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Der Energieriese kann noch überraschen

RWE im Plus - Der Energieriese kann noch überraschen

RWE treibt mit hoher Geschwindigkeit die Aufspaltung des Energiekonzerns voran. Im ersten April nahm die neue Tochter, die sich um das Geschäft mit der Energiewende kümmern soll, das Geschäft auf.

In den Monaten zuvor ist die in der alten Struktur noch überraschend gut ins Jahr gestartet. In den ersten drei Monaten 2016 stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis legte um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu. Analysten hatten überwiegend mit einem Rückgang gerechnet. „Insgesamt haben wir im ersten Quartal ein durchaus vorzeigbares Ergebnis erzielt“, sagt Finanzvorstand Bernhard Günther.

Allerdings sorgte für die Überraschung der Energiehandel. Die Trading-Abteilung lieferte ein Betriebsergebnis von 166 Millionen Euro ab, im Vorjahr waren es nur sieben Millionen Euro. Die Aktien erklommen mit einem Plus von bis zu 6,6 Prozent auf 12,19 Euro die Dax-Spitze. Die Erträge im Energiehandel unterliegen allerdings im Jahresverlauf großen Schwankungen – das heißt, der Effekt könnte noch verpuffen.

Weiter schlecht liefen die Geschäfte in der konventionellen Stromerzeugung – also der Stromproduktion mit Atom, Kohle und Gas, die nach der Aufspaltung gemeinsam mit dem Energiehandel bei der RWE AG bleiben soll. Dort sank das Betriebsergebnis 20 Prozent auf 354 Millionen Euro. Hauptgrund dafür war, dass die Stromproduktion zu niedrigeren Großhandelspreisen abgesetzt wurde als 2015.

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Das bereinigte Nettoergebnis hat sich trotz der höheren operativen Erträge auch um zwei Prozent auf 857 Millionen Euro verringert. Hauptgrund dafür war ein verschlechtertes Finanzergebnis, das im Vorjahr noch durch hohe Gewinne aus Wertpapierverkäufen geprägt war. Der Außenumsatz fiel um sechs Prozent auf 13,7 Milliarden Euro.

Einen Tag zuvor hatte Konkurrent Eon seine Zwischenbilanz präsentiert. Der Konzern legte ebenfalls leicht zu – allerdings nur wegen eines Sondereffekts. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im ersten Quartal um acht Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro. Eon profitierte dabei von einem Sondergewinn von rund 400 Millionen Euro, weil der Konzern Lieferverträge mit dem russischen Gasproduzenten Gazprom neu verhandeln konnte. Ohne den Sondereffekt wäre bei Eon das Ergebnis leicht gesunken.


Große Belastung droht in der Atomsparte

Die beiden Energiekonzerne leiden unter denselben Rahmenbedingungen – dem Verfall der Strompreise im Großhandel, weil der Markt mit Wind- und Solarstrom geflutet wird. Aktuell kostet eine Megawattstunde Strom an der Leipziger Energiebörse EEX weniger als 24 Euro. Damit rechnen sich selbst die günstigen Braunkohle- und Atomkraftwerke kaum noch.

RWE-Chef Peter Terium und Eon-Chef Johannes Teyssen reagieren auf die Verwerfungen am Markt radikal. Beide trennen die konventionelle Stromproduktion vom Geschäft mit der Energiewende. Allerdings auf unterschiedliche Weise. Eon spaltet die Kraftwerke in das neue Unternehmen Uniper ab und behält selbst das ertragreiche Geschäft mit Netzen, Vertrieb und erneuerbaren Energien. spaltet gerade das Zukunftsgeschäft in eine neue Tochter ab und bleibt selbst für die Kraftwerke verantwortlich.

Die neue RWE-Tochter ist zum ersten April operativ an den Start gegangen. Ende des Jahres will Terium zehn Prozent an der Börse platzieren und sich dann selbst auf die Führung der neuen Gesellschaft konzentrieren. RWE-Chef wird dann der bisherige Vize Rolf Martin Schmitz.

„Unsere drei Zukunftsfelder Erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb entwickeln sich gut“, betonte Finanzvorstand Günther. „Unsere Ergebnisprognose für 2016 können wir bestätigen.“

Eine große Belastung droht dem Konzern in der Atomsparte. Die Bundesregierung will die Finanzierung des Atomausstiegs neu regeln, um Rückbau und Entsorgung auch über Jahrzehnte abzusichern. Auf dem Tisch liegt der Vorschlag der von der Regierung eingesetzten Atomkommission. Sie will die Verantwortung für den Rückbau bei den Konzernen lassen, die Zwischen- und Endlagerung der Brennelemente aber auf einen öffentlich-rechtlichen Fonds übertragen. Die Atomkonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall sollen diesen mit gut 23 Milliarden Euro ausstatten. Das sind sechs Milliarden Euro mehr, als sie zurückgestellt haben.

In einer ersten Reaktion hatten die Konzerne den Vorschlag gemeinsam zurück gewiesen. Sie sahen sich in ihrer „wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“ gefährdet. Jetzt schert aber offenbar Eon aus. Teyssen hatte am Dienstag signalisiert, den Vorschlag letztlich zu akzeptieren. Eon bringt damit RWE in die Bredouille. Der Konzern fürchtet eine weitere Absenkung des Ratings – und könnte das kaum noch verkraften.

KONTEXT

Das sind die größten Baustellen von RWE

RWE will durch eine Aufspaltung aus der Krise kommen

Der Energiekonzern RWE steckt in einer der schwersten Krisen seiner 117-jährigen Unternehmensgeschichte. Vorstandschef Peter Terium will den Versorger durch eine Aufspaltung des Ökostromgeschäftes sowie der Stromnetzen und des Vertriebs neu aufstellen. Zehn Prozent der neuen Gesellschaft sollen Ende 2016 an die Börse gebracht und neue Gesellschafter gewonnen werden. Der Mutterkonzern soll derweil Mehrheitseigner bleiben und sich künftig auf die konventionelle Stromerzeugung und den Energiehandel konzentrieren. Was sind die größten Baustellen von RWE?

Der Gewinneinbruch setzt sich fort

RWE brechen wegen der fallenden Strom-Großhandelspreise die Gewinne weg. Die Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke, die früher die Kasse füllten, werden Konzernangaben zufolge womöglich bald nur noch ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Im laufenden Jahr rechnet der Versorger insgesamt mit einem weiteren Schwund des operativen Ergebnisses (Ebitda) auf 6,1 bis 6,4 Milliarden Euro von 7,1 Milliarden im Jahr zuvor. 2009 waren es noch 9,1 Milliarden. 2013 hatte RWE nach hohen Abschreibungen auf seine Kraftwerke einen Nettoverlust von 2,8 Milliarden Euro verbucht.

Der Aktienkurs und der Börsenwert dümpeln im Tief

Der Aktienkurs befindet sich seit Jahren im Sinkflug. Er liegt bei rund elf Euro. Ende 2007 notierte das Papier bei fast 100 Euro. RWE ist an der Börse noch rund 6,6 Milliarden Euro Milliarden Euro wert. Im August waren es noch elf Milliarden. Der Konkurrent Eon kommt auf das Dreifache des aktuellen Marktwertes.

Hohe Schulden und die Lasten für die Zukunft

RWE drücken Schulden von 25,6 Milliarden Euro. Durch den Verkauf der Öl- und Gastochter Dea für mehr als fünf Milliarden Euro hatte der Versorger seine Schulden etwas reduziert. Auf den Konzern kommen aber durch den Atomausstieg und die Beseitigung der Braunkohletagebauschäden hohe Kosten zu. RWE will auch deshalb seine Kosten senken - bis 2017 um zwei Milliarden Euro.

Die Dividende schmilzt dahin

Die Aktionäre müssen sich auf einen weiteren Rückgang der Dividende gefasst machen. Gab es für das Geschäftsjahr 2008 noch 4,50 Euro, war es zuletzt ein Euro je Aktie. Vielen Kommunen, die knapp 24 Prozent an RWE halten, entgehen früher als sicher eingeschätzte Haushaltseinnahmen. Großaktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit gut fünf Prozent.

Die starke Abhängigkeit von der Kohle

RWE hat die Energiewende verschlafen und insbesondere unter Ex-Chef Jürgen Großmann lange auf Kohle und Atom gesetzt. 2014 erzeugte RWE die Hälfte seines Stroms aus Stein- und Braunkohle. Der Ökostromanteil lag bei knapp fünf Prozent. Die Ökosparte Innogy soll nach vielen Rückschlägen 2015 ihren Gewinn erhöhen.

Der Jobabbau geht weiter

Entlassungen von Beschäftigten dürften weitergehen. RWE hat derzeit knapp 59.000 Mitarbeiter nach früher über 70.000. In der Kraftwerkssparte droht der Wegfall von rund 1000 Jobs - betriebsbedingte Kündigungen sind nicht mehr ausgeschlossen.