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Equinor-Chef Opedal: „Nachhaltige Unternehmen sind widerstandsfähiger und profitabler“

Unter neuem Namen will der einst als Statoil bekannte Konzern auf Erneuerbare setzen. Von den fossilen Rohstoffen kommt er aber noch lange nicht los.

Mit dem Ingenieur Anders Opedal steht seit November zum ersten Mal ein Mann vom Fach an der Spitze des Öl- und Gaskonzerns Equinor. Allerdings hat sich der neue CEO in den vergangenen Jahren eher Expertise auf dem Feld der fossilen Energien erarbeitet.

Dabei will das norwegische Unternehmen eigentlich weg von Öl und Gas – hin zu Wind, Solar und Wasserstoff. „Die Emissionen müssen schneller gesenkt und die Energiesysteme weltweit umgebaut werden. In diesen Zeiten des Wandels will Equinor vorangehen“, sagte Opedal am ersten Tag des alljährlichen Handelsblatt Energie-Gipfels am Mittwoch. Als einer der weltweit größten Offshore-Ölförderer stehe Equinor dabei vor einer besonderen Herausforderung. „Wir sind Teil des Problems, und jetzt müssen wir durch unser Handeln zeigen, dass wir auch ein wesentlicher Teil der Lösung sind.“

Der Druck auf die fossilen Rohstoffkonzerne wächst seit zwei Jahren unaufhörlich. Prognostizierten vor der Pandemie die meisten Experten das Ende des Ölzeitalters erst in 30 Jahren, hat Corona den Zeitraum für die Ölkonzerne deutlich verkürzt.

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Mittlerweile rechnen viele Experten mit dem Ende des Öl-Booms bis spätestens 2030. Für die erfolgsverwöhnte Branche heißt das aber auch, dass sie ihre Strategie deutlich schneller umstellen muss als bislang gedacht – weg vom Öl, hin zu Gas und Erneuerbaren.

Und zumindest die europäischen Granden treten die Flucht nach vorne an. Während US-Rivalen wie Exxon Mobil und Chevron weiter auf fossile Energien wetten, geben sich Shell, BP, Total, Equinor und Eni geläutert, stellen Klimaziele auf und wollen mehr Geld in den Ausbau von Erneuerbaren stecken. Und Equinor hat zumindest die Grundpfeiler dafür schon deutlich vor der Konkurrenz gesetzt.

Vor zwei Jahren hieß das fossile Energieunternehmen nämlich noch Statoil und war vornehmlich für die Förderung fossiler Rohstoffe bekannt. Seit der Umbenennung im Jahr 2018 versucht Norwegens größter Konzern, die Wende in eine neue Energiewelt zu schaffen, in der Wind, Solar und Wasserstoff zunehmend den Ton angeben, während Öl und Gas aufgrund schwankender Rohstoffpreise und schlechter CO2-Bilanz in Verruf geraten.

Unter anderem entwickelt Equinor in der Nordsee vor der britischen Küste gerade den größten Offshore-Windpark der Welt. Gut elf Milliarden Dollar investiert Equinor gemeinsam mit dem britischen Partner SSE Renewables in das Projekt „Dogger Bank“. „Wir stehen unter Handlungsdruck, aber wir wissen auch, dass es Zeit braucht, um die globalen und komplexen Energiesysteme zu verändern“, sagte Opedal.

Bis 2050 sollen die CO2-Emissionen des Konzerns bei null liegen – sowohl die Emissionen bei der Energieproduktion als auch bei der Energienutzung seiner Kunden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

Denn 2019 machte Equinor den Großteil seines Umsatzes noch mit der Förderung und dem Verkauf von Öl und Gas. Die explorativen Ölbohrungen für neue Förderprojekte in der Nordsee haben in den vergangenen Jahren genauso zugenommen wie die weltweit geförderte Erdöl- und Erdgasmenge des Milliardenkonzerns.

Die Norweger schaffen den Absprung nur langsam und werben vor allem für Erdgas als „Backup-Technologie“ von Wind und Solar. „Wir müssen technologieoffen sein und zeitgleich Energiesysteme für morgen mitgestalten“, bekräftigt Opedal den Kurs seines Unternehmens. Dazu gehöre auch, dass es neben grünem Wasserstoff aus Ökostrom auch auf blauen Wasserstoff aus Erdgas setze.

Streitthema blauer Wasserstoff

Der Einsatz von blauem Wasserstoff ist unter Experten und Umweltschützern allerdings umstritten. Viele fordern einen Komplettumstieg auf ausschließlich erneuerbaren Wasserstoff. „Es geht nicht um ein Entweder-oder, wir brauchen beides, um die Pariser Klimaziele zu erreichen“, stellt der Manager klar.

Gleichzeitig plant Equinor aktuell eines der größten Erdölförderprojekte, das die norwegische Küste je gesehen hat. Mit dem sogenannten „Johan Sverdrup“-Feld soll der Treibhausgas-Ausstoß bei der Förderung zwar nur rund 700 Gramm pro Barrel betragen – statt wie im weltweiten Durchschnitt 18 Kilogramm. Denn auf „Johan Sverdrup“ wird die Förderung nicht wie sonst üblich mit Gasturbinen, sondern mit Ökostrom vom Festland betrieben. Die norwegische Ölindustrie produziere Öl klimafreundlicher als der Rest der Welt, argumentiert Norwegens Ölriese, der zu 67 Prozent dem Staat gehört. Trotzdem gibt es auch aus dem eigenen Land viel Kritik an dem Erdölförderprojekt.

Und auch die Börse zeigt sich von dem neuen Öko-Image des Rohstoffriesen offenbar noch nicht überzeugt. Die Equinor-Aktien sind auf Sicht eines Jahres um 15 Prozent gefallen. Damit entwickelten sich die Titel ähnlich schwach wie die anderer Ölkonzerne, die unter den sinkenden Ölpreisen leiden.

Auch das ist für Opedal ein Anreiz, den Umbau des Öl- und Gasriesen jetzt schneller voranzutreiben. Schließlich habe die Coronakrise gezeigt, dass „nachhaltige Unternehmen widerstandsfähiger und profitabler sind“.