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Eon am Boden – 9,3 Milliarden Euro Verlust

Abschreibung auf Uniper - Eon am Boden – 9,3 Milliarden Euro Verlust

Vor knapp zwei Monaten hat Eon-Chef Johannes Teyssen die spektakuläre Aufspaltung des bis dahin größten deutschen Energiekonzerns zum Abschluss gebracht. Das notleidende Geschäft mit den Kohle- und Gaskraftwerken ist im neuen Unternehmen Uniper an der Börse. Eon selbst will endlich in der neuen Energiewelt durchstarten.

Der Neustart beginnt aber mit einer finanziellen Hiobsbotschaft: Eon meldete am Mittwoch einen Rekordverlust. Unter dem Strich summiert sich der Fehlbetrag nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres auf 9,3 Milliarden Euro.

Teyssen muss die Bilanz bereinigen. Nach dem Börsengang von Uniper, die neben den konventionellen Kraftwerken auch den Großhandel und die Gasproduktion umfasst, musste er den Buchwert – der bis zur Trennung noch mit rund 15 Milliarden Euro in der Bilanz stand – an den Marktwert anpassen. 6,1 Milliarden Euro schrieb der Energiekonzern ab, der noch 47 Prozent an Uniper hält. An der Börse wird Uniper aktuell nur mit 4,6 Milliarden Euro bewertet.

Dabei hat sich die neue Aktie bislang erstaunlich gut geschlagen. Sie notiert aktuell mit gut 12,5 Euro deutlich über dem Eröffnungskurs von 10,015 Euro. Der Kurs des Unternehmens, das vom ehemaligen Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer geführt wird, profitiert von einer überraschenden Erholung der Strompreise. Aktuell kostet am Terminmarkt der Leipziger Energiebörse EEX eine Megawattstunde, die im kommenden Jahr geliefert werden soll, 33,50 Euro. Anfang des Jahres waren es kaum mehr als 20 Euro.

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Genau die Schwäche des Strompreises hatte Eon in Turbulenzen gebracht und letztlich zur Abspaltung der konventionellen Kraftwerke gezwungen, die immer weniger Geld verdienten. Den Preisanstieg begründen Analysten jetzt vor allem mit dem Anstieg des Steinkohlepreises. Zudem stehen in Frankreich mehrere Kernkraftwerke still. Die Aktie von Eon hat seit dem Börsengang von Uniper dagegen leicht an Wert verloren.

Dabei läuft es im neuen Kerngeschäft eigentlich ganz gut: In den Sparten erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb lag das um Sondereffekte bereinige operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit knapp 1,9 Milliarden Euro um rund 13 Prozent über dem des Vorjahres.

Eon musste aber auch die Pensionsverpflichtungen an das niedrigere Zinsumfeld anpassen. Und der Konzern muss auch noch mit einer anderen Altlast kämpfen – dem Atomausstieg. „Eine Einigung bei der Finanzierung des Kernenergieausstiegs wird zusätzliche negative Auswirkungen haben“, teilte der Konzern mit.


„Eon hat genügend Finanzierungspielraum“

Die Bundesregierung hat jüngst ein Gesetz auf den Weg gebracht, dass die Verantwortlichkeiten neu verteilt. Die Atomkonzerne sollen zwar weiter für den Rückbau der Reaktoren verantwortlich bleiben, die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls wird aber auf einen öffentlich-rechtlichen Fonds übertragen. Die Konzerne müssen dafür zum einen ihre dafür gebildeten Rückstellungen abgeben und zum anderen auch einen Risikozuschlag übernehmen.

Für Eon dürfte sich die Belastung auf rund zehn Milliarden Euro summieren – inklusive einer Risikoprämie von zwei Milliarden Euro. Der Aufschlag und weitere bilanzielle Anpassungen wie die Neubewertung der verbleibenden Rückstellungen für den Rückbau der Kernkraftwerke würden „das Eigenkapital weiter reduzieren, so dass es im vierten Quartal voraussichtlich negativ wird“, teilte Eon mit. Der Neustart von Eon wird dadurch entscheidend erschwert. Teyssen hat schon angekündigt, dass sich Eon deshalb bei Investitionen bescheiden muss.

