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Eon-Chef warnt vor rapide steigenden Stromkosten: „EEG-Umlage wird durch die Decke schießen“

Die Krise offenbart laut Energiewirtschaft die Schwächen der EEG-Umlage. Der Eon-Chef erwartet hohe Belastungen für Privathaushalte und Mittelstand – wenn die Politik nicht handelt.

Der Energiekonzern spürt die Folgen der Corona-Pandemie kaum - und stockt sogar die Investitionen auf. Foto: dpa
Der Energiekonzern spürt die Folgen der Corona-Pandemie kaum - und stockt sogar die Investitionen auf. Foto: dpa

Den Stromkunden in Deutschland drohen nach Einschätzung von Eon-Chef Johannes Teyssen durch die Coronakrise zusätzliche Belastungen bei der Stromrechnung. Die EEG-Umlage, mit der die Stromverbraucher den Ausbau von Wind- und Solarenergie finanzieren, könnte sich stärker erhöhen als geplant.

Neben Privathaushalten könnte das nach Teyssens Einschätzung vor allem die durch die Krise ohnehin gebeutelten kleinen und mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetriebe belasten. Der Eon-Chef fordert deshalb zur Entlastung eine Begrenzung der EEG-Umlage und eine Senkung der Stromsteuer. Sein Unternehmen, das kaum von der Pandemie belastet wird, will sich an der Ankurbelung der Wirtschaft beteiligen und 500 Millionen Euro zusätzlich investieren.

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„Grüner Strom wird gerade hier in Deutschland im nächsten Jahr sogar teurer, weil das deutsche Fördersystem in der Krise seine Schwächen wie unter einem Brennglas zeigt“, warnte Teyssen: „Die EEG-Umlage wird so sicher wie das Amen in der Kirche aufgrund der Covid-19-bedingten Verwerfungen im nächsten Jahr durch die Decke schießen.“

Teyssen rechnet mit einer „Explosion der EEG-Umlagekosten“ auf acht Cent je Kilowattstunde – von aktuell 6,8 Cent. Die EEG-Umlage, die die Stromkunden mit ihrer Stromrechnung bezahlen, würde dann schon mehr als ein Viertel der gesamten Stromkosten ausmachen.

Teyssens Prognose ist mit den aktuellen Verwerfungen auf dem Strommarkt durch die Pandemie und der Systematik, wie die EEG-Umlage berechnet wird, begründet. Über die EEG-Umlage müssen die Stromkunden die Differenz zwischen den festen und üppigen Vergütungen, die Erzeuger erneuerbarer Energien bekommen, und den Marktpreisen für Strom decken.

Gewerkschaft IGBCE hat auch schon gewarnt

Der Großhandelspreis ist in den vergangenen Monaten wegen der Coronakrise deutlich gesunken, weil viele Industrieunternehmen ihre Produktion gedrosselt oder sogar ganz gestoppt haben. Die Differenz zwischen Großhandelspreis und Einspeisevergütungen ist also gestiegen. Gleichzeitig wurden im Frühjahr wegen günstiger Witterungsbedingungen auch Rekordmengen an Wind- und Solarstrom eingespeist.

Die Bundesregierung müsse der Entwicklung entgegenwirken und die EEG-Umlage auf maximal fünf Cent begrenzen – wie sie es im Zuge des vor wenigen Monaten beschlossenen Klimapaketes versprochen habe, forderte der Eon-Chef. „Die Regierung hat im Zusammenhang mit der Einführung des auch von uns unterstützten CO2-Preises in allen Sektoren die Entlastung der Kosten von grünem Strom um mindestens 1,5 Cent pro Kilowattstunde auf dann nur noch rund fünf Cent je Kilowattstunde versprochen“, erinnerte Teyssen.

Die Politik müsse jetzt „ihren Worten kraftvolle Taten“ folgen lassen. „Fünf ist hierbei die magische Zahl“, sagte Teyssen. Um die EEG-Umlage dauerhaft zu begrenzen, sollten die Zusatzkosten durch den Bundeshaushalt mitfinanziert werden – bei dem es durch den CO2-Preis ja auch höhere Einnahmen gebe.

