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Warum dem RWE-Chef jetzt schon Dollarzeichen in den Augen leuchten

Die beiden Chefs von RWE und Eon, Schmitz und Teyssen, sehen mit dem Innogy-Deal den Standort Deutschland gestärkt trotz eines massiven Stellenabbaus.

Als RWE-Chef Rolf Martin Schmitz die Details des Milliarden-Deals mit Konkurrent Eon am Dienstagmorgen aufzählt, kann er ein Grinsen nicht unterdrücken. Selbstzufrieden sitzen die Vorsitzenden der beiden größten Energieversorger Deutschlands bei der gemeinsamen Pressekonferenz in den Messehallen in Essen.

Eigentlich sollte RWE hier seine jährliche Bilanzpressekonferenz abhalten, die wurde nach den Ereignissen vom Wochenende aber dann kurzerhand umgewidmet.

Da haben RWE-Chef Schmitz und Eon-Chef Johannes Teyssen mal eben den deutschen Energiemarkt neu geordnet. Eon wird die RWE-Tochter Innogy übernehmen. RWE bekommt die erneuerbaren Energien von Innogy - und sogar die, die Eon bislang selbst betrieben hat, - und Eon konzentriert sich auf die Sparten Netz und Vertrieb.

Der Eon-Konzern wird damit zu einem der größten Energieversorger Europas und beliefert rund 50 Millionen Kunden in Europa. Der RWE-Konzern, der nach der Abspaltung von Innogy nur noch Atom, Kohle- und Gaskraftwerke betrieben hat, wird wieder selbst grünen Strom produzieren.

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Ein Geschäft, das beide Unternehmen auf einen Energiemarkt ausrichten soll, der sich schneller und massiver verändert, als von RWE und Eon angenommen. „Diese rasante Entwicklung habe ich so nicht kommen sehen“, gibt Teyssen zu und sieht in der Marktaufteilung die beste Möglichkeit, auf das „Zusammenwachsen von konventionellen und erneuerbaren in einen gemeinsamen Markt“ zu reagieren und den Energiestandort Deutschland zu stärken.

„Wir sind überzeugt, dass wir mit dieser Neuaufstellung die deutsche und europäische Energiewende im Interesse aller Kunden und im Interesse einer sicheren und nachhaltigen Versorgung besser als in der heutigen Organisation zum Erfolg bringen können“, sagte Teyssen.

Erfolgversprechend ist die Transaktion vor allem für RWE und Eon, weniger für Innogy. Im Rahmen der Übernahme kündigte Teyssen den Wegfall von bis zu 5.000 Arbeitsplätzen an. Auch wenn er betonte, dass es „sozialverträgliche und kreative Lösungen“, ohne betriebsbedingte Kündigungen geben soll.

Bereits am Montag hatten die Gewerkschaften Verdi und IG BCE in einer gemeinsamen Erklärung den Deal trotzdem überraschend begrüßt. „Die Chance für alle Beteiligten liegt darin, starke und investitionsfähige Unternehmen aufzubauen und Perspektiven für Wachstum und Arbeitsplätze zu erschließen“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. Wie viele Stellen an deutschen Standorten aber zunächst wegfallen, konnte Eon-Chef Teyssen noch nicht sagen.

Anders RWE-Chef Schmitz: Personaltechnisch passiere in seinem Unternehmen „insgesamt nichts“, verkündete der 61-Jährige gut gelaunt. Sein Konzern bekommt durch das Geschäft unter anderem rund 440 Millionen Eon-Aktien, was fast 17 Prozent der Anteile entspricht. „Bei der Kurssteigerung leuchten mir jetzt schon Dollarzeichen in den Augen“, sagte Schmitz unverblümt.

„Da finde ich einen Platz im Aufsichtsrat schon angemessen“, erwidert Teyssen. Wer den einnimmt, wollten die beiden noch nicht verraten. Ausbauen dürfe RWE seine Anteile aber nicht, betonte der Eon-Chef. Schmitz lächelt, die Stimmung zwischen den beiden Vorstandschefs ist deutlich entspannt.

In der Tat hätten die vergangenen zwei Tage für Schmitz und Teyssen nicht besser laufen können. Erst fielen die Reaktionen auf den Milliarden-Deal bei den Anlegern mehr als positiv aus. Die Aktien von RWE schossen zum Wochenauftakt an der Frankfurter Börse in die Höhe und waren mit Abstand größter Gewinner im Dax.

Eon-Papiere legten ebenfalls stark zu, und die Titel der RWE-Ökostromtochter Innogy standen an der Spitze des MDax. Dann veröffentlichen am Dienstag sowohl RWE, als auch Eon ihre Zahlen und legten auch eine positive Bilanz vor.

Nach einem Rekordverlust von 5,7 Milliarden Euro 2016 fuhr RWE im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 1,9 Milliarden Euro ein. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie erhalten, inklusive einer Sonderausschüttung von einem Euro. Für 2018 soll die ordentliche Dividende auf 70 Cent je Papier steigen.

Eon kündigte an, bis 2020 den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um jährlich durchschnittlich drei bis vier Prozent steigern zu wollen. 2017 fuhr der Konzern hier 3,1 Milliarden Euro ein, im laufenden Jahr sollen es 2,8 bis 3,0 Milliarden sein.

Die Aktionäre sollen für 2017 eine Dividende von 30 Cent je Aktie erhalten. Für 2018 peilt Eon 43 Cent je Papier an. Das sehr gute Geschäftsergebnis zeige, dass man Kraft habe, um den nächsten Schritt zu gehen, sagte Teyssen mit Blick auf die Transaktion.

Nach Abschluss des RWE-Eon-Deals, der erst für Ende 2019 erwartet wird, wird der deutsche Energiemarkt schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit komplett neu geordnet. Erst 2016 hatten sich Eon und RWE aufgespalten.

Eon gliederte das Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken in die neue Uniper SE aus. RWE behielt das alte Geschäft selbst und brachte das Geschäft mit der Energiewende mit Innogy an die Börse.

Innogy verschwindet jetzt schon wieder vom Markt. Und auch Uniper muss um die Eigenständigkeit bangen. Eon hat sein restliches Paket von knapp 47 Prozent dem finnischen Energiekonzern Fortum angedient.