Finanzvorstand Michael Sen stellte aber klar: „Eon hat genügend Finanzierungspielraum, um die benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen. Daraus resultiert kein kurzfristiger Handlungsbedarf. Wir analysieren derzeit Alternativen zu einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten für die Finanzierung der Prämie. Wir streben an, eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten zu vermeiden.“

Im Konzern wird aber kritisch verfolgt, dass der neue Konkurrent Innogy mit einem erfolgreichen Börsengang und einer großen Werbekampagne gestartet ist. Peter Terium hatte RWE auch aufgespalten. Während Teyssen aber das notleidende Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken an die Börse brachte, gliederte Terium das Zukunftsgeschäft aus und brachte Innogy mit Vertrieb, Netzen und erneuerbaren Energien an die Börse. Die Aktionäre nahmen die neue Aktie begeistert auf, die Aktien wurden zum Maximalpreis verkauft – und RWE und Innogy nahmen fast fünf Milliarden Euro ein.

Innogy legt am Freitag den Zwischenbericht vor, RWE am kommenden Montag – und Uniper folgt vom 22. November.

KONTEXT

Die Börsengänge der Töchter von Eon und RWE

Energiewende sorgt für Veränderungen

Die von der Energiewende gebeutelten Energieriesen Eon und RWE treiben ihre Konzernumbauten voran. Eon hat die Kraftwerkstochter Uniper im September an die Börse gebracht, RWE bringt das Ökostromgeschäft Innogy im vierten Quartal an den Aktienmarkt.

Die Unternehmen

Die Eon-Tochter Uniper hat ihren Sitz in Düsseldorf, beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter und erzielte nach Konzernangaben 2015 auf Pro-Forma-Basis ein Ebit von 0,8 Milliarden Euro und einen Nettoverlust von rund vier Milliarden Euro. Chef ist der ehemalige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Die RWE-Tochter Innogy hat ihren Sitz in Essen, beschäftigt knapp 40.000 Mitarbeiter und erzielte rein rechnerisch nach RWE-Angaben 2015 einen operativen Gewinn (Ebitda) von 4,5 Milliarden Euro und einen Nettoergebnis von 1,6 Milliarden Euro. Geführt wird das Unternehmen von RWE-Chef Peter Terium, der nach dem Börsengang den Chefposten des Mutterkonzerns abgibt.

Das Geschäft

Uniper betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland mit rund 40 Gigawattt. Hinzu kommen Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel.

RWE Innogy bündelt das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen sowie den Vertrieb von Strom und Gas.

Die Börsengänge

Eon hat im Zuge eines Spin-Offs 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse gebracht und sie den eigenen Aktionären ins Depot gelegt. Einnahmen erzielt der Konzern dabei zunächst nicht. Eon will allerdings mittelfristig die restlichen Aktien versilbern, allerdings nicht vor 2018.

RWE und die neue Tochter Innogy bringen zunächst 25 Prozent der Anteile an die Börse. Zeitgleich und später könnten weitere Anteile verkauft werden, RWE will aber die Mehrheit behalten.

Ausblick

Uniper und Innogy geben keine konkrete Geschäftsprognosen. Beide könnten aber bereits für 2016 eine Dividende ausschütten. Uniper steht von Beginn unter Druck. Der Konzern will bis 2018 Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro verkaufen und die Personalkosten senken.

Innogy erwartet stabile Geschäfte, da der größte Teil der Einnahmen, etwa für den Betrieb der Strom- und Gasnetze staatlich reguliert ist. Das Unternehmen peilt eine Dividende von 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettogewinns an.

KONTEXT

Eon und RWE spalten sich auf - welcher Weg ist besser?

Energieriesen im Umbruch

Unter dem Druck rapide abstürzender Gewinne teilen Deutschlands größte Energiekonzerne Eon und RWE konventionelle und neue Energie in eigene Unternehmen auf. So hoffen sie auf mehr Erfolg im immer unterschiedlicheren Geschäft mit konventioneller Erzeugung einerseits und Ökostrom andererseits. Eon ist dabei einen Schritt voraus. Bei der Hauptversammlung stellten die Aktionäre die Weichen für die rechtliche Trennung . Aber ist Eons Weg richtig?

