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Energie-Start-up 4hundred setzt auf Kundenservice statt Dumpingpreise

Ilona Ludewig und Andrew Mack verkaufen Ökostrom mit einem innovativen Tarifmodell. Beim Kundenservice orientiert sich 4hundred am Erfolg der Fintechs.

Es war für Ilona Ludewig gar nicht so einfach, Kunde ihres eigenen Unternehmens zu werden. In einem Formular, mit dem sie bei ihrem Gasanbieter den Wechsel zu 4hundred einleiten wollte, war der Name falsch geschrieben. Der kleine Fehler reichte, um für monatelange Komplikationen zu sorgen. Die bürokratischen Hürden, ist die Unternehmerin überzeugt, sind beim Anbieterwechsel noch immer zu hoch.

Ludewig und ihr Mann Andrew Mack wollen in einer Branche, die schon hart umkämpft ist, alles anders machen. Die Kunden werden nicht mit Dumping-Angeboten in der Anfangsphase gelockt, dafür gibt es später auch keine heimlichen Preiserhöhungen. „Im klassischen Setup werden Kunden oft nur ganz am Anfang gut behandelt – oder wenn man weg will“, sagt Ludewig.

Bei 4hundred zahlen die Kunden laut Unternehmen die direkten Energiekosten und fixen Netzkosten plus den 4hundred-Anteil von acht Euro je Strom- und Gasanschluss im Monat. Wenn ein Kunde den Abschlag in einem Monat nicht verbraucht, also weniger Energie verbraucht als zuvor gezahlt, bekommt er auf sein nicht verbrauchtes Guthaben vier Prozent Zinsen, daher auch der Name 4hundred. Die Zinszahlung ist auf übliche Vorauszahlungen gedeckelt – reich wird man damit also nicht.

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4hundred vertreibt ausschließlich Ökostrom und hat auch Gas im Angebot. Doch der Umweltgedanke steht nicht im Mittelpunkt der Gründung. „Uns geht es um Kundennähe“, sagt Ludewig. Anregung sei gewesen, was im Bereich der Fintechs passiere. Auch dort gibt es Dienstleister, die sich ganz auf digitalen Service konzentrieren.

Die digitale Ausrichtung spart einerseits Kosten, Callcenter gibt es bei 4hundred nicht, alles läuft über die App. „Wir wollen das beste Kundenerlebnis bieten“, sagt Ludewig.

In einem Internetforum können sich die Kunden gegenseitig Tipps geben. Der Community-Erlebnis soll die Kundenbindung erhöhen. „Doch wer gehen will“, sagt Ludewig, „der kann das auch.“ Mindestlaufzeiten gibt es bei 4hundred nicht.

Kleine Anbieter haben in der Branche durchaus ihre Chancen. Jedes Jahr wechseln zwischen vier und fünf Millionen Haushalte den Stromlieferanten. Rund 31 Prozent aller Haushaltskunden werden inzwischen von einem Lieferanten beliefert, der nicht der örtliche Grundversorger ist.

Allerdings ist der Wettbewerb hart Haushaltskunden konnten zuletzt zwischen 124 verschiedenen Lieferanten wählen. Zu Jahresbeginn sorgte etwa die Insolvenz des Billigstromanbieters BEV für Schlagzeilen.

„Der Wettbewerb bleibt ein wesentliches Element, wie sich Haushalte gegen steigende Strompreise wappnen können“, sagte dagegen Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur bei Vorlage des Monitoringberichts 2018. Daher sei es unverständlich, dass die Wechselquoten stagnierten.

Schwieriger Wettbewerb mit den Großen

Ludewig hatte das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mack gegründet. Der Energieexperte kümmert sich unter anderem um den Stromeinkauf. „Unser Ziel ist, langfristig und für alle günstig zu sein“, sagt Mack. 4hundred verfolge nicht das Prinzip des Preisbrechers, schließlich sollen ja das Kundenerlebnis und faire, gleiche Preise für alle im Mittelpunkt stehen.

Für ein Start-up wie 4hundred ohne riesige Marketingetats ist es allerdings nicht einfach, neben den Großen zu bestehen. Ausreichende Bekanntheit zu gewinnen, ist eine echte Herausforderung. Bislang hat 4hundred laut früheren Angaben mehr als 10.000 Kunden gewonnen.

„Wir sind noch klein“, räumt Ludewig ein. Doch das Geschäftsmodell sei erweiterbar, es könne auf andere Bereiche ausgedehnt oder um intelligente Energiemanagementsysteme ausgeweitet werden.

Von Vorteil ist für 4hundred, dass es einen starken Partner im Gesellschafterkreis hat. Im vergangenen Jahr übernahm Ovo Energy die Mehrheit. Der britische Energiedienstleister expandiert damit erstmals auf den europäischen Kontinent. In der Anfangsphase wurde das Start-up von Business Angels finanziert.

„4hundred lebt die gleiche Philosophie wie wir, das war für uns ein entscheidendes Kriterium für die Investition und die daraus entstehende langfristige Zusammenarbeit”, sagte Ovo-Gründer Stephen Fitzpatrick. „4hundreds digitale Expertise, technologisches Know-how und revolutionäres, kundenorientiertes Gemeinschaftsmodell machen uns zuversichtlich, dass wir gemeinsam weiterhin ein starkes Wachstum und Erfolg verzeichnen werden.”