwerk auf inzwischen acht Standorte erweitert.

Mehr als nur Kfz-Policen geplant

Wei Jianjun, Präsident von Great Wall, will in erster Linie die Präsenz des Unternehmens außerhalb seines Hauptsitzes in Baoding in Zentralchina stärken. So plant der Hersteller in den nächsten Jahren auch Fahrzeuge nach Deutschland zu exportieren.

Mit BMW arbeitet Great Wall beim Elektro-Mini zusammen. Der 1984 gegründete Autohersteller versuchte bisher, sich vor allem mit Geländewagen zu profilieren. Der Konzern zählt zu den am schnellsten wachsenden Fahrzeugherstellern in China. Die weitreichende Kooperation mit Ergo im Versicherungsgeschäft „öffnet die Türen zur Entwicklung neuer Services und integrierter Lösungen“, sagte Wei Jianjun zum Joint Venture, das noch die Genehmigung der Aufsichtsbehörden braucht.

Das neue Gemeinschaftsunternehmen soll dabei nicht nur Kfz-Policen über die rund 1000 Händler von Great Wall in China verkaufen. Es sei beabsichtigt, auch Industrieversicherungen für die Fabriken des sechstgrößten chinesischen Herstellers, sowie Gewerbe- und Privatversicherungslösungen für Händler und die rund 70.000 Mitarbeiter anzubieten, teilten die Unternehmen mit.

Das Joint Venture soll, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Aufsichtsbehörden, im ersten Quartal 2020 den Betrieb aufnehmen.

Der stark wachsende chinesische Versicherungsmarkt lockt auch andere große europäische Versicherer an. So erhielt im vergangenen Jahr der Dax-Konzern Allianz als erster ausländischer Versicherer in China die Genehmigung für die Gründung einer Holding, an der kein chinesisches Unternehmen beteiligt ist. Außerdem vereinbarte die Allianz ein Abkommen über eine Partnerschaft für digitale Versicherungen mit dem chinesischen E-Commerce-Anbieter JD.com.

Der französische Versicherungskonzern Axa setzt ebenfalls verstärkt auf das Reich der Mitte. Im November 2018 hatte die Franzosen angekündigt, die restlichen Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen Axa Tianping von den chinesischen Partnern zu erwerben. Im Segment der Gebäude und Unfallversicherung ist das Unternehmen die Nummer 15 in China.

Marktführer in China ist der einheimische Versicherer Ping An, der sich selbst als „größte chinesische Service-Gruppe für Finanzerlebnisse“ definiert und der nach Börsenwert höchstbewerteste Versicherer der Welt ist. Mit innovativen Technologien hat der Marktprimus eine Plattform mit vielfältigen, Kundengruppen gerechten Produkten aufgebaut, das massiv auf Digitalisierung setzt. So soll im Rahmen eines Kfz-Unfallservices ein Kfz-Schadensgutachten binnen zehn Minuten erledigt und die Schadensleistung noch am selben Tag ausgezahlt werden können.

Begehrter Markt in China

Der Konzern setzt ganz auf neue Technologien und beschäftigt ein Heer von 23.000 IT-Entwicklern. In Deutschland hat sich Ping An an dem Berliner Start-up Finleap beteiligt, der auch den digitalen Versicherungsmakler Clark und den Versicherer Element gegründet hat.

Der Verkauf von Versicherungen über Autohersteller- und -händler ist bei Assekuranzen begehrt. So arbeiten auch viele Unternehmen in Deutschland eng mit Herstellern zusammen. Jüngst beendete BMW die Partnerschaft mit dem Dax-Konzern Allianz und vermittelt in Deutschland künftig die Policen der Deutschlandtöchter der italienischen Generali und der französischen Axa.

Die Allianz wiederum arbeitet im Vertrieb unter anderem mit Volkswagen zusammen und nahm kürzlich der Zurich Versicherung die Partnerschaft im Kfz-Bereich mit dem Automobilclub ADAC ab. Der Markt ist insofern viel in Bewegung.

Grenzen oder Berührungsängste zwischen verschiedenen Branchen gehören dabei zunehmend der Vergangenheit an. So knüpfte auch das Berliner Start-up Emil, das ebenfalls Kfz-Policen anbietet und von der Gothaer Versicherung unterstützt wird, vor einigen Wochen eine Kooperation mit dem Telekom-Riesen Vodafone.

Getrieben wird der Markt auch von der wachsenden Bedeutung großer Plattformen, auf denen Kunden Mobilitätsangebote, Versicherungen und andere Dienstleistungen vergleichen können. So werden immer mehr Policen online abgeschlossen. Das drückt auf die Margen der Versicherer – und zwar seit Jahren.

Kfz-Versicherungen, die über den Autohersteller abgeschlossen werden, sind dagegen durchschnittlich rund 50 Prozent teurer als die günstigsten Tarife auf Vergleichsportalen, wie eine Untersuchung von Finanztip ergab. Kunden sollten deshalb, bevor sie zum Auto gleich noch eine Versicherung abschließen, besser vorher noch die Preise vergleichen.