Eon

Der Marktführer hat bereits Anfang April 2015 das neue Unternehmen Uniper mit rund 14.000 Mitarbeitern gegründet. Es führt die Eon-Gas- und Kohlekraftwerke - also die "alte" Energie - sowie den Energiehandel und die Wasserkraft. Die deutschen Eon-Kernkraftwerke mussten auf politischen Druck beim Mutterkonzern bleiben. Im Herbst will Uniper an die Börse - zunächst, indem Eon gut 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Eon-Aktionäre ausgibt. Einige Jahre später will sich Eon auch von den restlichen Anteilen trennen. Eon gibt also die "alte" Energie praktisch komplett auf und konzentriert sich ganz auf Erneuerbare, Netze und Vertrieb. Die Trennung wurde auch räumlich vollzogen: Seit Jahresbeginn 2016 ist Uniper mit Sitz in Düsseldorf bereits selbstständig am Markt tätig. Eon zog nach Essen.

RWE

RWE hatte eine Aufteilung lange abgelehnt. Firmenchef Peter Terium ist ein Anhänger des "integrierten Konzerns", der alle Leistungen aus einer Hand anbietet. Ende 2015 schlug der Konzern den Weg dennoch ein - wenn auch völlig anders als Eon. Die Essener legten ihre Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb zu einer neuen Gesellschaft zusammen, die am 1. April die Arbeit aufgenommen hat. In dem Unternehmen mit dem Namen Innogy und Sitz in Essen sollen später einmal zwei Drittel der 60.000 RWE-Beschäftigten arbeiten.

Ende 2016 will RWE zunächst rund 10 Prozent der Innogy-Aktien im Zuge einer Kapitalerhöhung an die Börse bringen, weiter Schritte können folgen. Die Mehrheit an der Zukunftstochter soll aber beim Mutterkonzern RWE AG bleiben. Alte und neue Energie bleiben also weiter verbunden.

Was ist besser?

Eon-Chef Johannes Teyssen ist von seinem Weg einer klaren Trennung überzeugt. Eon böten sich nach einer Konsolidierungsphase sichere Einnahmen durch den hohen Anteil an staatlich reguliertem Geschäft und zugleich große Wachstumschancen vor allem mit Erneuerbaren Energien und kundennahen Netzen, sagte er vor Analysten. Teyssen ist überzeugt, dass auch die neue Eon ein Wert für den Dax bleibt. Und Uniper habe mit modernen Gaskraftwerken und Speichern, der Wasserkraft und dem Handelsgeschäft kräftige Pfunde, betont dessen neuer Chef Klaus Schäfer. Wie die ganze Branche setzen Eon und Uniper dabei darauf, dass sich in den kommenden Jahre die Strom-Großhandelspreise wieder erholen.

RWE sieht sich dagegen mit seinem vorsichtigeren Ansatz im Vorteil. "Ich denke, dass unsere Strategie die bessere ist", sagte der RWE-Vize und künftige RWE-AG-Chef Rolf Martin Schmitz im "Handelsblatt". Der Vorteil von RWE: Die Essener gehen mit einer Zukunftsgesellschaft ohne Altlasten an die Börse, die sicher auf Interesse der Aktionäre stoßen wird. Uniper muss dagegen seine Anleger von einem Unternehmen überzeugen, dessen Kraftwerke derzeit kaum Geld verdienen - wenn sie überhaupt am Netz laufen.

Vorteil RWE?

Auf den ersten Blick ja. Aber man kann es auch anders sehen. Schließlich bringt RWE gerade die zukunftsträchtigsten Bestandteile mit der neuen Gesellschaft Innogy schrittweise an die Börse, beim Konzern bleiben die konventionellen Kraftwerke der Vergangenheit. "Mit den Einnahmen aus den Erneuerbaren muss RWE die Konventionellen noch lange stützen", sagt der Geschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW, Thomas Hechtfischer. Im Grunde sei das ein Ausstiegsmodell: "RWE verkauft die Zukunft, Eon trennt sich von der Vergangenheit."

Quelle: dpa