Der Eon-Chef geht aber noch weiter: „Zusätzlich brauchen wir eine Senkung der in Deutschland unnötig hohen Stromsteuer auf den europäischen Zielsatz von 0,05 Cent pro Kilowattstunde.“ Aktuell beträgt sie gut zwei Cent. Ein Privathaushalt mit einem repräsentativen Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr könnte so um 200 Euro entlastet werden. Für eine Bäckerei mit einem Verbrauch von 50.000 bis 60.000 Kilowattstunden ergebe sich eine Entlastung von 3000 Euro pro Jahr.

Teyssen ist mit seiner Prognose und seiner Warnung nicht alleine. Beispielsweise hatte die Gewerkschaft IGBCE schon vor einem Anstieg der EEG-Umlage auf mehr als acht Cent gewarnt. „Die Coronakrise legt die problematische Systematik des EEG-Gesetzes schonungslos offen“, sagte der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis.

„Stromverbrauch wird immer mehr auch zum sozialen Faktor: Starke und Schwächere werden hier gleichbelastet. Das muss insbesondere in einer Zeit der wirtschaftlichen Krise mit Massenkurzarbeit und Jobverlusten schnell ein Ende haben.“ Es werde Zeit, dass sich der Staat zu seiner Verantwortung bekenne und die Kosten der Energiewende über den Bundeshaushalt trage.

Teyssen forderte, die Wirtschaft nicht „abzuwürgen“, sondern im Gegensatz zu stimulieren. Eon gehört zu den 68 Unternehmen, die jüngst mit der Stiftung „2 Grad“ einen Appell an die deutsche Bundesregierung veröffentlicht haben, den Wiederaufbau nach der Coronakrise für einen klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft zu nutzen.

„Wir brauchen Investitionen, sonst wird Arbeitslosigkeit Realität“, sagte Teyssen. Hierzu wolle Eon einen Beitrag leisten. Der Energiekonzern mobilisiert eine halbe Milliarde Euro. Zusätzlich zu den ohnehin mittelfristig geplanten 13 Milliarden Euro will Eon 500 Millionen Euro investieren – vor allem in Digitalisierung und Elektromobilität.

Eon selbst ist – wie die gesamte Energiebranche – vergleichsweise wenig von der Corona-Pandemie belastet. Zwar ist der Stromverbrauch der Großkunden gesunken, und auch die Einnahmen im Netzgeschäft werden vorübergehend belastet, im ersten Quartal war der Effekt aber noch kaum spürbar. Er liege bei einem „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“, sagte Finanzvorstand Marc Spieker.

Eon verdoppelt fast den Umsatz

Der Zwischenbericht wurde vielmehr durch die inzwischen abgeschlossene Übernahme von Innogy geprägt. Der Umsatz verdoppelte sich fast auf 17,7 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 24 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand allerdings ein Nettoverlust von 330 Millionen Euro – nach einem Gewinn von 387 Millionen vor einem Jahr.

Eon verwies auf die Kosten für die Integration von Innogy. Dazu kamen negative Effekte aus der Marktbewertung von Derivaten, mit denen das Unternehmen Preisschwankungen absichert. Bereinigt um die Sondereffekte stieg der Überschuss um sechs Prozent auf 690 Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr bleibt Eon wegen der Corona-Pandemie vorsichtig. „Unser Geschäftsmodell ist grundsätzlich hochresilient, aber natürlich nicht von den schweren Verwerfungen der Pandemie verschont“, betonte Spieker: „Wegen der hohen Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie und deren Folgen kann es derzeit nur begrenzte Aussagen zum erwarteten Verlauf des Geschäftsjahres 2020 geben.“

Eon-Chef Johannes Teyssen appelliert an die Politik, die Wirtschaft nach der Coronakrise zu stimulieren und klimafreundlich umzubauen. Foto: dpa
Eon-Chef Johannes Teyssen appelliert an die Politik, die Wirtschaft nach der Coronakrise zu stimulieren und klimafreundlich umzubauen. Foto: dpa
13.03.2019, Nordrhein-Westfalen, Essen: Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Eon, stellt während der Bilanzpressekonferenz die Geschäftszahlen für 2018 vor. Eon zeigt operative Stärke und gibt einen positiven Ausblick für 2019. Foto: Roland Weihrauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa
13.03.2019, Nordrhein-Westfalen, Essen: Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns Eon, stellt während der Bilanzpressekonferenz die Geschäftszahlen für 2018 vor. Eon zeigt operative Stärke und gibt einen positiven Ausblick für 2019. Foto: Roland Weihrauch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa