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Seine Geschichte bewegte Millionen

Seine Geschichte bewegte Millionen
Seine Geschichte bewegte Millionen

Dieses Foto ist das wohl bekannteste Bild der Olympischen Spiele von Peking 2008.

Matthias Steiner bekommt bei der Siegerehrung am 19. August - also vor genau 15 Jahren - seine Goldmedaille überreicht. Doch er ist nicht allein ganz oben auf dem Podest. Seine Frau Susann ist ganz nah dabei. Der frisch gekühlte Olympiasieger hält ein Bild der jungen Dame in die Kamera.

Dabei lebt sie seit dem 16. Juli 2007 nicht mehr. Nach einem schweren Autounfall kam sie ums Leben. „Ich wollte der Welt zeigen, dass ich nicht allein da oben stehen will“, erklärt Steiner seine Geste.

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Er gab nach dem Wettkampf den Zuschauern einen Einblick in die Gefühlswelt: „Das ist schwer zu beschreiben, du hast dir dein Leben eingerichtet. Alles richtete sich bei mir auf die Olympischen Spiele. Meine Frau hatte studiert und die Karriere noch vor sich. Es ist vom einen Tag auf den anderen auf einmal vorbei.“

Nach dem Tod seiner Partnerin denkt der Athlet daran, alles hinzuschmeißen. Doch dann entscheidet er sich um: „Wenn ich es jetzt bleiben lasse, ist dieses Geschehene trotzdem passiert. Es wird mich sowieso mein Leben lang begleiten.“

Für die schweren Monate vor Olympia wird Steiner mit Gold belohnt. Was ihm dieser Erfolg bedeutet, wird direkt deutlich.

Olympia: Steiner lässt Emotionen raus

Kaum hat der damals 25-Jährige das Gewicht wieder fallen lassen, reißt er sich am Trikot herum, brüllt seine Freude laut heraus, hüpft wie ein kleines Kind über die Bühne und springt in die Arme von Trainer Frank Mantzek.

„Es war, als würden tausend Ketten weggesprengt werden“, meint Steiner.

Denn nicht nur der Tod von Susann pflastert den steinigen Weg zu diesem Triumph.

An seinem 18. Geburtstag wird bei Steiner Diabetes Typ1 festgestellt. Seinem Sport bleibt er dennoch treu.

Als der Athlet dann aber fünf Jahre später - auch aufgrund der Krankheit - sein Gewicht nicht unter 105 Kilogramm halten kann, kommt es für den gebürtigen Wiener zum großen Knall.

Steiner: Österreich wollte ihn nicht

Der österreichische Verband will den Sportler nicht mehr.

Martin Schödl, Vizepräsident des ÖGV, beleidigt Steiner sogar öffentlich im Herbst 2005: „Nach dem neuerlichen Beweis für seine Unsportlichkeit ist es mir egal, ob Steiner künftig für Schweden, Deutschland, Kasachstan oder Teppichland startet.“

Wenig später heiratet Steiner seine Freundin Susann. Sie kommt aus Sachsen und ist Deutsche. Der Gewichtheber beantragt nun auch die deutsche Staatsbürgerschaft und erhält diese Anfang 2008.

Das ist gerade noch rechtzeitig, um für Olympia noch startberechtigt zu sein.

Im April wird der „Neuzugang“ mit persönlichen Bestleistungen sofort Europameister im Superschwergewicht. In Peking legt der Koloss dann mit 203 kg im Reißen vor.

Im Stoßen muss Steiner dann 258 Kilogramm schaffen, um dem Russen Jewgeni Tschigischew olympisches Gold zu entreißen. Das hat der Deutsche noch nie zuvor geschafft. Doch auf einmal bekommt er die Stange hoch. Der Rest ist Sport-Geschichte!

Steiner jetzt Brotunternehmer

2010 heiratet der Gold-Held dann Inge Posmyk. Im März 2013 beendet der gefeierte Sportler seine Karriere.

„Ich habe in meinem Sport alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Mehr als Olympiasieger, stärkster Mann der Welt, zu sein, geht nicht in unserer Sportart. Das als erster Deutscher zu erreichen, ist dann schon sehr befriedigend, wenn man zurückblickt“, sagt Steiner 2013 im SPORT1-Interview.

Ruhig wird es zunächst aber nicht um ihn. Er wird in zahlreiche Shows eingeladen, nimmt 2015 bei Let‘s Dance teil. Auffällig: Steiner nimmt extrem ab. Mit dem damaligen Kollos hat er heute kaum noch etwas gemein.

Mittlerweile bewirtschaftet er rund 1500 Quadratmeter Land. „Jeder Bauer würde über mich lachen“, sagt Steiner dem Deutschlandfunk.

Er baut Kartoffeln an, hat eigene Bienenvölker und ist in das Brotgeschäft eingestiegen. „Ich habe mich geärgert, dass es keine Produkte gibt, die schmecken wie normales Brot, die aber möglichst wenig Kohlehydrate haben“, so Steiner.

Als Diabetiker hatte er immer nach Alternativen gesucht.

Wenn er nach Feierabend zu Hause Platz nimmt, wird er sicher immer noch ab und zu das emotionale Bild aus Peking sehen.