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Das Erfolgsmodell Autoverkauf steht vor dem Ende

US-Zölle, Brexit, China-Schwäche: Deutschlands Autoindustrie droht der perfekte Sturm. Mit dem Pkw-Verkauf allein werden die Hersteller nicht überleben.

Angela Merkel hätte allen Grund, sich über die heimischen Autobauer zu beschweren. Der arrogante Umgang der Fahrzeughersteller mit dem Abgas-Skandal, das bockige Herumdrucksen bei der Nachrüstung von Diesel-Pkw, die sture Ablehnung ihres Begehrens nach einer eigenen Batteriezellenproduktion – Anlass für Wehklagen gäbe es genug.

Doch mit Blick auf die akute Bedrohung aus den USA nörgelt die Bundeskanzlerin nicht öffentlich, sondern stellt sich hinter die Branche. Sie sei „erschreckt“, dass die US-Regierung Fahrzeuge aus europäischer Produktion als bedrohlich einstuft.

Dass Merkel solche Worte wählt, zeigt, wie ernst die Lage ist. Setzt US-Präsident Donald Trump seine Drohung in die Tat um und erlässt binnen der nächsten 90 Tage Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf Autos, die aus Europa über den Atlantik verschifft werden, sind Gewinnwarnungen in Wolfsburg, Stuttgart und München die logische Folge. Erst werden die Aktionäre ad hoc informiert, danach müssen die Autogranden ihren Mitarbeitern harte Einschnitte erklären. Denn die werden kommen.

Exporte nicht beliebig steigerbar

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Für Deutschlands bedeutendste Industrie war das Bedrohungs-Szenario noch nie so groß: Neben amerikanischen Handelsbarrieren könnte der Brexit den Deutschen das Geschäft verhageln. In andere Regionen auszuweichen, ist anders als in früheren Jahren kaum möglich.

China, der mit weitem Abstand größte Absatzmarkt für Fahrzeuge, verzeichnete 2018 den ersten Rückgang seit zwei Jahrzehnten. Besserung ist nicht in Sicht. Im Januar brachen die Zulassungszahlen im Reich der Mitte erneut ein. Zudem ist die Abhängigkeit der deutschen Hersteller von China schon heute immens. Vier von zehn Autos verkaufen sie an Kunden in Fernost.

Die Erfolgsformel der vergangenen Jahre hat sich überlebt: Der Export teurer Edellimousinen Made in Germany lässt sich nicht mehr beliebig steigern. Diese Erkenntnis trifft die heimischen Autokonzerne inmitten des größten Umbruchs ihrer Geschichte. Die Unternehmen versuchen sich gerade von Hardwareproduzenten zu gänzlich durchdigitalisierten Mobilitätsdienstleistern zu wandeln.

Immer strengere Klimaschutzvorgaben in der EU zwingen die Fahrzeugbauer dabei, Diesel- und Benzinmotoren aus dem Sortiment zu werfen. Daimler-Chef Dieter Zetsche bringt auf den Punkt, was die Brüsseler CO2-Ziele bedeuten: Es ist technisch praktisch unmöglich, mit einem Fahrzeug mit reinem Verbrennerantrieb diese Grenzwerte zu erreichen.

Hohe Strafen lassen sich nur mit ausreichend Elektroautos in der Flotte vermeiden. Für den Hochlauf der strombetriebenen Fahrzeuge müssen die Konzerne Dutzende Milliarden Euro aufwenden. Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren bedürfen ebenfalls enormer Investitionen.

Aufgeblähte Modellvarianz, überzogene Fertigungstiefe

Folge: Schon ohne US-Autozölle erodieren die Margen. Neue Handelsbarrieren würden in dieser Gemengelage die Renditen endgültig zertrümmern. Knapp ein Fünftel des Ertrags der deutschen Fahrzughersteller wäre schlagartig perdu, prognostizieren die Analysten von Evercore ISI. Dauerhafte Importzölle von 25 Prozent könnten die heimischen Autoexporte in die USA langfristig sogar fast halbieren, hat das Ifo-Institut berechnet.

Ein kleiner Vergleich zeigt, wieso viele Experten zu solch drastischen Einschätzungen kommen: Als China in Reaktion auf US-Handelsbarrieren im Sommer 2018 die Einfuhrtarife auf Autos aus amerikanischen Werken erhöhte, kassierten Daimler und BMW umgehend ihre Prognosen.

Die beiden Konzerne exportieren pro Jahr Zehntausende SUV aus ihren US-Fabriken nach Fernost. Von Importzöllen auf in Europa gefertigte Autos, die nach Amerika verschifft werden, wären viermal so viele Fahrzeuge betroffen. Wir sprechen also von Hunderttausenden Autos. Das steckt kein Autobauer einfach so weg.

In Zeiten von Handelskriegen bricht Daimler, BMW und VW das Kerngeschäft noch schneller weg als gedacht. Mit dem Verkauf von Autos, Komponenten und Ersatzteilen alleine wird die Branche die nächsten Jahrzehnte keinesfalls überleben können. Es braucht neue Ideen und Konzepte.

Die Konzerne müssen künftige Geschäftsfelder stärker besetzen. Dass die beiden Rivalen Daimler und BMW nun gemeinsame Sache machen und ihre Carsharing-Dienste und Mobilitäts-Apps bündeln, ist ein guter erster Schritt. Die heimische Autoindustrie muss sich dem Angriff von Techkonzernen wie Uber, Lyft, Didi Chuxing oder der Google-Tochter Waymo aber noch viel vehementer und geschlossener entgegenstellen.

Parallel dazu führt kein Weg an einer Anpassung des Stammgeschäfts vorbei. Die alten Vertriebsstrukturen sind teuer und überholt, die Modellvarianz zu aufgebläht, die Fertigungstiefe teils überzogen. In den vergangenen sieben Boomjahren haben sich die Kosten mitunter ungebremst ausgeweitet.

Das rächt sich nun. VW, Daimler und BMW müssen sparen – je höher die US-Zölle ausfallen werden, desto drastischer.